"Der Parlamentarismus ist nicht bequem – aber ehrlich" .
Die Union war traditionell die Partei, die sich nicht
der Umverteilung, sondern der Wertsteigerung im produktiven Kern der
Volkswirtschaft verpflichtet fühlte. Merz aber wurde nur deshalb
Kanzler, weil er sich selbst verraten hat und der SPD für eine
Staatsverschuldung der Extraklasse die Hand reichte.
Ohne Deutsche Einheit und ohne Pandemie soll der
Schuldenstand nun schätzungsweise auf das Rekordniveau von 90 Prozent
gegenüber dem Inlandsprodukt hochgetrieben werden. AfD-Chefin Weidel
kann ihr Glück kaum fassen: „Lügen haben kurze Beine. Der Wahlbetrüger
Friedrich Merz wurde klar abgestraft“, sagte sie gestern nach dem
gescheiterten ersten Wahlgang.
Das Land ist im Zuge der Migrationsdebatte und unter
dem Eindruck einer stagnierenden Wirtschaft weiter nach rechts gerückt.
Erst die SPD, nun auch CDU und CSU wurden in den Umfragen von den
Rechtspopulisten überholt. Die neue Regierung aber versucht eine
Mehrheitsbildung links der Mitte.
Damit stehen Regierungsbildung und politische Stimmung
im Lande konträr zueinander. Der neue Kanzler – das zeigt sich im
Bundestag – verfügt über eine nur fragile Legitimationsbasis. Markus Söder,
der als einziger Landeschef nicht bei der Kanzlerwahl in Berlin
anwesend war, sieht die „Vorboten von Weimar“. Fakt ist: Merz scheint
von Verrätern und solchen, die es jederzeit wieder werden könnten,
umstellt. Auf unheimliche Weise gilt auch für ihn: you’ll never walk
alone.
#4 Der Brandmauer-Schwur
Das Brandmauer-Gelübde, das Merz vor der Bundestagswahl
zu lockern versuchte und nach dem Scheitern dieser Lockerung täglich
erneuerte, nützt AfD und SPD. Der AfD sichert die Brandmauer ein
Alleinstellungsmerkmal. Der SPD sichert die Brandmauer das Monopol zur
Regierungsbeteiligung.
Damit ist der „Kampf gegen Rechts“ nicht so uneigennützig, wie er scheint. Dämonisierung und Stigmatisierung der AfD sind der Schlüssel zum Machterhalt der SPD. Und Merz? Ist nicht mehr allein der Koalitionspartner der Sozialdemokraten, sondern ihr moralischer Gefangener.
Das politische Establishment verweigert seinen Kritikern die offene Aussprache. Sachsens Premier Michael Kretschmer sagt im Podcast-Gespräch bei The Pioneer:
"Über eine sehr lange Zeit wurden die Themen, die der Bevölkerung wichtig sind, ignoriert".
Diese Gesprächsverweigerung, das weiß Merz, muss er durchbrechen. Doch das gestern öffentlich zelebrierte Misstrauensvotum gegen ihn macht es ihm schwer, sich zu bewegen. Die Heckenschützen lauern nicht in der AfD, sondern in den eigenen Koalitionsreihen. Sie haben gestern nur in die Luft geschossen.
Fazit: Als Kanzler der Fragilität muss sich Merz in dieser widrigen Wirklichkeit ab heute behaupten. Den Luxus der Wehleidigkeit kann er sich nicht leisten. Für ihn gilt der alte Sponti-Spruch: Du hast keine Chance, also nutze sie.
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