Der andere Blick -
Antifa ist nicht Antifaschismus. Das linke Märchen von der guten Antifa (NZZ)
von Marc Felix Serrao, Chefredaktor NZZ Deutschland, 05.11.2025
Antifa ist nicht Antifaschismus. Das linke Märchen von der guten Antifa (NZZ)
von Marc Felix Serrao, Chefredaktor NZZ Deutschland, 05.11.2025
Zum
jüngsten Brandanschlag auf das Auto eines AfD-Politikers haben sich
anonyme Linksextremisten bekannt. Sie drohen mit noch mehr Militanz und
politischen Morden. Ob Deutschlands Parteien jetzt erkennen, was der «Kampf gegen rechts» angerichtet hat?
Man stelle sich vor, das Auto eines bekannten Politikers der SPD oder der Grünen wäre abgefackelt worden, und Rechtsextremisten würden sich zur Tat bekennen. Sie würden dazu aufrufen, militante Banden zu bilden, «egal ob mit Hammer oder Brandsatz», und sie würden den Anhängern linker Politiker mit dem Tod drohen. Deutschland würde kein anderes Thema mehr kennen. Es gäbe Sondersendungen und mahnende Worte des Bundespräsidenten. Es hat tatsächlich einen Brandanschlag gegeben, in der Nacht auf Montag. Es gibt auch ein Bekennerschreiben, das zu einer neuen Form der Militanz aufruft und politische Morde ankündigt. Allerdings ist das Opfer kein Linker, sondern ein Rechter: der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion Bernd Baumann. Die mutmasslichen Täter sind nach eigenen Worten «Antifas». Und eine nennenswerte öffentliche Empörung ist, von vereinzelten Wortmeldungen abgesehen, ausgeblieben.
Der flächendeckende «Kampf gegen rechts»
Es gibt verschiedene Antworten auf die Frage, wie diese Schieflage zustande gekommen ist. Der Terror der Roten Armee Fraktion liegt schon deutlich länger zurück als der des Nationalsozialistischen Untergrunds oder als der Mordanschlag auf Walter Lübcke. Das lässt vor allem jüngere Deutsche glauben, linker Extremismus sei weniger gefährlich als rechter. Und natürlich lernt jedes Schulkind von den Schrecken des Nationalsozialismus, während nur wenige das «Schwarzbuch des Kommunismus» kennen.
Entscheidend ist aber etwas anderes: der flächendeckende «Kampf gegen rechts». Deutschlands Linke hat es nicht nur geschafft, ein ganzes politisches Spektrum zu delegitimieren, sondern dabei auch den Extremismus des eigenen Lagers erfolgreich weichgespült.
Kaum ein CDU- oder CSU-Politiker traut sich noch zu sagen, was für Parteigrössen wie Franz Josef Strauss («Es darf rechts von der CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben») oder Ernst Albrecht («Wenn man Ordnung, Leistung und Familie rechts nennt, dann bin ich rechts») selbstverständlich war. Im Gegenteil, viele von ihnen sind heute selbst «gegen rechts». Es ist eine Form der politischen Autoaggression, die Deutschlands bürgerliches Lager exklusiv hat.
Ein Schlachtruf wie «Alerta antifascista» taucht unterdessen nicht nur im Bekennerschreiben der Brandstifter von Hamburg auf. Er wird auch immer wieder von deutschen Politikern verwendet. Ferat Koçak von der Linkspartei brüllte die Parole unlängst sogar mit geballter Faust im Deutschen Bundestag. Und die Grüne Jugend lud unter dem Motto «Campista, campista, Antifascista!» zum «Antifa-Camp». Unterdessen verwischen prominente Sozialdemokratinnen wie die frühere Parteichefin Saskia Esken die Grenze zwischen links und linksextrem, indem sie sich zur «Antifa» bekennen. Hinter dem Begriff mögen verschiedene Strömungen stecken, die keine feste Struktur haben. Allerdings treten Antifa-Gruppen sehr oft militant auf. Und es überrascht kein bisschen, dass auch das Bekennerschreiben von Hamburg mit einem Gruss an die «angeklagten, eingeknasteten und untergetauchten Antifas» beginnt.
Angst vor einem neuen Linksterrorismus
Die Gewaltbereitschaft deutscher Linksextremisten nimmt zu, nicht nur gegen Sachen. «Bei ungehindertem Fortgang der Radikalisierung könnte in Deutschland ein neuer Linksterrorismus entstehen», mahnt der Verfassungsschutz. Dieser Terror dürfte sich dann vor allem gegen als solche ausgemachte «Faschisten» richten. Das wären viele. Die mutmasslichen Brandstifter von Hamburg bezeichnen «Nazis, Normalos und Bullen» als ihre Gegner.
