Unterstützung der Ukraine - Schwere WaffenEs vergeht
kein Tag und keine aktuelle TV-Sendung in denen die Medien nicht als
Verstärker und Sprachrohr für diejenigen auftreten, die
vehement schwere deutsche Waffen aus Bundeswehrbeständen für die Ukraine
fordern. Dieses ständige Trommeln für „Schwere Waffen" hat inzwischen
die Form einer Gehirnwäsche angenommen, weil angeblich
auch die Mehrheit der Deutschen für eine derartige Lieferung sein soll.
Es dürfte
zu behaupten sein, dass viele, die diese Forderung jetzt aufstellen und
verstärken, nicht einmal genau wissen, was „schwere
Waffen“ eigentlich sind. Ist die „Schwere“ abhängig vom Gewicht, vom
Kaliber, von der Reichweite der Waffen, von der Panzerung, von der
Reichweite der Fahrzeuge oder gar allem zusammen? Zudem stellt
sich die Frage, wie sinnvoll es ist, jetzt solche Waffen an die Ukraine
zu liefern und wie lange würde es voraussichtlich dauern, bis diese so
zum Einsatz kommen, dass sie auch wirkungsvoll
eingesetzt werden könnten?
Ein
sogenannter CDU-Verteidigungsexperte, Henning Otte aus Celle, sagte in
einem Interview mit der Braunschweiger Zeitung: „Wir müssen
alle Waffen liefern, die Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffs
benötigt, die WIR BEREITSTELLEN KÖNNEN und bei denen KEINE INSTANDHALTUNG UND AUSBILDUNG AUF UKRAINISCHEN
BODEN NOTWENDIG IST."
Otte
schränkte ein, dass es sich dabei aber nicht um die von der Ukraine
geforderten Schützenpanzer handeln könne. „Das System Marder ist
nicht nur KOMPLEX, es ist auch durch seine Bordkanone in der Feuerkraft eingeschränkt".
Ich gehe
davon aus, dass das auch für Leopard Panzer zutrifft, dass die so
komplex sind, dass sie nicht ohne weiteres von Soldaten einer
fremden Macht bedient werden können. Abgesehen davon, dass es mit
„nackten“ schweren Waffen allein nicht getan ist und mehr dazu gehört.
Auch
Militärexperte Carlo Masala sieht in der kurzfristigen Lieferung ein
Problem im Aufbau einer Logistik-Kette, also einer
Infrastruktur für die Wartung, Reparatur, Ersatzteile und um die Panzer
mit Munition und Treibstoff zu versorgen. "Die meisten denken, man
stellt den Ukrainern den Panzer in Kiew auf den Hof und dann
ist es gut".
So einfach
sei es allerdings nicht, räumte der Experte ein. Sobald es sich nämlich
um komplexe Waffensysteme handelt, mit denen die
Ukrainer nicht vertraut sind, wie z.B. dem Leopard 1 oder Schützenpanzer
Marder, wird es deutlich komplizierter.
Um diese Waffen effizient einsetzen zu können, müssen die Besatzung,
bestehend aus Kommandant, Richtschütze, Kraftfahrer und im Kampfpanzer
auch dem Ladeschützen, ausgebildet sein und harmonieren, um
das Waffensystem richtig zu bedienen und im besten Falle zu beherrschen.
Um laden, zielen und treffen zu können, sowohl gegen Erd- und
Luftfeind, um Störungen beseitigen, das Gerät warten und ggfs.
instandsetzen zu können, sowohl Waffe als auch Fahrzeug und den Panzer
in jedem Gelände und bei jedem Wetter fahren zu können, ist eine
umfassende Ausbildung aller Besatzungsmitglieder erforderlich.
Ohne an den Fahrzeugen und am Gerät ausgebildete Elektroniker, Kfz- und
Waffenmechaniker wird das Großgerät zur Einmal- oder gar zur
Wegwerfwaffe. Sobald nämlich Störungen auftreten oder das Fahrzeug
ausgefallen ist, muss es stehengelassen und aufgegeben werden (und fällt
dann ggf. in russische Hände)
Vor diesem
Hintergrund mal locker zu fordern, Marder- und Leopard Panzer zu
liefern, die dann von Soldaten bedient werden sollen, die
bisher Waffen und Munition des ehemaligen Warschauer Paktes verwenden,
ist nicht nur abenteuerlich, sondern naiv und von parteipolitischem
Kalkül geprägt. Es hat den Anschein, dass viele diese
Forderung stellen und befürworten, weil sie glauben, mit der Lieferung
„schwerer Waffen“ könnte man das Problem lösen. Vor allem aber beruhigt
es das eigene Gewissen, da man ja das vermeintlich
Richtige fordert.