30 September 2022

Wer bei Wahlen schlampt, legt Hand an die Demokratie (NZZ)

Wer bei Wahlen schlampt, legt Hand an die Demokratie (NZZ)
In Berlin klappte am Wahltag nichts, und deswegen wird die Wahl voraussichtlich wiederholt. Für manche überraschend, will sich das oberste Gericht der Hauptstadt nicht mit dem Chaos abfinden.
Es sind nämlich nicht nur die «Querdenker» auf den Straßen, die "Hand an die Demokratie" legen, sondern auch schlampige öffentlich Bedienstete.
Von Christian Dittrich
Ein Jahr nach der Wahl hat in Berlin der Wahlkampf begonnen, und zwar in einem Hörsaal der Freien Universität. Hier verkündete der Verfassungsgerichtshof des Landes am Mittwoch, dass die schiefgegangene Abstimmung wegen zu vieler Fehler voraussichtlich ungültig sei und wiederholt werden müsse. Ein Raunen ging durch den Raum. Es ist zwar noch kein Urteil, sondern nur die vorläufige Einschätzung der neun Verfassungsrichter; und doch – ein starkes Zeichen. Es sagt: Der berüchtigte Berliner Schlendrian darf bei einem so grundlegenden Vorgang wie einer Parlamentswahl nicht hingenommen werden. Das ist konsequent und richtig – und doch mehr, als viele sich gewünscht haben.
«Das ist ein Paukenschlag!», sagte Stephan Bröchler, der Mann, der die Misere jetzt auszubaden hat. Er ist ab Oktober der neue Landeswahlleiter. Seine Vorgängerin Ulrike Rockmann bekam wegen der Organisation der Chaos-Wahl in der Verhandlung eine solche Breitseite vom Gericht, dass ein anderer Ausgang des Verfahrens als die Ungültigerklärung der Wahl kaum mehr vorstellbar ist.
Schon die Vorbereitung sei so schlecht gewesen, dass dies als Wahlfehler einzustufen sei, sagte Gerichtspräsidentin Ludgera Selting. Die Durchführung der Wahl sei ebenfalls mangelhaft gewesen. Die Fehler seien mandatsrelevant, und das Korrekturinteresse der Bürger überwiege das Bestandsinteresse des Parlaments.
Drei Minuten für sechs Stimmen auf fünf Zetteln
Zur Erinnerung: Am Tag der Bundestagswahl im September 2021 ging in Berlin alles Mögliche schief. Sechs Stimmen waren auf fünf Stimmzetteln abzugeben, nämlich für den Bundestag, den Landtag (er heißt hier Abgeordnetenhaus) und die Bezirksverordnetenversammlungen sowie ein Volksbegehren zur Enteignung von Wohnungsunternehmen. Drei Minuten pro Wahlvorgang hatte Rockmann dafür kalkuliert, doch viele brauchten länger, bis sie sich in dem Wust zurechtfanden. Obendrein war ein Grossteil der Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt, weil der Berlin-Marathon stattfand.
Am Wahltag gab es in vielen Wahllokalen keine oder die falschen Stimmzettel, nicht genug Kabinen, stundenlange Wartezeiten. Die 2256 Wahllokale waren wegen fehlender Stimmzettel während der Öffnungszeit insgesamt 83 Stunden geschlossen, so dass eine unbekannte Zahl von Personen nicht wählen konnte, nach der Öffnungszeit hingegen zusammengerechnet 350 Stunden geöffnet, so dass während des Anstehens schon die Hochrechnungen verfolgt werden konnten, und zwar in nahezu der Hälfte der Wahllokale, nämlich 1066. Das alles entspreche nicht den Anforderungen an eine ungehinderte und unbeeinflusste Wahl, sagte Selting.
Ein bisschen Einspruch, bitte

Nach dem Paukenschlag waren die Beteiligten dran. Die Landeswahlleiterin Rockmann rechnete vor, warum ihre Annahmen plausibel waren, und positionierte sich gegen eine vollständige Neuwahl. Man könne ja die Stimmen, die auf hektisch zusammenkopierten und daher ungültigen Stimmzetteln abgegeben und dennoch gezählt wurden, noch finden, nachzählen und rausrechnen. Dann werde sich auch zeigen, dass sich am Ergebnis nichts ändere. Ja gut, eine «hohe vierstellige Zahl» sei das gewesen, doch auf das Ganze von Berlin gerechnet, mache das ja nichts aus. Es sei ja fast überall gutgegangen.
Noch weiter ging Innenstaatssekretär Torsten Akmann. Sinngemäß sagte er, in neunzig Prozent der Fälle sei alles korrekt abgelaufen, das reiche doch wohl. Die Innenverwaltung hatte auch Einspruch eingelegt, aber nur für einzelne Wahllokale in 3 der 78 Wahlkreise und nur für die Erststimmen. Ihr Anwalt Ulrich Karpenstein räumte zwar ein, dass es «Ärgernisse» gegeben habe, doch eine Wiederholung der kompletten Wahl gehe ja nun zu weit.

