13 Februar 2023

Business Class Edition: Nord-Stream 2: US-Sabotage ?

Business Class Edition:
Nord-Stream 2: US-Sabotage
Gabor Steingart, Freitag, 10.02.2023
Der ehemalige New York Times-Reporter und mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Schriftsteller Seymour Hersh veröffentlichte am Mittwoch eine brisante Recherche: Die USA sollen demnach für die Sabotage der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich sein.
Präsident Joe Biden und die amerikanische nationale Sicherheitsgemeinschaft, so Hersh, hätten die Sabotage monatelang geplant. Der Text wird von Adrienne Watson, einer Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, bestritten und gleichwohl von Kennern der Geheimdienstszene wie Welt-Herausgeber Stefan Aust für plausibel gehalten. Stefan Kornelius, der außenpolitische Kopf der Süddeutschen Zeitung, hält die Faktenlage des Berichts für zu dünn und die These für zu spekulativ. Er über Hersh:
                    "Einst Meister der Fakten, nun eher der Fantasien".
Aber was genau schreibt der 85-jährige Enthüllungsreporter?

Die Sprengung der Gaspipelines in der Ostsee war laut Hersh von langer Hand und schon vor Kriegsbeginn geplant:

"Der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan berief im Dezember 2021, zwei Monate vor Ausbruch des Kriegs, eine Sitzung einer neu gebildeten Task Force ein und bat um Empfehlungen, wie man auf Putins bevorstehende Invasion reagieren sollte".

Es gab Diskussionen, wie die Tat durchgeführt wird:

"In den folgenden Sitzungen erörterten die Teilnehmer die Optionen für einen Angriff. Die Marine schlug vor, ein neu in Dienst gestelltes U-Boot einzusetzen, um die Pipeline direkt anzugreifen. Die Luftwaffe diskutierte den Abwurf von Bomben mit verzögertem Zünder, die aus der Ferne gezündet werden könnten".

Eine Geheimdienstoperation wie im Film wurde in Gang gesetzt:

"Plötzlich wurde aus einer verdeckten Operation, über die der Kongress informiert werden musste, eine Geheimdienstoperation mit militärischer Unterstützung der USA".

Hershs Quelle zufolge „gab es somit keine rechtliche Verpflichtung mehr, den Kongress über die Operation zu informieren. Alles, was sie jetzt tun mussten, war, es einfach zu tun’.”

Der perfekte Ort für die Operation wurde in Norwegen gefunden, weil „in den vergangenen Jahren der Ost-West-Krise das US-Militär seine Präsenz in Norwegen stark ausgebaut hat.”

Darüber hinaus handelt es sich bei den Norwegern um einen vertrauensvollen Partner, da dieser auch Eigeninteresse verfolgt:

"Man konnte auch darauf vertrauen, dass die Norweger die Mission geheim halten würden, weil sie möglicherweise auch andere Interessen hatten. Die Zerstörung von Nord Stream würde es Norwegen ermöglichen, weitaus mehr eigenes Erdgas nach Europa zu verkaufen".

Der konkrete Abschluss wurde angeblich so durchgeführt:

"Am 26. September 2022 warf ein P8-Überwachungsflugzeug der norwegischen Marine bei einem scheinbar routinemäßigen Flug eine Sonarboje ab. Das Signal breitete sich unter Wasser aus, zunächst auf Nord Stream 2 und dann auf Nord Stream 1. Wenige Stunden später wurde der C4-Hochleistungssprengstoff ausgelöst und drei der vier Pipelines wurden außer Betrieb gesetzt".

Die schwerwiegenden Anschuldigungen wiesen die USA von sich, die Darstellungen gäben „auf keiner Ebene Sinn”. Russland fordert unterdessen die Einleitung internationaler Ermittlungen. Und wenn die Drehbuchautoren von James Bond auf Zack sind, nehmen sie sich diesen Stoff und fertigen daraus ein Drehbuch: Arbeitstitel: Never say never again, Part 2.


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