wir haben das Zeitalter der praktischen Unvernunft betreten. Starke Kräfte in Deutschland, Europa und Amerika wollen fühlen, nicht rechnen. Die Lehren der Klassiker Adam Smith, Friedrich August von Hayek und David Ricardo hat man an den Universitäten gelehrt, um sie in der Regierungsarbeit zu dementieren.
wenn man zynisch veranlagt ist, könnte man sagen: Die Ukrainerückt dem Frieden näher. Das wäre dann die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht folgt allerdings auf dem Fuße: Es wird nach allem, was wir jetzt sehen, ein russischer Diktatfrieden sein. Die schlechte frisst die gute Nachricht wieder auf.
Tokio, Washington, Kiew. Die Spielorte der großen Weltpolitik wechseln, aber ein Zentralthema der Wähler bleibt im heimischen Biotop verwurzelt: die Zuwanderung. Die neueren Migrationswellen und damit die Zustände in den Kommunen und Gemeinden beschäftigen, besorgen und verändern das Land – auch politisch.
die Grünen riskieren in diesen Tagen das Wichtigste, was sie haben: ihre Glaubwürdigkeit. In einer Art Doppelschlag greifen sie ohne jede Fremdeinwirkung ihren Markenkern an.
wer die Primärenergie verstehen will, die unsere Regierung auseinandertreibt und im Wahlvolk zu einer Kernschmelze des Vertrauens
in die Ampel-Koalition geführt hat, muss durch die Gesichter der
Beteiligten hindurchschauen. Erst in der Abstraktion erkennt man die energetischen Urgewalten, die hier wirken.
Dazu muss man wissen: Es gibt trotz der Vielzahl der beteiligten Parteien und Persönlichkeiten im Grunde nur zwei Quellen politischer Energie. Beide bilden – wenn sie aufeinandertreffen – ein explosives Gemisch. Warum das wichtig ist?
bei Spitzenpolitikern ist das Private immer auch politisch. Die schlechte Laune von Robert Habeck – die er seit Tagen in den Nachrichtensendungen und den Talkshows öffentlich zur Schau stellt – ist daher keiner persönlichen Stimmungsschwankung zuzuschreiben, sondern einem politischen Klimasturz.
Das Kanzleramt soll
verdoppelt werden, die Kritik daran steigt. Auch in den eigenen Reihen.
Über eine Regierung, die für sich selbst baut. Ein Sommertag im Jahr 2023.
Olaf Scholz steht im Garten des Bundeskanzleramts, neben ihm Wolfgang Schmidt, sein Kanzleramtschef. Viele Ehrengäste sind gekommen, Kabinettsmitglieder, das Architektenpaar vorneweg.
Der
Kanzler ist gut aufgelegt, in Festtagsstimmung. Es gibt Champagner und
Obst am Spieß. Ein schöner, warmer Tag im Regierungsviertel, keine Wolke
am Hauptstadt-Himmel.
In seiner Rede stellt Scholz die
Bedeutung Deutschlands in der Welt heraus. Entsprechend solle nun eben
auch das Bundeskanzleramt vergrößert werden.
Der ehemalige New York Times-Reporter und mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Schriftsteller Seymour Hersh veröffentlichte am Mittwoch eine brisante Recherche: Die USA sollen demnach für die Sabotage der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich sein.
die stärkste Kraft im Kapitalismus, so hat es Adam Smith beschrieben, geht nicht von den Absichten der Marktteilnehmer aus, sondern von der Tatsache, dass Angebot und Nachfrage auf geheimnisvolle Art zueinanderfinden. Die „unsichtbare Hand” war seine Metapher für die hier wirkende Urgewalt.
die Kluft zwischen Worten und Taten ist bei dieser Ampel-Koalition größer als der Grand Canyon. Wollte man das Tal der leeren Versprechen zu Fuß durchschreiten, müsste man sich auf eine kräftezehrende Mehrtages-Tour gefasst machen. Mindestens sechs Etappen wären zu bewältigen:
auch Freunde können gnadenlos sein, Parteifreunde allemal. SPD-Chef Lars Klingbeil hat der eigenen Regierung für ihr Jahreszeugnis die Note drei plus ausgestellt. Nur befriedigend. Kurz vor ausreichend. Weit weg von sehr gut.
die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar spaltet – vor allem Deutschland vom Rest der Welt. Die fehlenden Freiheitsrechte für Homosexuelle und die teils katastrophalen Arbeitsverhältnisse in Katar werden auch von anderen Nationen nicht gut geheißen. Aber sie werden nirgendwo mit der gleichen Inbrunst beklagt.