«Werden dem ein Ende setzen» US-Präsident Biden drohte vor Krieg, Nord Stream 2 zu verhindern

Nur mal zur Erinnerung für alle, die reflexartig auf Russland zeigen. Nach meiner Einschätzung haben auch die USA ein gesteigertes Interesse daran, dass nie wieder Gas durch die Ostseepipelines fließt, falls Deutschland und Europa doch noch umfallen sollten, was bei unversehrten Pipelines irgendwann in der Zukunft nicht auszuschließen wäre...
Außerdem soll der CIA Deutschland schon vor einem halben Jahr vor einem Anschlag auf die Pipelines gewarnt haben. Oder war das vielleicht eine Ankündigung...?


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Haben u.a. der Spiegel und die Frankfurter Allgemeine ihre Berichte von vor 8 Monaten bereits vergessen?
«Werden dem ein Ende setzen» US-Präsident Biden drohte vor Krieg, Nord Stream 2 zu verhindern
Auf Rückfragen in der anschließenden Pressekonferenz zur umstrittenen deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 sagte US-Präsident Joe Biden, dass ein russischer Einmarsch in die Ukraine das Aus für die Pipeline bedeuten würde. Im Fall einer russischen Invasion der Ukraine »wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.« Auf die Frage, wie er das bei einem Projekt unter deutscher Kontrolle bewerkstelligen wolle, sagte Biden: »Ich verspreche Ihnen, dass wir es schaffen werden.«
Inhaltsgleich: FAZ vom 07.02.2022

Kanzler im Weißen Haus
Biden gibt Nord Stream 2 zum Abschuss frei - doch Scholz folgt nicht
RP-Online, 8. Februar 2022

Planen die USA Sabotage der europäischen Versorgung mit russischem Gas?
Biden verspricht, dass es die „Nord Stream 2“-Pipeline bald nicht mehr geben wird

Wien (OTS) - Nur wenige Wochen vor Beginn der Heizsaison scheint sich die Versorgungskrise Europas durch russisches Gas zuzuspitzen. US-Präsident Joe Biden erklärte gestern vor Journalisten, dass es die „Nord Stream 2“-Pipeline schon bald nicht mehr geben werde. Auf Nachfrage, wie er das meine, zumal diese Pipeline von Deutschland kontrolliert werde, antwortet der US-Präsident: „Ich verspreche ihnen, wir bekommen das hin.“

Faktencheck der „Faktenchecker“: Mit welch manipulativen Methoden das ZDF die USA im Falle der Nord-Stream-Sabotage in Schutz nimmt

Sabotage an Nord Stream - Kanzleramt soll bereits im März Pipeline-Lecks befürchtet haben (Cicero)

28 September 2022

TE-Exklusiv Großer Erfolg für TE – Verfassungsgericht tendiert zur vollständigen Wiederholung der Berlin-Wahl

Großer Erfolg für TE – Verfassungsgericht tendiert zur vollständigen Wiederholung der Berlin-Wahl
Das Berliner Verfassungsgericht hat bereits heute am ersten Verhandlungstag eine Wiederholung der umstrittenen Berlin-Wahl in Aussicht gestellt. Damit folgt es in allen Punkten den Forderungen von TE. Die endgültige Entscheidung steht noch aus. (28.06.2022)
Die Präsidentin des Berliner Verfassungsgerichts, Ludgera Selting, hat eine Erklärung abgegeben, demnach der Gerichtshof eine komplette Wiederholung der Berlin-Wahl in Betracht zieht. Das sagte sie bereits zu Beginn der mündlichen Verhandlung. Die Wahlfehler könnten Auswirkungen auf die Mandatsverteilung und damit die Zusammensetzung des Parlaments gehabt haben.
„Die Wahlen waren so unzureichend vorbereitet, dass ein Gelingen von Anfang an gefährdet war“, sagte Selting. Es habe zu wenige Kabinen und zu wenige Stimmzettel gegeben. Die Wahlbedingungen mit teils mehreren Stunden Wartezeit seien unzumutbar gewesen. Zudem sei zu lange gewählt worden: Insgesamt seien Wahllokale noch 350 Stunden nach 18 Uhr geöffnet gewesen.
Das Gericht bestätigt überdies, was TE seit Beginn der Recherchen immer wieder unterstrichen hat: es liege nahe, dass Tausende ihre Stimme nicht wirksam, unter unzumutbaren Bedingungen oder nicht unbeeinflusst abgegeben haben. Es handele sich bei den Fehlern der Wahlhelfer nur um die Spitze des Eisbergs – was deutlich der bisher vorgebrachten Interpretation widerspricht, man habe es bei den „Pannen“ mit Einzelfällen zu tun.
Durch die Art der Zusammensetzung des Berliner Abgeordnetenhauses reiche schon eine dreistellige Zahl an Stimmen, um die Zusammensetzung zu verhindern, argumentierte das Gericht. Die festgestellte Zahl von falsch oder auf kopierten Stimmzetteln abgegebenen Stimmen übersteige diese Zahl deutlich. Auch damit schließt sich das Gericht einer Sichtweise an, die TE über Wochen genau so beschrieben hat: die Fehler und Irregularitäten sind mandatsrelevant und eben keine Lappalie, wie sie von Politikern und Medien heruntergespielt worden sind.
Nur durch eine komplette Wahlwiederholung könne ein verfassungskonformer Zustand herbeigeführt werden, erklärte das Gericht. Zwar bleibe das gewählte Parlament vorerst im Amt. Doch das Gericht muss in den nächsten 90 Tagen ein Urteil fällen. Das hieße: Neuwahlen in Berlin im Frühjahr 2023. Die Wiederholung gilt für die letzten Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zur Bezirksverordnetenversammlung.
Über eine mögliche Wiederholung der Bundestagswahl in Berlin entscheidet ein eigenes Gremium des Bundestags. Fraglich bleibt, wie der Bundestag eine gültige Bundestagswahl in einer Stadt rechtfertigen will, in der eine solche Vielzahl von Irregularitäten vorliegt, dass dort die gleichzeitig stattgefundene Bezirks- und Abgeordnetenhauswahl auf der Kippe steht. Wie das Gericht beschrieben hat: sollten die Fehler nicht zur Wiederholung führen, so würde das Vertrauen in die Demokratie dauerhaft und schwerwiegend beschädigt.

