Der AfD-Innenexperte Martin Hess hat in einer parlamentarischen Anfrage abgefragt, wie sich die Tatverdächtigenbelastungszahl bei verschiedenen Delikten, Nationalitäten und Altersgruppen unterscheidet. Die Antwort der Bundesregierung, die WELT exklusiv vorliegt, zeigt teils große Unterschiede.
Auch die
Zahlen selbst bedürfen eines genaueren kriminologischen Blicks. Etwa die
Unterschiede innerhalb der Nationalitäten. Ein Faktor, der nichts
verharmlosen soll, aber einen Teil der Erklärung liefert, ist die
unterschiedliche Zusammensetzung nach Alter und Geschlecht: Menschen,
die nach Deutschland einwanderten, sind im Vergleich zur einheimischen
Bevölkerung im Schnitt jünger sowie häufiger männlich und stammen aus
ökonomisch ärmeren Gebieten – alles Faktoren, die es kriminologisch
wahrscheinlicher machen, eine Straftat zu begehen.
Unter den „kriminalitätsbelasteten“ Nationalitäten, die hier abgefragt wurden, sind viele Zuwanderer, die erst in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind, etwa Syrer, Afghanen oder Ukrainer. Viele dieser Zuwanderer leben in den ersten Jahren in engen Asylunterkünften, oft unter prekären Bedingungen auf engem Raum – ein Nährboden für Auseinandersetzungen und Gewalt. Auch Fluchterfahrungen und die Sozialisation mit Gewalt in den Heimatländern spielen eine Rolle. Und dürfen dennoch nicht den Blick auf Fehlentwicklungen und Probleme verstellen.
Besonders schockierend seien die
„Tatverdächtigenbelastungszahlen minderjähriger Ausländer“, findet der
AfD-Abgeordnete Hess. Ein Beispiel aus dem Bereich der
„Straßenkriminalität“ – ein Deliktfeld, zu dem etwa Straftaten wie
Diebstahl von Autos und Taschendiebstahl gehören, aber auch sexuelle
Belästigung, Raubtaten und Körperverletzung auf Straßen und Plätzen –
verdeutlicht die teils großen Unterschiede: Syrische Jugendliche
zwischen 14 und 18 Jahren sind hier etwa fünfmal so häufig tatverdächtig
wie deutsche Jugendliche gleichen Alters, das gilt ebenso für Kinder
unter 14 Jahren.
Eine andere Bevölkerungsgruppe erreicht einen traurigen Höchststand: Algerische Teenager liegen mit ihrem TVBZ-Wert 56-mal höher als ihre deutschen Altersgenossen, bei Marokkanern zwischen 14 und 18 liegt die Kriminalitätsbelastung rund 19-mal höher. Der hohe Anteil von Menschen aus Maghreb-Staaten bei Raubstraftaten macht den Sicherheitsbehörden seit Jahren Sorgen. In Städten wie Bremen etwa ermitteln Sonderkommissionen zu diesem Phänomen.
Auch bei allen
Altersklassen gibt es bei den Straftaten aus dem Bereich der
Straßenkriminalität große Unterschiede: Deutsche Tatverdächtige weisen
hier eine TVBZ von 168 auf, der Wert von syrischen (1291) und
afghanischen (1218) Tatverdächtigen liegt fast achtmal so hoch.
Ukrainische Tatverdächtige weisen „nur“ einen etwa doppelt so hohen Wert
(343) im Vergleich zu deutschen Tatverdächtigen.
Auch in anderen Bereichen zeigen sich beunruhigende Entwicklungen. Die TVBZ bei Ladendiebstahl liegt bei deutschen Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren bei 409, bei Ukrainern des gleichen Alters bei 1777. Bei Rauschgiftkriminalität sind die Unterschiede weniger groß: Heranwachsende Syrer zwischen 18 und 21 Jahren weisen einen weniger als doppelt so hohen Belastungswert wie gleichaltrige Deutsche auf.
Korrespondent Philipp Woldin kümmert sich bei WELT vor allem um Themen der inneren Sicherheit und berichtet aus den Gerichtssälen der Republik.
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