Vater Staat ist uns nicht nur lieb und teuer, er ist auch ein bisschen verrückt. Als befinde er sich im Zustand geistiger Umnachtung, bekämpft er derzeit nicht den Facharbeitermangel, sondern gleich das Arbeiten selbst.
19 Grafiken zeigen, wie die Welt 2023 aussehen wird
19 Grafiken zeigen, wie die Welt 2023 aussehen wird
Guten Morgen,
alle Wirtschaftsforschungsinstitute und auch die Verbände werden in den nächsten Tagen ihren ökonomischen Outlook 2023 veröffentlichen. Die Bundesregierung hat ihre Projektion 2023 soeben vorgelegt.
diese Frage mögen unsere Regierungsmitglieder nicht sonderlich, aber sie muss in diesen Tagen gestellt werden: Wie viel Inkompetenz verträgt die Politik? Oder höflicher gefragt: Warum reagieren viele Spitzenpolitiker so allergisch auf das, was Ökonomen, Finanz- und Energieexperten ihnen zu sagen haben?
wer die unterschiedliche Aufgabenverteilung zwischen Politiker und Journalist verstehen will, der muss sich im Grunde nur zwei Worte merken: Wahrheit und Wirkung. Der gute Journalist sucht nach der Wahrheit,
auch der dahinter. Er benutzt dabei nicht, um ein böses Wort des
NDR-Redaktionsausschusses aufzugreifen, den „politischen Filter.” Der Politiker hingegen zielt immer zuerst auf Wirkung. Wenn die Wahrheit ihm dabei behilflich ist, umso besser. Aber sie ist keine notwendige Bedingung für sein Fortkommen. In der Regel legt er einen parteipolitischen Filter über die Wahrheit – bis diese rot, grün oder gelb zu leuchten beginnt.
seitdem
der Iran wieder verstärkt Uran anreichert, bemüht sich der Westen um
die Rettung des 2015 geschlossenen Atomabkommens mit dem von
islamistischen Fundamentalisten geführten Land.
das
große Missverständnis des westlichen Sanktionsregimes liegt in dem
Kinderglauben: Ich nehme dem anderen die Schaufel weg – und dann hat er
nichts mehr zum Spielen. Ätsch! Die Wahrheit ist: Der andere
schüttelt sich und sucht umgehend neue Freunde und Partner außerhalb
unserer Reichweite. Bald schon besitzt er ein neues Schäufelchen, aber
aus anderen Quellen. Unsere Sanktionen haben ihn gestresst, aber nicht
erledigt. Sein Leben geht weiter, nur in der Sandkiste nebenan.
die Welt lebt oft anders, als sie fühlt. Die westliche Moderne ist geprägt von einer kulturellen Hegemonie der Tierfreunde, der Umweltschützer und der Konsumkritiker. Was für ein Fortschritt, sollte man meinen.
in der Medizin ist diese Arbeitsteilung eine Selbstverständlichkeit: Die Forscher der Pharmafirmen wollen den Krebs besiegen. Man setzt Milliarden auf den großen Durchbruch.
den Gezeitenwechsel in der internationalen Politik kann man nicht sehen, aber spüren. Man muss nur für einen Moment die Augen schließen und sich erinnern.
An Angela Merkel zum Beispiel und ihr Konzept einer „wertegebundenen Außenpolitik“. Oder an die Grünen, die in der Opposition dafür warben, nicht mehr nur Automobile, sondern auch Menschenrechte und Umweltstandards zu exportieren.
Ursula von der Leyen sieht sich als das
säkulare Oberhaupt einer Wertegemeinschaft namens EU. Doch die europäischen
Werte – Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit – werden von einigen
Mitgliedern und Partnern permanent mit Füßen getreten. Die Probleme sind groß,
nicht nur in Polen und Ungarn.