Robert Habeck korrigiert seinen Atomkraft-Kurs in Trippelschritten – damit wird er weder Land noch Wählern gerecht (NZZ)

Der andere Blick
Robert Habeck korrigiert seinen Atomkraft-Kurs in Trippelschritten – damit wird er weder Land noch Wählern gerecht (NZZ)
Zwei der drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke werden nun «wohl» doch im ersten Quartal 2023 am Netz bleiben. Der grüne Wirtschaftsminister laviert einmal mehr parteipolitisch.
Oliver Maksan, Berlin,
Die deutschen Grünen führen derzeit den nächsten Akt der politischen Oper auf, die schon seit Wochen auf ihrem Spielplan steht. Doch wo im Musiktheater die meist knapp zu erzählende Handlung durch Verzögerung und Wiederholung erst ihren Reiz gewinnt, wendet sich das Publikum in diesem Fall genervt ab. Zu oft schon hat man Robert Habeck dieselbe Arie singen hören.
Da verkündet der Wirtschaftsminister am Dienstagabend, dass Deutschland diesen Winter nicht auf Atomkraft werde verzichten können. Zwei der drei verbliebenen deutschen AKW würden «wohl» im ersten Quartal 2023 am Netz bleiben – und nicht wie geplant am Jahresende für immer den Betrieb einstellen. Als Grund führt Habeck die Unwägbarkeiten in Frankreich an. Mehr als die Hälfte der dortigen AKW sei nicht am Netz. Es fehlten daher Strommengen, die Deutschland zum Teil mit Strom aus Gaskraftwerken ausgleiche. Um der Energiesicherheit willen hält der Minister einen Weiterbetrieb der deutschen AKW – «Stand heute» – für unvermeidlich.
Die FDP macht Druck
Nun könnte man sagen: endlich. Endlich handelt der Minister. Lieber spät als nie. Dennoch findet die bisherige Habeck-Methode auch jetzt Anwendung. Noch immer spricht der in der Wählergunst gefallene grüne Politstar im Konjunktiv, wo die Lage schon lange den Indikativ und Ausrufezeichen verlangt. Das war schon Anfang September so, als Habeck zwei der drei noch aktiven AKW in die «Einsatzreserve» schickte. Sie sollten bis April verfügbar bleiben, aber nicht produzieren dürfen.
Auch jetzt also nur ein bedingter Weiterbetrieb für den – wahrscheinlichen – Fall, dass Frankreich seine Probleme nicht in den Griff bekommt. Ein definitiver Bescheid soll erst noch fallen. Doch der politische Handlungsdruck wird bleiben, denn der liberale Koalitionspartner FDP hat zuletzt die Einführung einer Gaspreisbremse an den Weiterbetrieb der AKW geknüpft.
Gegen Deutschland wird ein Wirtschaftskrieg geführt
Dabei glaubt niemand, dass Deutschland ausgerechnet zu einem Zeitpunkt auf Kernkraft wird verzichten können, wo inzwischen auch auf dem Grund der Ostsee ein Wirtschaftskrieg geführt wird, wo die Gasversorgung des Landes mehr denn je am seidenen Faden hängt. Das hat nicht nur mit Energiesicherheit zu tun. Nicht zu vernachlässigen – wenn man sie auch nicht übertreiben sollte – sind die preisdämpfenden Effekte.
Nun ist offensichtlich, dass der Grund für Habecks Slalomlauf ein parteipolitischer ist. Natürlich hat er wenig Lust, als der Grüne in die Geschichte einzugehen, der den von seiner Partei herbeigesehnten finalen Atomausstieg verzögern musste – und damit womöglich einer Debatte in den Wiedereinstieg wertvolle Anlaufzeit verschafft. Ausserdem sitzt ihm die Niedersachsen-Wahl am 9. Oktober im Nacken.
Das AKW Emsland bleibt ausgenommen
Wie schon bei der sogenannten Einsatzreserve ist auch jetzt das AKW im norddeutschen Emsland ausgenommen. Alles andere hätte den Landesverband der Grünen in Niedersachsen, der mehr noch als andere vom Kampf gegen die Atomkraft geprägt ist, wohl in den offenen Aufstand getrieben. Kurz nach der Landtagswahl folgt dann noch der grüne Bundesparteitag. Ihn will die Parteiführung offensichtlich auch mit der bisher angewandten salomonischen Methode absolvieren.
Nun könnte man einwenden, dass solchermaßen die Spielregeln der Parteiendemokratie nun einmal sind. Möglicherweise folgt Habecks Slalom einem Drehbuch, das für das Land Notwendige im Blick zu haben, ohne dabei die eigene Wählerschaft über Gebühr zu verprellen. Doch die Kosten für diesen Balanceakt sind hoch und werden niemandem gerecht. Das Land wurde und wird mit Ungewissheit belastet, die Betreiber lange im Unklaren gelassen und der grünen Kundschaft ebenfalls kein reiner Wein eingeschenkt.