Es ist eine Sache, als Volksvertreter zu einem Brandanschlag gegen einen politischen Kontrahenten zu schweigen; niemand muss sich solidarisch zeigen, auch wenn es der Anstand eigentlich gebietet. Aber es ist eine andere Sache, die Parolen von Extremisten salonfähig zu machen und diesen den Eindruck zu vermitteln, sie handelten irgendwie im Sinne der Demokratie. Antifa-Anhänger tun das nicht. Genauso wenig wie ihre gewählten Claqueure.
Man stelle sich vor, das Auto eines bekannten Politikers der SPD oder der Grünen wäre abgefackelt worden, und Rechtsextremisten würden sich zur Tat bekennen. Sie würden dazu aufrufen, militante Banden zu bilden, «egal ob mit Hammer oder Brandsatz», und sie würden den Anhängern linker Politiker mit dem Tod drohen. Deutschland würde kein anderes Thema mehr kennen. Es gäbe Sondersendungen und mahnende Worte des Bundespräsidenten. Es hat tatsächlich einen Brandanschlag gegeben, in der Nacht auf Montag. Es gibt auch ein Bekennerschreiben, das zu einer neuen Form der Militanz aufruft und politische Morde ankündigt. Allerdings ist das Opfer kein Linker, sondern ein Rechter: der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion Bernd Baumann. Die mutmasslichen Täter sind nach eigenen Worten «Antifas». Und eine nennenswerte öffentliche Empörung ist, von vereinzelten Wortmeldungen abgesehen, ausgeblieben.
Der flächendeckende «Kampf gegen rechts»
Es gibt verschiedene Antworten auf die Frage, wie diese Schieflage zustande gekommen ist. Der Terror der Roten Armee Fraktion liegt schon deutlich länger zurück als der des Nationalsozialistischen Untergrunds oder als der Mordanschlag auf Walter Lübcke. Das lässt vor allem jüngere Deutsche glauben, linker Extremismus sei weniger gefährlich als rechter. Und natürlich lernt jedes Schulkind von den Schrecken des Nationalsozialismus, während nur wenige das «Schwarzbuch des Kommunismus» kennen.
Entscheidend ist aber etwas anderes: der flächendeckende «Kampf gegen rechts». Deutschlands Linke hat es nicht nur geschafft, ein ganzes politisches Spektrum zu delegitimieren, sondern dabei auch den Extremismus des eigenen Lagers erfolgreich weichgespült.
Kaum ein CDU- oder CSU-Politiker traut sich noch zu sagen, was für Parteigrössen wie Franz Josef Strauss («Es darf rechts von der CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben») oder Ernst Albrecht («Wenn man Ordnung, Leistung und Familie rechts nennt, dann bin ich rechts») selbstverständlich war. Im Gegenteil, viele von ihnen sind heute selbst «gegen rechts». Es ist eine Form der politischen Autoaggression, die Deutschlands bürgerliches Lager exklusiv hat.
Ein Schlachtruf wie «Alerta antifascista» taucht unterdessen nicht nur im Bekennerschreiben der Brandstifter von Hamburg auf. Er wird auch immer wieder von deutschen Politikern verwendet. Ferat Koçak von der Linkspartei brüllte die Parole unlängst sogar mit geballter Faust im Deutschen Bundestag. Und die Grüne Jugend lud unter dem Motto «Campista, campista, Antifascista!» zum «Antifa-Camp». Unterdessen verwischen prominente Sozialdemokratinnen wie die frühere Parteichefin Saskia Esken die Grenze zwischen links und linksextrem, indem sie sich zur «Antifa» bekennen. Hinter dem Begriff mögen verschiedene Strömungen stecken, die keine feste Struktur haben. Allerdings treten Antifa-Gruppen sehr oft militant auf. Und es überrascht kein bisschen, dass auch das Bekennerschreiben von Hamburg mit einem Gruss an die «angeklagten, eingeknasteten und untergetauchten Antifas» beginnt.
Angst vor einem neuen Linksterrorismus
Die Gewaltbereitschaft deutscher Linksextremisten nimmt zu, nicht nur gegen Sachen. «Bei ungehindertem Fortgang der Radikalisierung könnte in Deutschland ein neuer Linksterrorismus entstehen», mahnt der Verfassungsschutz. Dieser Terror dürfte sich dann vor allem gegen als solche ausgemachte «Faschisten» richten. Das wären viele. Die mutmasslichen Brandstifter von Hamburg bezeichnen «Nazis, Normalos und Bullen» als ihre Gegner.
Es ist eine Sache, als Volksvertreter zu einem Brandanschlag gegen einen politischen Kontrahenten zu schweigen; niemand muss sich solidarisch zeigen, auch wenn es der Anstand eigentlich gebietet. Aber es ist eine andere Sache, die Parolen von Extremisten salonfähig zu machen und diesen den Eindruck zu vermitteln, sie handelten irgendwie im Sinne der Demokratie. Antifa-Anhänger tun das nicht. Genauso wenig wie ihre gewählten Claqueure.

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