Business Class Edition: 07.07.2022 Banken: Europas stiller Abstieg Guten Morgen, den Abschied Europas aus der Spitze der bedeutenden Wirtschaftsblöcke darf man sich nicht wie ein Requiem mit Orgel und Streichorchester vorstellen. Die Erkennungsmelodie der vielen Teilabschiede ist vielmehr eine bedrückende Stille.
Business Class Edition: Zuversicht in schwierigen Zeiten Guten Morgen, wer in diesen Tagen in Gesprächsrunden nach der allgemeinen Stimmung gefragt wird, antwortet gerne mit einem bedrückten Verweis auf die kritische Weltlage, um erst danach die eigentliche Antwort zu geben. Es geht gut, aber darf es das überhaupt?
Guten Morgen, derweil drei Vertreter von Old Europe – Scholz, Draghi und Macron – durch die Verwüstungen in den Kiewer Vororten stapfen, meldet sich in aufreizender Selbstgewissheit der
Kreml-Herrscher und Kriegspräsident zu Wort. Die drei EU-Politiker – so
lässt Putin über den Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, mitteilen, sollten ihre Zeit mit Selenskyj nutzen, um einen „realistischen Blick auf die Sachlage“ zu werfen. Veröffentlivht: 17.06.2022
Anmerkung
von mir: Hat von den dilettantischen Naivlingen in Brüssel und Berlin
wirklich einer geglaubt, dass Putin westliche Sanktionen stoisch über
sich ergehen lässt, ohne sich zu wehren. Um den Westen zu treffen,
braucht es keine schweren Waffen. Es reicht ein Gas- und Ölhahn...
Guten Morgen, wer dem deutschen Finanzminister oder der EZB-Präsidentin Christine Lagarde zuhört, könnte den Eindruck gewinnen, die hohe Inflation sei die Folge eines Götterfluches. Es ist derzeit unmöglich, in Berlin, Frankfurt, Brüssel oder auch Washington einen Politiker oder Notenbanker zu treffen, der bereit wäre, Verantwortung für diesen massiven Eingriff in die finanzielle Freiheit der Bürger zu übernehmen. Veröffentlicht: 13.06.2022
Frieden
ist das höchste Gut“, plakatieren derzeit die „Grünen“. Aber die
Verletzung der Geldwertstabilität, würde man ihnen gerne zurufen, ist
auch kein Kavaliersdelikt. Es bleibt Putins Krieg, aber es ist unsere Inflation. Veröffentlicht: 07.06.2022
Selenskyj: Krieg & WahrheitGuten Morgen, in
Berlin und Hamburg, in Passau und Husum, überall in Deutschland geht
das Alltagsleben weiter: Der Bäcker backt. Der Maurer mauert. Der Lehrer
lehrt. Alles sieht aus wie immer.
Doch
in unserem Innern tobt ein Sturm. Die Geschichte hat sich mit schwarzem
Pinsel in unser Leben eingemischt. Ein böses Wort ist vom Auslandsteil
der Zeitung auf ihre Frontseite vorgerückt: KRIEG steht da jetzt, als
sei es das Natürlichste der Welt.
Guten Morgen, die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland haben (erwartungsgemäß) nicht den Krieg beendet, aber sie haben erstens Putin und zweitens dem Westen selbst einen schweren ökonomischen Schlag verpasst. Die unbequeme Wahrheit ist diese: Man zielte auf Russland und hat dabei auch sich selbst ins Knie geschossen.
China: Partner oder Rivale? 13.05.2022, guten Morgen, gestern noch war Deutschland das Wunderkind der Weltwirtschaft, gerade auch dank der reißfesten ökonomischen Beziehungen zu China. Wir waren der bevorzugte Partner der neuen Wirtschaftsmacht, derweil die Exportindustrie Amerikas unter die Räder geriet.
Business Class Edition: Selenskyj: Leben in der Eindimensionalität (The Pioneer) Montag, 09.05.2022 guten Morgen, so wie der gute Christ nach Rom pilgert, so reist der gute Demokrat in diesen Tagen nach Kiew. Sein Petersplatz heißt Maidan. Nur, dass er hier nicht mit ein paar Fürbitten davon kommt.
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