Business Class Edition: Habeck: Der doppelte Umfaller

Business Class Edition:
Habeck: Der doppelte Umfaller
Guten Morgen,
„da brennt teilweise schon die Hütte“, sagt Robert Habeck. Er meint die deutsche Wirtschaft. Mit Fug und Recht könnte er das Gleiche aber über das von ihm geführte Ministerium sagen.
Denn seit seiner Amtsübernahme produziert die ehemalige Heimstätte deutscher Ordnungspolitik – die mit Ludwig Erhard, Karl Schiller, Otto Graf Lambsdorff, Hans Friderichs und Wolfgang Clement große Persönlichkeiten hervorbrachte – vor allem glitzerndes Wortlametta, Widersprüchlichkeiten dutzendfach und als neuestes Premium-Produkt den offensichtlichen Unsinn. In dieser höchsten Produktkategorie hat Robert Habeck derzeit einiges im Sortiment:

Unsinn 1: Seine Idee einer Gasumlage war von Anfang an wirr und willkürlich. Warum in Zeiten der Inflation und der Energiepreis-Explosion der Staat als Verteurer von Energie und damit als Inflationstreiber auftreten sollte, konnte Habeck nicht schlüssig erklären.

Die soziale Ungerechtigkeit, dass lediglich Gaskunden die Risiken des Energiekrieges zwischen Deutschland und Russland tragen sollten, schrie zum Himmel. Zumal diese 21 Millionen Gaskunden für die Misere nicht verantwortlich sind und über keine Ausweichstrategie verfügen, wie sie ihrem Gaslieferanten entgehen könnten.

Das Verursacherprinzip stand Kopf, weshalb Habeck jetzt auch den Rückweg antreten musste. Der Kanzler, der Finanzminister und zuletzt auch seine Parteifreunde haben ihm klargemacht: Jene Umlage, für die der Minister neulich noch im Bundestag ausgerastet ist, muss weg.

Unsinn 2: Wirtschaftsminister und Kanzler suggerieren mit ihren Heldenreisen nach Katar, Kanada und Saudi-Arabien, der Staat würde nun mit eiserner Hand jene Energielücke schließen, die die Energiewirtschaft nicht geschlossen bekommt. Die Wahrheit ist: Die Videos, die Habeck von dort gesendet hat („Ich habe in Katar eine neue Energiepartnerschaft auf den Weg gebracht“) wirken wie ein Beitrag zum ZDF-Magazin Royale von Jan Böhmermann.

Denn die Erfolge von Habeck sind kaum messbar. 2020 importierte die Bundesrepublik ungefähr 56 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland. Die 137.000 Kubikmeter LNG, importiert aus Katar, entsprechen rund 82 Millionen Kubikmetern gasförmigem Erdgas. Das sind etwa 0,2 Prozent der früheren russischen Jahreslieferung über Pipelines – also ein Witz. In Kanada betonte derweil Premierminister Justin Trudeau, dass sein Land bei der Versorgung mit Flüssiggas kurzfristig keine Rolle spielen werde.

