27 November 2025

Augsburger Pollermarkt (Die Augsburger Zeitung)

Wenn deutsche Hysterie auf pragmatische Handarbeit trifft
Augsburger Pollermarkt (Die Augsburger Zeitung)
Die neuen mobilen Sperren zur Sicherung des Augsburger Christkindlesmarktes sorgen für Diskussionen. Jede Straßenbahnfahrt erfordert das mühsame Umsetzen der 450-Kilo-Blöcke – teils mit Auswirkungen auf den Verkehr.
Von Bruno Stubenrauch 27.11.2025
Wer dieser Tage den Rathausplatz in Augsburg besucht, bekommt nicht nur Glühweinstände und Weihnachtslichter zu sehen, sondern auch die direkte Folge einer verheerenden Migrationspolitik. Ein virales Video zeigt, wie drei Sicherheitskräfte in gelb-blauen Jacken einen mobilen Poller anheben, verschieben – und kurz darauf wieder an dieselbe Stelle zurückfahren. Minuten später wiederholt sich das Spiel: Straßenbahn durchlassen, Poller zurück. Immer und immer wieder.
Das dürfte in Deutschland einmalig sein: Um die Besucher des abend­ländi­schen Christ­kindles­marktes vor morgen­ländi­schen Terror­fahrern zu schützen, lässt die Stadt Augsburg 350 Kilo schwere Eisenpoller mehrere Meter von Hand hin und her schieben, 30 Tage lang, zehn Stunden am Tag und 128-mal pro Stunde.
Dieses Jahr gehört erstmals die komplette Straßen­bahn­trasse zwischen Perlach­berg und Maxi­milian­straße 19 (XL-mit-Pfiff) zur Hoch­sicher­heits­zone um den Christ­kindles­markt. Das heißt: Die Absperr­linie verläuft quer über die Schienen. Technisch gelöst wurde das so: Kommt gerade keine Tram, steht ein 350 Kilo schwerer Metall­poller mit Teller­fuß mittig auf jedem der beiden Gleise. Aber: Will eine Tram passieren, muss der Poller natürlich weg. So funktioniert’s: Zwei Linien fahren im 7,5-Minuten­takt über den Rathaus­platz. Macht 8 Bahnen pro Stunde, pro Linie und Richtung, also 32 Trams, die stündlich über den Platz fahren. Für jede Tram müssen zwei Poller weichen: am Perlach­berg und auf Höhe der Maxi­milian­straße 19. Also muss 64-mal ein Poller weg, und nach Passieren der Bahn 64-mal sofort wieder zurück auf die Schienen. Macht 128 Poller­bewe­gungen – pro Stunde! Ein Kraftakt? Wahnsinn!
Den Kraftakt vollbringt die „Agentur EMV Sicher­heits­dienst“ aus Augsburg. Sieben Mit­arbeiter waren am gestrigen Dienstag im Einsatz, gefilmt und foto­gra­fiert von zahl­reichen Markt­besuchern, die das Schauspiel nicht fassen konnten.
„Kraftakt“ ist dabei wörtlich zu nehmen: Obwohl die Poller auf luft­be­reiften Wagen bewegt werden, sind dafür am Perlach­berg zwei Personen nötig – wegen des Gefälles und des buck­ligen Kopf­stein­pflasters, über das die Poller gezogen werden müssen. Zudem müssen die Poller nach dem Zurück­rollen auf die Schienen mit einer Art Wagen­heber­kurbel aufs Pflaster abge­lassen werden. Sonst könnten sie ja vom Terror-BMW einfach weg­geschoben werden – nicht Sinn der Sache.
Es ist eine brillante Metapher für deutschen Amts-Eifer: Wir haben zwar ein Problem (Terrorgefahr) und eine funktio­nie­rende Infras­truktur (Tram), aber wir lösen das Dilemma, indem wir 350-Kilo-Hinder­nisse auf den Rathaus­platz stellen und sieben Männer dafür bezahlen, diese alle 28 Sekunden neu zu positio­nieren. Wir lassen uns doch unsere abend­ländi­sche Kultur nicht nehmen!

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