„Hätte sie nur genügend Kompetenz“ – SPD verliert in Vierteljahrhundert rund 60 Prozent ihrer Wähler (WELT+)
Trotzdem gelingt es der SPD nicht, aus dieser Stimmung Kapital zu schlagen. „Von dieser hohen Unzufriedenheit mit dem Kanzler könnte die mitregierende SPD an sich profitieren – hätte sie nur genügend politische Kompetenz oder ein überzeugendes Personalangebot“, so Forsa-Chef Manfred Güllner in seinem wöchentlichen Newsletter.
SPD verliert 60 Prozent ihrer früheren Wählerschaft
Seit
dem Wahlsieg von Gerhard Schröder 1998 hat die SPD rund 60 Prozent
ihrer damaligen Wähler verloren, heißt es in der Forsa-Analyse.
Besonders dramatisch ist der Einbruch demnach in Thüringen, wo sie drei
Viertel ihrer Wähler verlor. Selbst im Stadtstaat Hamburg, lange Zeit
eine SPD-Hochburg, schrumpfte der Anteil seitdem um die Hälfte.
Auch regional zeigt sich der Niedergang deutlich: Bei den letzten
Landtagswahlen kam die SPD in vier Ländern – Schleswig-Holstein, Hessen,
Baden-Württemberg und Bayern – auf weniger als zehn Prozent, in
Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sogar lag sie sogar unter fünf
Prozent.
In den Städten setzt sich der Trend fort: In Frankfurt am Main fiel der Anteil der SPD an allen Wahlberechtigten von 35,4 Prozent (1964) auf 7,4 Prozent (2021). In Dortmund, der einstigen „Herzkammer“ der Sozialdemokratie, sank der Wert bei der Kommunalwahl 2025 auf nur noch 13,1 Prozent.
Wie lange bleibt die SPD noch eine Volkspartei?
Von den Arbeitern und Arbeitslosen, einst verlässlichen Stützen der Partei, würden heute jeweils nur neun Prozent SPD wählen. Etwas besser steht sie bei Gewerkschaftsmitgliedern und linken Wählergruppen da, doch auch hier liegt die Zustimmung nur bei etwa 20 Prozent.
Und sogar
innerhalb der eigenen Reihen ist sie nicht beliebt: 18 Prozent der
SPD-Mitglieder würden derzeit eine andere Partei bevorzugen. Nur sechs
Prozent aller Wahlberechtigten trauen der SPD zu, die aktuellen Probleme
des Landes zu lösen – ein historischer Tiefpunkt. Auch die Union
schneidet mit 16 Prozent kaum besser ab. Beide Parteien leiden unter
deutlichen Kompetenz- und Personalproblemen. Seit Gerhard Schröder
konnte kein SPD-Kanzlerkandidat mehr eine Mehrheit überzeugen.
Sollte sich der Schrumpfungsprozess der SPD fortsetzen, warnt Forsa-Chef
Güllner, könnte auf absehbare Zeit sogar die Existenz der Partei als
Volkspartei – oder sogar als Partei – infrage stehen.


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