Das bedeutet: Die Reisen von Scholz und Habeck haben außer neuen CO2-Emissionen aus den Triebwerken der Regierungsmaschine für den kommenden Winter nichts gebracht.

Fazit: Wenn man mit heißer Luft aus dem Kraftwerk der Parteipolitik heizen könnte, wäre es im kommenden Winter kuschelig warm.

27 September 2022

Generation Z – oder was Faulheit mit Freiheit zu tun hat (NZZ)

Generation Z – oder was Faulheit mit Freiheit zu tun hat (NZZ)
Faulheit sei ein Zustand von Freiheit, meint die österreichische Literaturwissenschafterin Daniela Strigl. Dem kann man beipflichten, allerdings nur dann, wenn die eigene Faulheit nicht auf Kosten fleissiger Dritter geht. Doch der Umverteilungsstaat macht genau das zum System und demoralisiert damit die Leistungswilligen.
Claudia Wirz, 27.09.2022
Was ist eigentlich Freiheit? Würde man die österreichische Germanistin und Essayistin Daniela Strigl fragen, würde sie Freiheit vielleicht als das Recht auf Faulheit bezeichnen. Vor kurzem hat sie jedenfalls eine Schrift zu diesem Thema veröffentlicht und damit offenbar einen Nerv getroffen.

Strigls «Gedankenspiele zur Faulheit» fanden in den Medien jedenfalls reges Interesse. Die Autorin gab einige Radiointerviews, in denen auf akademischem Niveau über das Faulenzen, sein kreatives Potenzial, seine sittliche Verortung und seine gesellschaftliche Bedeutung philosophiert wurde. Faulheit sei ein Zustand von Freiheit, sagte sie etwa am Schweizer Radio.

Das Recht auf Faulheit ist laut Strigl allerdings unter Druck, wobei sie Faulheit nicht als uninspiriertes Nichtstun, sondern als Gegenteil von Arbeit versteht. Der Druck auf die Freiheit, faul zu sein, kommt laut Strigl aus zwei Quellen. Zuerst hätten Calvin und Zwingli die Arbeit zu einer Art Gottesdienst umgedeutet. Und den Rest habe dann der «Siegeszug des Kapitalismus» besorgt.

Der Kapitalismus ist laut Strigl eine Gegenbewegung zur Faulheit. Wenn Faulheit tatsächlich einen Zustand der Freiheit beschreibt, muss man daraus folgern, dass der Kapitalismus auch eine Gegenbewegung zur Freiheit ist. Man hört’s, staunt und fragt sich, welches real existierende Wirtschaftssystem denn besser für die individuelle Freiheit sei, bleibt mit dieser Frage in diesem Interview aber sich selbst überlassen.

Hochqualifiziert – aber nicht zu viel Arbeit?

Strigls Schrift erscheint lustigerweise zu einer Zeit, in der in den Medien über ein anderes Phänomen mit ebenso regem Interesse auf ebenso akademischem Niveau diskutiert wird: Es geht um die vermeintliche Faulheit der Generation Z, also jener Generation, die sich – wiewohl in globo mit dem Prädikat «hochqualifiziert» ausgestattet – angeblich nicht mit Arbeit abrackern möchte und die Zeit lieber für das «persönliche Wachstum» verwendet.

Interessant ist, dass dieses Phänomen auf dem mit Wohlstand gedüngten Boden kapitalistischer Wirtschaftssysteme besonders gut zu gedeihen scheint. Hat sich Daniela Strigl also geirrt, und der Kapitalismus ist gar nicht ein Feind der Faulheit, sondern im Gegenteil ihr Ermöglicher?

Scheinbar bodenlose Subventionstöpfe

Mit Blick auf die «soziale Marktwirtschaft» europäischer Prägung lautet die Antwort auf diese Frage Ja. Der Umverteilungsstaat mit seinen progressiven Steuern und seinen scheinbar bodenlosen Subventionstöpfen ist ein Förderer der Faulheit im Striglschen Sinn. Er bestraft die Fleissigen, indem er deren sauer verdientes Geld über Steuern und Zwangsabgaben auch an jene verteilt, die sich bewusst die Freiheit nehmen, das Gegenteil von Arbeit zu tun.

Man kann Faulheit durchaus als Ausdruck von Freiheit sehen, und der Liberale kann gar nicht anders, als jedem seine Freiheit bzw. Faulheit zu gönnen. Doch wenn die Faulheit des einen mit der Arbeit des anderen finanziert wird, ist etwas faul mit der Freiheit. Dann demoralisiert der Staat seine Leistungsträger, und die Frage nach dem Recht auf Faulheit wird sich irgendwann ganz unakademisch von selbst erledigen.

