"AfD."
"AfD?"
"Kanaken raus."
"Aber mal ehrlich, hast du die AfD gewählt?"
"Natürlich."
"Warum?"
"Warum nicht?"
"Und was gefällt dir an dem Wahlprogramm der AfD?"
"Kanaken raus."
"Na, das meinst du ja nicht ehrlich. Du hast doch selbst Migrationshintergrund."
"Ich bin hier geboren und aufgewachsen."
"Und deine Eltern. Willst du, dass die rausmüssen?"
"Nee, die sind auch deutsche Staatsbürger. Ich meinte jetzt nur die Leute, die komplett Scheiße bauen."
"Und findest du, es ist ein Widerspruch, dass du Migrationshintergrund hast und die AfD gewählt hast?"
"Nein. Hat jeder seine eigene Meinung."
"Schluss! Die Grenzen, die müssen zubleiben. Deutschland ist voll."
Einem ähnlichen Austausch konnten einige Monate zuvor bereits Zuschauer des WDR-Magazins "Westpol" beiwohnen, die Szene fand ebenfalls über soziale Medien schnell Verbreitung. In dem Fall trat ein Redakteur des WDR auf zwei Männer an einer Dönerbude zu, um sie in ein Gespräch über die Spaltung der Gesellschaft zu verwickeln.
Kurze Pause. "Jetzt sind keine Deutschen mehr hier. Jetzt hast du nur Ausländer." Betrübter Blick. "Ist leider so", pflichtete der andere Mann, traurig mit dem Kopf nickend, bei. "Ich bin Türke. Ich lebe seit 1974 hier in Deutschland. Muss ich ehrlich sagen: Schluss! Die Grenzen, die müssen zubleiben. Ist zu voll! Deutschland ist voll. Jetzt allgemein. Sie müssen zumachen, die Grenzen." Man konnte förmlich sehen, wie dem braven WDR-Mann beinah das Mikrofon aus der Hand fiel.
Wie repräsentativ sind die Vorzeige-Migranten der Medien?
Wir wissen, wie man im rot-grünen Lager über das Stadtbild denkt (alles in Ordnung). Wir wissen auch, wie die Mehrheit der Deutschen die von Friedrich Merz angestoßene Diskussion sieht (Merz hat recht). Aber wie denken Menschen, von denen es auf den Demonstrationen heißt, sie müssten vor dem Kanzler geschützt werden?
Glaubt man den führenden Medienorganen, dann herrscht in der migrantischen Szene Beklemmung und Bestürzung. Uns werden Stimmen wie der Lungenfacharzt Cihan Celik präsentiert, der sich sorgt, was man jetzt wohl über ihn denkt, wenn er den Arztkittel abgelegt hat.
Es wird von Polizisten und Krankenschwestern berichtet, die nicht mehr wissen, ob sie noch mitgemeint sind, wenn von Deutschland die Rede ist. Wir kennen diese Stimmen. Wir vernehmen sie regelmäßig, wenn es um Fragen der Einwanderung geht. Aber wie repräsentativ sind sie?
Nehmen nur Deutsche ohne Migrationshintergrund eine Veränderung des Stadtbildes wahr? Bedauern nur diese Deutschen, dass Weihnachtsmärkte inzwischen besser gesichert sind als die russische Botschaft? Stören nur sie sich daran, wenn immer mehr Messerverbotszonen ausgewiesen werden, um die Zahl der Angriffe in den Griff zu bekommen? Lesen nur sie die Kriminalitätsstatistik, wonach der Anteil von Ausländern an schweren Straftaten überdurchschnittlich steigt?
In der Öffentlichkeit dominiert der Typus des Migranten, der bereits die Frage nach der Herkunft für eine Entgleisung hält und jeden Hinweis auf ein problematisches Verhalten unter Flüchtlingen als Angriff auf sich selbst. Für den Vertreter dieser Welt ist Deutschland nicht Heimat, sondern Albtraum, wie der Titel eines bekannten Buches lautet, eine im Kern rassistische Gesellschaft, die jeden, der als anders gelesen wird, wie das dort heißt, ausgrenzt und abwertet. Die Stadtbild-Debatte gilt als Beweis, dass alles noch viel schlimmer ist, als man angenommen hat.
Es spricht einiges dafür, dass man insbesondere in der türkisch-deutschen Community sehr viel differenzierter auf die Lage in deutschen Städten schaut, als die Berichterstattung vermuten lässt.
Auch Türken lesen Zeitung. Auch Türken wissen, dass die Pali-Freunde, die auf den Straßen "Yallah Yallah Intifada" krakeelen, nur deshalb so viel Zeit zum Rabatz haben, weil die Hälfte von Bürgergeld lebt. Auch sie sehen die Tunichtgute, die unter fadenscheinigsten Gründen Asyl beantragen und dann nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, als sich dickezutun.
Umgekehrt schauen diese Leute auf die Demonstrationen, die in ihrem Namen stattfinden, und wissen, dass sie nichts, aber auch gar nichts mit den höheren Töchtern verbindet, die ihren Protest vor der CDU-Zentrale ausleben.
Nur in Deutschland bringen es die besseren Stände fertig, für Vielfalt zu demonstrieren und dabei so einheitlich auszusehen, dass man meinen könnte, sie demonstrierten für eine Gesellschaft weiß wie ein Bettlaken.
Es war immer ein Missverständnis, Migranten umstandslos den Linken zuzuordnen. Bei der ersten Generation von Einwanderern mag es noch eine sentimentale Hinwendung zur Sozialdemokratie gegeben haben. Aber davon ist nicht mehr viel übrig.
Wer Geschlechtertrennung und Kopftuch bevorzugt, dem sind rot-grüne Herzensanliegen wie der Kampf für mehr Transrechte und die Zerschlagung aller patriarchalen Strukturen eher schnuppe.
In Wahrheit hat sich in der migrantischen Welt ein Milieu erhalten, das allem Hohn spricht, was man auf linken Parteitagen als Errungenschaft feiert. Der Muskeltorso, den man in endlosen Stunden im Gym geformt hat, korrespondiert dabei mit der Sportwagen-Silhouette, die man praktischerweise gleich auf dem Gehweg parkt. Wenn von toxischem Verhalten die Rede ist, ob in Verbindung mit Männlichkeit oder der Bewegung im Stadtbild, wird das eher als Kompliment denn als Vorwurf verstanden.
Keine Ahnung, an wen die SPD denkt, wenn sie jetzt das Catcalling unter Strafe stellen will, wie Hinterherpfeifen heute heißt. Den Bauarbeiter jedenfalls, der die Lippen spitzt, wenn er eine hübsche Frau sieht, gibt es so nur noch im Film. Nach Lage der Dinge werden es eher junge, muslimisch gelesene Männer sein, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und nur in Ausnahmen Torben und Malte aus dem Kiezcafé.
Vielleicht liegt die wahre Herablassung darin, zu meinen, dass man besser als jeder Deutschtürke weiß, wie man sich als Zuwanderer fühlt. Zu glauben, man kenne alle Migranten, weil man zufällig über den Text eines Arztes gestolpert ist, der das schreibt, was man selber denkt: Das ist jedenfalls sehr viel rassistischer als die Frage, woher jemand stammt.

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