Mitglieder der Linken waren auf zahllosen pro-palästinensischen Demonstrationen in Berlin mit von der Partie
Die Parteijugend „solid“ will beim Kampf gegen Israel offenkundig nicht abseits stehen. Auf ihrem Kongress am Wochenende beklagte sie in einem mit großer Mehrheit angenommenen Antrag, ihre Organisation habe angesichts des „Völkermords“ in Gaza „versagt“. Selbstkritisch wurde zudem vermerkt, man habe „den kolonialen und rassistischen Charakter des israelischen Staatsprojekts“ nicht herausgestellt. Anträge, auch das Leid der von der Hamas verschleppten Geiseln anzuerkennen, fanden keine Mehrheit.
Laut Spiegel haben thüringische Mitglieder der
Linksjugend gegenüber dem Landesvorstand ihrer Partei beklagt, dass
solid-Delegierte, die den israelfeindlichen Kurs nicht mittrugen,
persönlich bedroht und beschimpft worden seien; man sei ihnen mit
„offenem Hass“ begegnet. Gegner des offen israelfeindlichen Kurses seien
„angepöbelt und auf unangenehme Weise konfrontiert worden“.
Die stellvertretende Bundesvorsitzende Sabine Ritter hat sich, wie zu erwarten war, von den solid-Resolutionen distanziert. Dem Spiegel
sagte sie: „Die Position der Linken ist eine andere, und wir halten die
der Linksjugend auch für falsch.“ Das trifft so freilich nicht zu.
Mitglieder der Linken waren auf zahllosen pro-palästinensischen
Demonstrationen in Berlin mit von der Partie. Auf der Großkundgebung
Ende September spielte der Vorwurf, Israel habe im Gazastreifen einen
Völkermord begangen, eine zentrale Rolle. Die Co-Vorsitzende der
Bundespartei, Ines Schwerdtner, äußerte sich auf der Kundgebung in
diesem Sinne.
In der Brandmauer zur Abgrenzung nach links klaffen große Löcher
Die
Linke ist zweifellos die deutsche Partei, in der Antisemiten und
Israelfeinde einen festen Platz haben. Das müsste all den politischen
Kräften zu denken geben, denen das „Nie wieder“ leicht von den Lippen
geht, in der Linkspartei aber einen willkommenen Koalitionspartner
sehen. SPD und Grüne haben schon 1994 in Sachsen-Anhalt erstmals mit
Hilfe der damaligen PDS regiert. SPD und Grüne regieren seit 2019
gemeinsam in Bremen, Rot-Rot bildet aktuell in Mecklenburg-Vorpommern
die Regierung. Solche Konstellationen gab es auch schon in Berlin und
Brandenburg. Dabei ist auffällig, dass die SPD bisweilen die Linke der
CDU als Koalitionspartner vorzieht.
Die immer stärkere Ausprägung der Linken als Anti-Israel-Partei müsste der CDU ebenfalls zu denken geben. In der Brandmauer zur Abgrenzung nach links klaffen nämlich große Löcher. Die Ministerpräsidenten Michael Kretschmer in Sachsen und Mario Voigt in Thüringen kamen nur dank der Stimmen der Linken ins Amt. Auch im Bundestag erhob die CDU/CSU die Linke in den Rang der demokratischen Parteien, als sie deren Stimmen dringend brauchte, um Friedrich Merz nach dem missglückten ersten Wahlgang noch am selben Tag zum Kanzler wählen zu können.
Die Linke alias SED steht mit ihrer teils kritischen, teils feindlichen Haltung zu Israel in der Tradition der DDR. Anders als die übrigen Staaten des Ostblocks unterhielt Ost-Berlin keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Der DDR war es nämlich wichtig, mit ihrer antizionistischen Haltung bei arabischen Staaten gut anzukommen. In der alten Bundesrepublik waren sich die Kräfte der politischen Mitte stets bewusst, dass das Land gegenüber Israel eine besondere Verantwortung hat. Der kann man jedoch an der Seite der Linken nicht gerecht werden.

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