Politik als Simulation - Erfolgreich habecken - jetzt erst recht! (Cicero)

Politik als Simulation
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Erfolgreich habecken - jetzt erst recht! (Cicero)
Es läuft zwar derzeit nicht so gut für den Wirtschaftsminister. Aber der mediale Hype verstummt keineswegs - ist Robert Habeck der bessere Kanzler, kann er gar über Wasser gehen? Alle Probleme, alle Niederlagen scheinen hinter seiner breit zur Schau gestellten Diskursbereitschaft nebensächlich zu werden. Handelt es sich dabei lediglich um einen Habitus - oder muss man in dieser Strategie eine für die Demokratie bedenkliche Entwicklung sehen?

Wichtigste Gaspipelines nach Europa beschädigt – alles deutet auf Anschläge hin (NZZ)

Wichtigste Gaspipelines nach Europa beschädigt – alles deutet auf Anschläge hin (NZZ)

In den beiden wichtigsten Gaspipelines von Russland nach Deutschland haben mindestens drei Lecks zu einem starken Druckabfall geführt. Wahrscheinliche Ursache sind Anschläge.
Thomas Schürpf Aktualisiert
Am Montag ist der Druck in der noch nie genutzten Gaspipeline Nord Stream 2 zusammengebrochen. Nur wenige Stunden später meldete abends die Betreiberfirma einen gleichen Druckabfall in der Pipeline Nord Stream 1. Obwohl Russland kein Gas nach Europa liefert, waren beide Röhrensysteme mit Gas gefüllt.

Während die Nord-Stream-2-Pipeline nach ihrer Fertigstellung nie in Betrieb genommen wurde, floss durch die Nord-Stream-1-Pipeline bis Anfang September noch Gas. Nachher verringerte Gazprom die Liefermengen und stoppte die Lieferungen schliesslich ganz, mit eher fadenscheinigen und immer wechselnden Begründungen.

Wegen des russischen Lieferstopps ist es für die Gasversorgung in der EU irrelevant, dass nun die wichtigen Pipelines ungeplant komplett ausfallen. Trotz dem geringen Gasfluss durch Nord Stream 1 konnten die europäischen Gasspeicher auf derzeit gut 88 Prozent gefüllt werden.

Dass innerhalb weniger Stunden in beiden Röhren der Druck abfällt, kann indes kein Zufall sein. Ein Unfall ist unwahrscheinlich, weil die beiden Systeme unabhängig sind. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen deutet viel darauf hin, dass die Leitungen gezielt sabotiert wurden. «Es ist schwer vorstellbar, dass dies Zufälle sind», sagte auch die dänische die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.

Drei Lecks entdeckt – Sperrzonen für Schiffe

Die dänischen Behörden haben inzwischen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 insgesamt drei Lecks eruiert. Laut Medienberichten hatten F-16-Kampfjets die aus dem Wasser aufsteigenden Blasen zuerst entdeckt. Die Lecks waren so gross, dass sie sogar auf den Radaren von Schiffen in der Nähe zu sehen waren. Zwei Lecks habe man bei Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel Bornholm gefunden. Bei Nord Stream 2 gebe es einen Schaden südöstlich der Insel, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Im Falle von Nord Stream 1 befinde sich das eine Leck in dänischen und das andere in schwedischen Gewässern, bei dem von Nord Stream 2 in dänischen.

Wegen der Zwischenfälle bat die dänische Behörde das staatliche Unternehmen Energinet, im Hinblick auf die Sicherheit ihrer Anlagen besonders aufmerksam zu sein. Brüche in Gasleitungen kämen höchst selten vor. Vorsorglich hebe man das sogenannte Bereitschaftsniveau im Gas- und Stromsektor auf die zweithöchste Stufe «orange» an.

Bei den Lecks blubbern Methanblasen aus dem Meer. Methan ist hochentzündlich, sollte es zu einer Explosion kommen, könnte das für Schiffe gefährlich werden, hiess es. Polizei und Marine haben deshalb eine Fünf-Meilen-Sperrzone für Schiffe eingerichtet, auch der Flugverkehr unter 1000 Metern wurde untersagt.

Kurzfristig keine Umweltschäden erwartet

Jubel, Entsetzen und Gelassenheit: Der Wahlsieg der Postfaschistin Giorgia Meloni wirbelt die EU auf (NZZ)

Jubel, Entsetzen und Gelassenheit: Der Wahlsieg der Postfaschistin Giorgia Meloni wirbelt die EU auf (NZZ)
Italiens nächste Regierungschefin will den Einfluss der EU zurückdrängen und gegen Migration vorgehen. Mit Viktor Orban sucht sie den Schulterschluss. In Brüssel befürchten viele, dass der Block künftig noch handlungsunfähiger wird.
Daniel Steinvorth, Brüssel 27.09.2022
Giorgia Meloni hatte den Brüsseler Bürokraten den Kampf angesagt. Für Europa, sagte sie im Wahlkampf, sei «der Spaß jetzt vorbei». Mehr Macht für den Nationalstaat forderte die Chefin der postfaschistischen Fratelli d’Italia. Weniger Migration und weniger Einfluss der «LGBT-Lobby». Vor allem aber ein Nein zur Vertiefung der EU. Stattdessen ein Staatenbund, der sich um die «grossen Angelegenheiten» kümmere. Was genau Italiens nächste Ministerpräsidentin damit meinte, liess die 45-Jährige offen.

