09 Mai 2025

The Pioneer - Ende einer Ära: Merz beendet Willkommenskultur

Business Class Edition

Ende einer Ära: Merz beendet Willkommenskultur
zur Beschreibung der deutschen Innenpolitik braucht man nur zwei Sätze und eine Zahl.
„Wir schaffen das“, hatte Kanzlerin Angela Merkel am 31. August 2015 vor der Bundespressekonferenz über die steigende Zahl der Flüchtlinge gesagt. Das war das Soundlogo der Willkommenskultur.
Ihr Nach-Nachfolger Friedrich Merz schlägt andere Töne an:
„Wir entscheiden, wer in unser Land kommt. Wir machen Ernst mit der Migrationswende
.“Die Zahl, die man dazu wissen muss: 10.328.780 Menschen haben bei der Bundestagswahl 2025 die AfD gewählt, eine Verdoppelung gegenüber der vorherigen Wahl. Und gegenüber der Bundestagswahl 2013, als die AfD erstmals antrat, eine Verfünffachung der Wähler.
Der Hintergrund: Friedrich Merz fürchtet nicht den Bruch mit Merkel, sondern will ihn bewusst herbeiführen. Der neue Kanzler möchte den Bürgern deutlich machen, dass er ihre Sorgen ernst nimmt und die illegale Migration nicht rhetorisch, sondern tatsächlich bekämpft.
Deshalb soll Artikel 72 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union aktiviert werden. Der sichert den Nationalstaaten die Zuständigkeit „für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der inneren Sicherheit“ und demnach das Recht, von einigen EU-Regelungen abzuweichen. Damit kann Deutschland die Grenzen abriegeln und die geltenden europäischen Regeln zur Durchlässigkeit (Dublin-Abkommen) suspendieren.
Innenminister Alexander Dobrindt hatte gestern – trotz Feiertag in Berlin – die Botschafter der Anrainerstaaten unter folgender Betreffzeile ins Ministerium bestellt: „Kurzfristige Besprechung im Bundesministerium des Innern am 08.05.2025“. Dabei wurde ihnen erklärt, dass die Bundesrepublik das Kontingent der Grenzpolizisten verdoppeln will, um die unrechtmäßige Einreise zu verhindern.

Minister Dobrindt gestern Abend bei Maybrit Illner: „Wir wollen das klare Signal in die Welt senden: Die deutsche Migrationspolitik hat sich verändert.“

Robin Alexander, der zusammen mit Dagmar Rosenfeld den Podcast „Machtwechsel“ bei Welt und The Pioneer publiziert, hatte die Nachricht exklusiv über X verbreitet:

Das ist nicht zutreffend. Der Bundeskanzler will keinen nationalen Notstand in Kraft setzen.

Fakt ist: Das Innenministerium hat Artikel 72 und damit automatisch die „nationale Notlage“ für sich reklamiert. Hier die sieben Fakten, die den Wechsel von der „Willkommenskultur“ (Merkel) zur „Migrationswende“ (Merz) ausgelöst haben:

#1 Asylanträge auf hohem Niveau

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt 250.945 Asylanträge gestellt, was einen Rückgang von etwa 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet – aber noch immer mehr als das Doppelte von 2013. Die meisten Anträge stammten von Personen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei.

#2 Illegale Migration gegenüber 2018 verdoppelt

2024 wurden 83.572 unerlaubte Einreisen nach Deutschland registriert. Gegenüber 2018 fast eine Verdopplung. Aber: Gegenüber 2023 entspricht das einem Rückgang von 34 Prozent.

#3 Mehr Asylanträge als Abschiebungen

Die Zahl der Abschiebungen ist in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. 2024 wurden 20.084 Personen aus Deutschland abgeschoben – rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings: Auf eine Abschiebung kommen elf neue Asylanträge.

#4 Gewaltkriminalität auf Rekordniveau

Insgesamt ist die Gewaltkriminalität 2024 mit 217.277 erfassten Gewalttaten in Deutschland auf Rekordniveau. 1987 waren es erst halb so viele. Davon waren 2024 knapp sieben Prozent (15.741) Messerangriffe. Das sind rund 43 Messerangriffe pro Tag. Den Großteil der Tatverdächtigen machen deutsche Staatsbürger aus. Aber: Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist seit 2017 um 25 Prozent auf knapp 85.000 gestiegen.

#5 Migration beunruhigt die Bürger

Neben der aktuellen Wirtschaftslage in der Bundesrepublik ist die größte Sorge der deutschen Staatsbürger das Thema „Ausländer/Integration/Flüchtlinge“, so die Umfrageergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen.

#6 Ukrainekrieg belastet Sozialstaat

Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat eine Flüchtlingswelle ausgelöst. Rund 1,25 Millionen Ukrainer leben derzeit in Deutschland. Alle sind vom ersten Tag an Bezugsberechtigte für das Bürgergeld, das mittlerweile von 5,4 Millionen Menschen bezogen wird. 2,6 Millionen davon sind Ausländer.

#7 AfD profitiert

Die Migrationsfrage hat die politische Statik der Bundesrepublik verändert. Die AfD, zunächst als Anti-Euro-Partei gegründet, entdeckte ab 2015 das Thema für sich. Unter der Führung von Alice Weidel hat sich die Partei radikalisiert und fordert jetzt die „Remigration“. Das Ergebnis: Politik polarisiert sich. Gruppierungen links und rechts der Mitte stehen bereits für über ein Drittel des Bundestages.
Fazit: Merz und Dobrindt adressieren mit ihrem strikten Vorgehen das Kernanliegen einer Mehrheit der Deutschen. Nach dem Stolperstart der Regierung – die eigenen Parlamentarier ließen den Kanzlerkandidaten im ersten Wahlgang durchfallen – zeigt man in der Migrationsfrage Entschlossenheit und Härte. Pech für Alice Weidel: Die AfD hat gestern ihr Alleinstellungsmerkmal verloren.

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