Mullahs statt Bürokratie stoppen: Außenkanzler Merz wiederholt einen Merkel-Fehler
Viele fragen sich, wann die Regierung Merz endlich ihre Arbeit aufnehmen
und ernsthaft die Probleme des Landes angehen will. Nun, hierzu muss
zunächst mal die Arbeitsfähigkeit sichergestellt werden, und dazu „ist
es erforderlich, 208 zusätzliche Planstellen
im laufenden
Haushaltsvollzug auszubringen“, schrieb der Finanzminister an den Haushaltsausschuss.
Guten Morgen,
Weltbühne statt Werkbank: Friedrich Merz
ist früh in seiner Kanzlerschaft zum Flugplatz abgebogen. Die Turbinen
der Regierungsmaschine drehen seit seiner Amtsübernahme hochtourig. Der
rote Teppich ist ein fliegender Teppich geworden, der den Kanzler auf
all seinen Wegen begleitet: Paris, Warschau, Washington, D.C., Rocky
Mountains.
Das Wunder der Demokratie: Eben noch war man
unsichtbarer Teil einer Masse, Mitglied eines Volkes, das mit 82
Millionen Menschen weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung
repräsentiert. Und plötzlich steht man streng bewacht am Fuße der Rocky
Mountains neben Donald Trump und gehört zu den großen
Sieben der Welt. Das Scheinwerferlicht der Medien strahlt wohlige Wärme
ab. Zumindest so lange, bis der US-Präsident voreilig abreist. Dann wird
es schnell fröstelig. Der Mensch strebt zur Masse zurück.
Das
Konzept des Außenkanzlers klingt verlockend und bildet für die
Regierungschefs aller Länder die HON-Circle-Class der Politik. Das freut
auch die journalistischen Begleiter, die sich mit dem Kanzler durch die
Weiten der Galaxie bewegen. Weltpolitik! Geostrategie! Instagram!
Das versprüht für alle Beteiligten mehr Charme als der
Länderfinanzausgleich. Die Auswärtigen Angelegenheiten bedeuten
Prestige, Pathos und einen coolen Einspieler in der Tagesschau. Und wenn man Glück hat – wie jüngst Friedrich Merz – ist auch CNN dabei.
Film ab: Die Welt wird zum Kinosaal und man selbst
ist der Hauptdarsteller. Die eigenen Worte, die in der Opposition schon
so abgenutzt und ausgeleiert klangen, erfahren durch das hohe Staatsamt
eine wundersame Veredelung. Frieden. Freiheit. Zeitenwende.
Miles & More:
Wer will schon Landstraßen sanieren und den Behörden das Faxgerät
wegnehmen, wenn man in Jerusalem Frieden stiften oder in Kiew Waffen
verteilen kann. Innenpolitik bedeutet mit Max Weber das
Bohren dicker Bretter, weil man sich mit 630 Parlamentariern, 17
Ministern, 16 Landeschefs und mehr als 900 Behörden und Institutionen
des Bundes auseinandersetzen muss.