Noch in der Nacht zum Montag gaben Melonis Verbündete zu verstehen, dass für sie der Spaß jetzt erst beginne. «Wir jubeln mit Italien!», schrieb die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch auf Twitter. «Dieser Sieg ist nicht nur der der italienischen Patrioten, sondern der aller europäischen Völker, die an ihrer Souveränität festhalten», freute sich Hélène Laporte vom französischen Rassemblement national. Und auch der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki gratulierte Meloni herzlich auf Twitter.

«Schwerer Moment für die EU»

Im EU-Parlament sitzen die Fratelli d’Italia und Polens Regierungspartei PiS in derselben Fraktion der «Konservativen und Reformer». Matteo Salvinis Lega, Melonis Koalitionspartner, ist Mitglied der weiter rechts stehenden Fraktion «Identität und Demokratie» – zusammen mit der AfD und dem Rassemblement national. Silvio Berlusconis Forza Italia gehört dagegen der Europäischen Volkspartei an. Dass deren Vorsitzender, der deutsche CSU-Politiker Manfred Weber, den «Cavaliere» im Wahlkampf unterstützt hatte, sorgte in Brüssel für einige Aufregung. Weber wurde vorgeworfen, ein Steigbügelhalter der Ultrarechten zu sein.

Dieser verteidigte sich und nannte die Berlusconi-Partei eine Kraft der Mitte mit proeuropäischer Grundhaltung. Auch der CDU-Europapolitiker Michael Gahler gab sich gelassen. Mit einer Regierungsbeteiligung der Forza Italia könne verhindert werden, dass Italien nach rechts abdrifte. Außerdem gebe es in der Partei vernünftige Leute wie Antonio Tajani, der früher EU-Kommissar und Präsident des Europaparlaments gewesen sei. Laut Gerüchten könnte Tajani Italiens Außen- oder Verteidigungsminister werden.

Wer ist Giorgia Meloni, die künftige Regierungschefin Italiens? (NZZ)

Wer ist Giorgia Meloni, die künftige Regierungschefin Italiens?
Im Ausland kennen die 45-Jährige nur wenige, doch die schrille Rechtspolitikerin aus dem Römer Arbeiterviertel Garbatella mischt schon seit Jahrzehnten in der italienischen Politik mit.

Andrea Spalinger

Noch vor wenigen Jahren hätte niemand geglaubt, dass ausgerechnet Giorgia Meloni als erste Frau in den Palazzo Chigi, den Regierungspalast im Herzen von Rom, einziehen könnte. Ihre Fratelli d’Italia kamen bei nationalen Wahlen jeweils auf ein paar wenige Prozentpunkte, und wegen ihrer faschistischen Wurzeln schien die Politikerin mit der ungeschliffenen Römer Schnauze nicht akzeptabel für das wichtigste politische Amt im Land.

Das Mädchen aus Garbatella

Möglich geworden ist ihr Sieg, weil sich seit den letzten Wahlen alle anderen Parteien mit dem Regieren versucht und keine besonders gute Figur dabei gemacht haben. Es war auch etwas Glück dabei. Hätte der Lega-Chef Matteo Salvini seine Popularität nicht so arrogant verspielt, stünde nun wohl er an der Spitze des siegreichen rechten Lagers. Meloni hat aber auch härter als alle anderen gearbeitet, um dahin zu kommen.

Erst in der Schule, die sie als gehänseltes, übergewichtiges Mädchen mit Bestnoten abschloss. Dann im ruppigen, männerdominierten Umfeld postfaschistischer Jugendorganisationen und Parteien.

Giorgia Meloni wird 1977 in einem wohlhabenden Viertel im Norden von Rom geboren und lernt schon als Kind, dass einem im Leben nichts geschenkt wird. Der Vater kommt aus gutbürgerlichem Haus und arbeitet als Steuerberater. Als sie und ihre ältere Schwester Arianna noch ganz klein sind, verlässt er die Familie jedoch, um die Welt zu umsegeln und sich dann auf den Kanaren niederzulassen.

