Aus aktuellem Anlass
»Wir können Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten«
Neuer Aktenfund von 1991 stützt russischen Vorwurf
»Wir können Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten«
Neuer Aktenfund von 1991 stützt russischen Vorwurf
Russland behauptet seit Jahrzehnten, die Nato-Osterweiterung verstoße
gegen westliche Zusagen nach dem Mauerfall. Nun ist ein bemerkenswertes
Dokument aufgetaucht.
Archivfund bestätigt Sicht der Russen bei Nato-Osterweiterung (WELT+)
„Wir
haben deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus
ausdehnen“, schrieb der deutsche Diplomat Jürgen Chrobog über ein
Treffen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands im März
1991. Dieses Dokument bestätigt die russische Sichtweise zur
Osterweiterung.
Ein
erst jetzt aufgetauchter Vermerk aus dem britischen Nationalarchiv
stützt die russische Behauptung, mit der Nato-Osterweiterung habe der
Westen gegen Zusagen von 1990 verstoßen. Das berichtet der „Spiegel“.
Der
US-Politikwissenschaftler Joshua Shifrinson hat das ehemals als geheim
eingestufte Dokument gefunden. Es handelt von einem Treffen der
Politischen Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens,
Frankreichs und Deutschlands in Bonn am 6. März 1991. Thema war die
Sicherheit Polens und anderer osteuropäischer Staaten. Ein Politischer
Direktor leitet die Politische Abteilung im Außenministerium und gilt
als engster Berater des Außenministers.
Bonns Vertreter Jürgen Chrobog erklärte damals laut Vermerk: „Wir haben in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“
Bonns Vertreter Jürgen Chrobog erklärte damals laut Vermerk: „Wir haben in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“
Russlands Perspektive
Kontroverse um Versprechen
- Ablehnung: Russland sieht die NATO-Osterweiterung als Bruch von Zusagen und als Bedrohung seiner nationalen Sicherheit.
- Begründung: Russland
argumentiert, dass durch die Erweiterung eine strategische Pufferzone
zwischen sich und der NATO eliminiert wurde und dass die NATO-Präsenz
näher an seinen Grenzen eine Gefahr darstellt.
- NATO-Russland-Grundakte: Die 1997 geschlossene NATO-Russland-Grundakte sollte die Beziehungen verbessern und das Vertrauen stärken. Darin verzichtete Russland auf ein Vetorecht bei NATO-Beitrittsentscheidungen anderer Staaten
- Zusagen vor Wiedervereinigung: Russland
bezieht sich häufig auf Aussagen westlicher Politiker aus dem Jahr
1990, die eine NATO-Erweiterung nach Osten ablehnten.
- Historische Einordnung: Es gibt unterschiedliche Interpretationen der damaligen Gespräche. Während
Russland dies als Betrug wertet, weisen Historiker und Experten darauf
hin, dass es damals noch nicht um die Osterweiterung ging, sondern um
den Status des vereinigten Deutschlands und die sowjetischen Truppen in
der DDR.

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