Die SPD hat an gesellschaftlichem Rückhalt
eingebüßt und bei den Wahlen kräftig verloren. Ihre Machtpositionen aber
sind intakt geblieben. In folgender Aufzählung fehlen nur noch die Grünen. Rot/Grün haben sich den Staat zur Beute gemacht. Jetzt muss uns nur noch jemand erklären, was das mit Demokratie zu tun hat.
Guten Morgen,
der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry
ist von einem Asteroiden kommend auf der Erde gelandet, wo ihm ein
außergewöhnlich kluger Fuchs begegnet. Dieser weiht den Außerirdischen
in die Geheimnisse des Planeten Erde ein und lehrt ihn, das
„Wesentliche“ zu erkennen, denn das sei „für die Augen unsichtbar“.
Diesen magischen Fuchs könnten wir alle gut gebrauchen,
um die unsichtbare Machtarchitektur der Bundesrepublik besser zu
verstehen. Wir würden lernen, dass auf seltsame Weise die SPD das Land
umschlungen hält. Auch wenn sie Wahlen in Serie verliert und bei der
vergangenen Bundestagswahl nur 16,4 Prozent der Wähler oder 13,5 Prozent
der Wahlberechtigten von sich überzeugen konnte, hält sie doch die
Schaltstellen der Macht besetzt.
Vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ (Ralf Dahrendorf) und dem „Elend der Sozialdemokratie“ (Peer Steinbrück)
kann in der wahren Wirklichkeit nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Man
könnte glauben, die Sozialdemokratie habe soeben mit einem Erdrutschsieg
die Wahlen gewonnen.
Auch wenn sich die Mitgliederzahl von 950.000 (1972) auf 358.000 (2025) mehr als halbiert hat und die unter Willy Brandt erzielten
45,8 Prozent der abgegebenen Stimmen heute unerreichbar scheinen, hat
sich die SPD im Fundament der Republik, aber auch im Dachstuhl und auf
allen Zwischenstockwerken, wohnlich eingerichtet.
Ganz oben thront das Staatsoberhaupt, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Menschen sind von ihm weit weniger überzeugt als er von sich. Als er 2009 zur Bundestagswahl antrat, verlor er krachend. Jetzt heißt es: Er repräsentiert ja nur. Aber wen eigentlich?
Ganz oben thront das Staatsoberhaupt, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Menschen sind von ihm weit weniger überzeugt als er von sich. Als er 2009 zur Bundestagswahl antrat, verlor er krachend. Jetzt heißt es: Er repräsentiert ja nur. Aber wen eigentlich?
Auch da, wo es handfest wird, hat die SPD das Sagen.
Das Militär der Bundesrepublik – mit seinen mehr als 260.000
Mitarbeitern – und der Militärische Abschirmdienst (MAD) werden geführt
vom Sozialdemokraten Boris Pistorius, der die
Wahlniederlage überlebt hat. Er verantwortet auch das
400-Milliarden-Euro-Zeitenwende-Programm, das ihm von der neuen
Bundesregierung bewilligt wurde.
Über das größte Budget im Bundeshaushalt, den Sozialetat, verfügt Hubertus Heil,
Sozialdemokrat. Selbst wenn er geht, wird wieder ein Sozialdemokrat auf
seinem Stuhl Platz nehmen. Das steht schon fest. Insgesamt werden
sieben Genossinnen und Genossen der neuen Regierung angehören. Damit
holte die SPD mehr Fachministerien als zur Zeit der Ampelkoalition.
Die Ministerränge sind mit reichlich Geld unterfüttert.
Die SPD darf – abzüglich der Bundesschuld und der Verwaltungskosten für
Bundestag, Bundesrat und Bundespräsident – fast doppelt soviel der im
Bundeshaushalt für politische Vorhaben verfügbaren Gelder ausgeben wie
die Union.
Der Notenbankpräsident des Landes, also der Chef der
Deutschen Bundesbank und damit Deutschlands ranghöchster Vertreter in
der EZB, gehört ebenfalls zum Schattenreich der SPD. Er heißt Joachim Nagel
und ist langjähriges Mitglied der Sozialdemokraten. Für die Reform der
Schuldenbremse hat er laut getrommelt. Das eben ist das Praktische:
Täter und Kronzeuge kommen aus derselben Familie.
Die Bundesagentur für Arbeit – eine Behörde mit knapp
113.000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 44,6 Milliarden Euro in
2024 – wird von der ehemaligen SPD-Vorsitzenden und früheren Juso-Chefin
Andrea Nahles geführt. Sie ist eine leidenschaftliche Loyalistin der Partei. Die Expansion des Sozialstaates ist ihr Lebenswerk.
Auch in den Medien mischt die SPD kräftig mit. Die Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrates ist Malu Dreyer,
SPD. Ihren Hauptberuf als SPD-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
hat sie mittlerweile geräumt, aber auf dem Lerchenberg in Mainz hält sie
weiter die Stellung.
Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes hören auf das Kommando von Frank Werneke,
SPD. Immerhin 1,9 Millionen Mitglieder zählt Deutschlands zweitgrößte
Gewerkschaft Verdi. Außerdem saß Werneke bis Juli 2024 im
ZDF-Fernsehrat, wo seither eine andere Verdi-Funktionärin das Programm
überwacht. Doppelt hält besser.
Die größte Einzelgewerkschaft des Westens, die IG Metall mit rund zwei Millionen Mitgliedern, befindet sich ebenfalls fest in SPD-Hand. Die Sozialdemokratin Christiane Benner führt hier das Regiment. Sie hat das Amt aus der Hand des sozialdemokratischen Vorgängers Jörg Hofmann übernommen. Tradition verpflichtet.
An der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) steht die ehemalige SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi.
Sie flankiert aus der DGB-Zentrale die Sozialpolitik des
Sozialministers und die Aktivitäten der Bundesagentur für Arbeit, sodass
trotz Stagnation im Lande der Sozialstaat wächst. DGB, Sozialminister
und Andrea Nahles sorgten dafür, dass Wirtschaftswachstum und
Sozialstaat entkoppelt wurden.
Bis in die Autoindustrie reicht der lange Arm der SPD.
Dank der Sperrminorität des SPD-regierten Landes Niedersachsen und den
Stimmen der IG Metall im VW-Aufsichtsrat wird Europas größter
Automobilkonzern von der SPD dominiert – mit dem Ergebnis einer
schwindenden Wettbewerbsfähigkeit.
Last but not least: Auch im DFB ist die SPD würdig vertreten. Sie stellt mit Bernd Neuendorf
den DFB-Präsidenten. In seinem Vorleben war er Sprecher des
SPD-Parteivorstands und davor Geschäftsführer der NRW-SPD. Ein
studierter Soziologe, also in Sachen Fußball vom Fach.
Fazit: Die SPD hat an gesellschaftlichem Rückhalt
eingebüßt und bei den Wahlen kräftig verloren. Ihre Machtpositionen aber
sind intakt geblieben. Jetzt muss uns der kluge Fuchs des kleinen
Prinzen nur noch erklären, was das mit Demokratie zu tun hat.
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