Für die Mutter bedeutet die Trennung einen schmerzlichen sozialen Abstieg. Vom grosszügigen Einfamilienhaus im Norden muss sie in eine kleine Wohnung im Arbeiterviertel Garbatella im Süden der Hauptstadt ziehen, wo auch ihre Eltern leben. Sie arbeitet, die Mädchen verbringen viel Zeit bei den Grosseltern. Als Politikerin wird Meloni später ihre Herkunft aus Garbatella bei jeder Gelegenheit herausstreichen, um klarzumachen, dass sie eine aus dem Volk ist.
Ein abwesender Vater und großer Ehrgeiz

25 September 2022

Eigenes Auto wieder wichtiger- Warum grüne Verkehrspolitik völlig an der Realität vorbei geht (Focus-Online)

Eigenes Auto wieder wichtigerWarum grüne Verkehrspolitik völlig an der Realität vorbei geht
Eigenes Auto wieder wichtiger-

Warum grüne Verkehrspolitik völlig an der Realität vorbei geht
FOCUS-online-Redakteur Sebastian Viehmann, 23.09.2022
Selbst im Bundesverkehrsministerium wird gern von der „Verkehrswende“ geredet: Es müsse mehr Bus und Bahn geben, Vorfahrt fürs Fahrrad und Einschränkungen fürs Auto. Doch wie neue Daten zeigen, nimmt sogar in Großstädten die Bedeutung des Autos zu statt ab.
Das Bemühen vieler, vor allem grüner Politiker und Interessengruppen um eine Verkehrswende scheint wenig mit der Realität der Menschen in Deutschland zu tun zu haben. Denn trotz mehr Fahrrad-Verkehr in der Corona-Pandemie, trotz eines aus Sicht vieler Bobachter erfolgreichen 9-Euro-Tickets und trotz hoher Verkaufszahlen für alternative Antriebe wie Elektroautos: Das Auto an sich bleibt „des Deutschen liebstes Kind“.
Das zeigt sich bereits an der schieren Zahl. 580 PKW je 1000 Einwohner zählte das Statistische Bundesamt im Jahr 2021. In den vergangenen zehn Jahren ist die Pkw-Dichte damit durchgehend gestiegen. 2011 gab es noch 517 Pkw je 1000 Einwohner.
Immer mehr Autos pro Einwohner in Deutschland
Auch eine aktuelle Umfrage von YouGov für das Center of Automotive Management (CAM) zur Mobilität der Deutschen zeigt: Für viele bleibt das Auto wichtig oder steigt sogar in seiner Bedeutung:
69 Prozent der Deutschen sagen, dass für sie ein privater PKW angesichts ihrer derzeitigen Mobilitätssituation wichtig sei.
Davon geben 42 Prozent an, dass sie auf das eigene Auto sogar angewiesen sind.
Zwar sind die Werte leicht zurückgegangen: 2018 sagten noch 73 Prozent, dass der eigene PKW wichtig sei, unter ihnen 45 Prozent, die nach eigenen Angaben auf das Auto angewiesen waren. Doch die wachsende Zahl der Auto-Zulassungen belegt, dass mit einer leicht gesunkenen Abhängigkeit vom Auto keineswegs ein Verzicht darauf einher geht. Genutzt wird der Wagen vielleicht etwas weniger als vorher - trotzdem kaufen immer mehr Menschen einen.
Für junge Städter wird der Wagen wieder wichtiger

Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet dort, wo man noch am ehesten auf ein eigenes Auto verzichten kann - in großen Städten - die Lust aufs Auto sogar gewachsen ist. Jede vierte Städterin und jeder vierte Städter zwischen 18 und 34 Jahren gab in der Umfrage an, auf das Auto angewiesen zu sein, im Vergleich zu nur 17 Prozent im Jahr 2018. „Insgesamt ist für 57 Prozent der jungen Städter der private PKW derzeit sehr wichtig oder wichtig. Interessant ist, dass fast ein Drittel der älteren Stadtbewohner angeben, einen privaten Pkw 'eigentlich nicht zu brauchen'. Im Jahr 2018 sagten dies nur 18 Prozent“, so das Fazit der CAM-Studie.
„Die Bedeutung des eigenen Autos nimmt insbesondere bei jüngeren Stadtbewohnern wieder zu. Es zeigt sich, dass es den Städten in den letzten Jahren nicht gelungen ist, durch eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und der Mobilitätsservices die junge Generation zum Verzicht auf das eigene Auto zu bewegen", sagt Studienleiter Professor Stefan Bratzel. Der Verdacht liegt natürlich nahe, dass die Corona-Pandemie ihren Anteil an dieser Entwicklung hatte. Die hohe Ansteckungsgefahr in Bus und Bahn führte dazu, dass diese für viele Menschen ziemlich unattraktiv wurden.
Corona als größter Feind von Bus und Bahn?
Corona hat zwar seinen Schrecken weitgehend verloren, doch wer sich erst einmal an das behagliche und Infektionssichere eigene Auto gewöhnt hat statt dicht an dicht mit Maske im Gesicht in der S-Bahn zu stehen wie in einer Sardinenbüchse, wird nicht unbedingt wieder zurück zum ÖPNV wechseln. Immerhin: Auch das Fahrrad konnte von Corona profitieren. Die während der ersten Lockdowns errichteten „Pop-Up-Radwege“ wurden in Städten wie Berlin sogar zu einer dauerhaften Installation.