Gabor Steingart, Montag, 09.12.2024
Irrtum #2: Es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Die Unentschlossenheit der Wähler hat es da, wo in
harter Währung abgerechnet wird, nämlich am Wahltag, nicht gegeben. Mit
großer Eindeutigkeit hat der Republikaner die Wahl für sich entschieden.
Von 3.160 Wahlbezirken holte Trump 2.684.
Heute schulden uns Meinungsforscher wie Ipsos, YouGov und Co. und Onlinemedien wie FiveThirtyEight
eine Erklärung dafür, dass sie kurz vor dem Urnengang noch einen
Wahlsieg der Demokratin prophezeit haben. Die Mehrheitsmeinung (72
Prozent) in Deutschland, die laut ZDF-Politbarometer mit einem Wahlsieg von Kamala Harris gerechnet hatte, findet ihre Ursachen ebenfalls in einer Berichterstattung, die Wünsche als Wirklichkeit verkauft hat.
Ungeprüft wurde die Erzählung von Joe Biden als gütigen Herrn, der gegen einen Autokraten den Rechtsstaat verteidigt, von den Medien übernommen. Die Wahrheit zeigte sich nach der Niederlage und wenige Tage vor der Amtsübergabe an Trump.
Entgegen seines Versprechens, das Rechtsstaatsprinzip über die Familie zu stellen, hat er seinen Sohn, dem eine Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung und einem Verstoß gegen das Waffengesetz drohte, begnadigt. Damit ist Hunter Biden für immer der Strafverfolgung entzogen. Und jedermann sieht: Joe Biden ist nicht der, als der er uns beschrieben wurde. Auf die interfamiliäre Begnadigung angesprochen erwiderte Biden bei einer Pressekonferenz zynisch:
Welcome to America.
Irrtum #4: Die deutsche Wirtschaft wächst
Scholz schwärmte 2023 noch von Wachstumsraten in Höhe der Wirtschaftswunderjahre und der zuständige Minister lieferte eine angeblich wissenschaftlich abgesicherte Prognose, wonach das Wachstum im Jahr 2024 hätte 1,3 Prozent betragen müssen.
Dazu muss man wissen: 1,3 Prozent Zuwachs in einer Volkswirtschaft, deren Bruttosozialprodukt 4,2 Billionen Euro beträgt, bedeutet einen zusätzlichen Wohlstand von 54 Milliarden Euro. Dieses Geld entspricht dem regulären Bundeswehretat.
Das Gegenteil des Prognostizierten geschah. Das Land wuchs nicht, sondern schrumpfte. Deutschland ist nicht das Wirtschaftswunderland von Olaf Scholz, sondern der kranke Mann Europas.
Irrtum #5: Putin ist isoliert
Dieselben Experten, die sagten, Sanktionen würden Russland in die Knie zwingen, vertraten anschließend die Ansicht, Putin sei weltweit isoliert. Von Foreign Affairs („Putin der Paria: wie die Sanktionen und die Strafverfolgung Russlands Präsident in Gefahr bringen“) bis hin zum Stern („Der russische Staatschef ist isoliert“) gab es die Behauptung, Putin habe sich mit seinem völkerrechtswidrigen Überfall der Ukraine ins Abseits manövriert.
Das Gegenteil ist richtig: Immer mehr Staaten, darunter China, der Iran, Indien und viele afrikanische Staaten, würden gerne die Vormachtstellung der Amerikaner überwinden. Sie billigen aus Eigeninteresse Putins Gewaltanwendung und bauen ihre Beziehungen zu Russland aus. Der Block der Brics-Staaten hat sich eben erst in Russland getroffen, um seine Sehnsucht nach einem Ende der amerikanischen Hegemonie zu zelebrieren.
Irrtum #6: Es gibt einen weltweiten Rechtsruck
Dieses Narrativ dient in den USA und Deutschland vor
allem der Mobilisierung regierungsfreundlicher Gefühle. Man versucht
damit, die oppositionellen Bewegungen rechts der Mitte als
undemokratisch zu delegitimieren. Trump wurde als Faschist, Alice Weidel von SPD-Chef Lars Klingbeil als Nazi etikettiert.
Doch einen globalen Rechtsruck gibt es nur in den
Überschriften der Zeitungen, nicht im wahren Leben der Völker:
Wahlerfolge von Rechtspopulisten wie Trump und Meloni in Italien stehen einer hohen Anzahl sozialdemokratischer Wahlerfolge gegenüber.
In Deutschland, Großbritannien, Dänemark, aber auch in Spanien und Brasilien regieren Sozialdemokraten, im Élysée-Palast wohnt kein Rechtspopulist, sondern der ehemalige Sozialist Macron. In Polen wie auch in Großbritannien und Brasilien wurden konservative und rechtspopulistische Bewegungen abgewählt. Die Landkarte der weltweiten Regierungen ist nicht schwarz oder rot, sondern divers.
Fazit: Die Mainstream-Medien sind die Verlierer des Jahres 2024. In 2025 lohnt es sich für jeden Einzelnen umso mehr, darauf zu achten, dass die eigene Meinung und die Fakten nicht außer Sichtweite geraten. Oder um es mit dem Philosophen und Begründer des Materialismus, Ludwig Feuerbach, zu sagen:
Die Wahrheit steckt in den Tatsachen
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