14 Oktober 2025

Klimakampf in Hamburg - Hamburgs Traum von der Klimaneutralität ist ebenso teuer wie sinnlos (Focus Briefing)

Klimakampf in Hamburg - Auto-Verbote, Mieten-Explosion
Hamburgs Traum von der Klimaneutralität ist ebenso teuer wie sinnlos (Focus Briefing)
Von Thomas Tuma, 14.10.2025
Wer regiert die Republik? Ich frage mich das öfter, denn man kann ja nicht sagen, dass sich die eher bürgerlich-konservative Mehrheit im Land in der aktuellen Regierung wiederfindet. Wer führt also dann? Der DGB? Die Grünen? Anja Reschke oder Fridays for Future? Im Fall Hamburg kommen wir mit dieser Melange der Wahrheit schon recht nahe.
Am Sonntag hat dort eine Volksinitiative mit der knappen Mehrheit der abgegebenen Stimmen mal eben die Regierungspolitik aus den Angeln gehoben. Es geht nicht um Kleinigkeiten wie die Einrichtung von Lastenfahrrad-Parkplätzen vor der Stadtteil-Kita „Rote Zora“, sondern um große Fragen: Hamburg soll nun 2040 klimaneutral werden. Fünf Jahre früher, als bislang geplant. Selbst die EU will übrigens erst 2050 so weit sein.
Das wird die Stadt und damit ihre Einwohner Milliarden kosten und macht eigentlich wenig Sinn, wenn nicht mal der Rest der eigenen Republik mitzieht. Aber es soll wahrscheinlich ein Zeichen setzen. Für was auch immer.

Hier nur mal ein paar der Konsequenzen des Volksentscheids, der für die Stadtregierung bindend ist: Bis 2040 müssen alle Gas- und Ölkessel in Wohn- und anderen Gebäuden ausgetauscht werden – bei gleichzeitiger Stilllegung des Gasnetzes. Wärmepumpe ist künftig King, auch wenn die Preise explodieren dürften aufgrund des plötzlichen Nachfragedrucks. Tempo 30 wird stadtweit zur Regel, der Pkw-Verkehr natürlich reduziert. Die Industrie soll vollständig auf Wasserstoff und E-Fuels umsteigen.

Wir sprechen hier nicht von der Transformation eines Freizeitparks, sondern einer Hafen-, also Industriemetropole. Alle, die was von Wirtschaft verstehen, hatten im Vorfeld gewarnt, nicht nur der Erste Bürgermeister, SPD-Mann Peter Tschentscher. Ebenso die komplette Bürgerschaft, außer den Linken. Ein Sonderfall sind zudem die Grünen. Ihre mitregierende Bürgerschaftsfraktion war ebenfalls gegen den „Zukunftsentscheid“, die Parteibasis aber dafür. So ist das ja oft: Wer regieren muss, schaut etwas nüchterner auf Machbarkeiten.
Aber die meisten Lobby-Verbündeten des „Zukunftsentscheids“ kennen nix als ewige Opposition: BUND und Nabu, Greenpeace, Campact, Fridays for Future, Ver.di – viele von ihnen definieren sich über ihr Dagegen-sein. Gegen „Rechts“. Gegen Reichtum, den man zumindest neu definieren müsste. Gegen „Fossilmafia“, die da oben, Steuersenkungen, Trump oder wenigstens den „Genozid“ an Palästinensern.
Ich dachte, die fixe Idee hätte sich mittlerweile erledigt, dass am deutschen Öko-Wesen die Welt genesen soll. Dass wir wirklich noch glauben: Wenn wir nur im Sauseschritt vorangehen, dann werden die anderen schon folgen. Dem Rest der Welt ist der Hamburger Aktionismus herzlich egal. Aber nun wird eben die Stadt ruiniert mit einer Agenda, die vor allem durch ideologische Kompromisslosigkeit besticht.

Klima ist in Hamburg jedenfalls ab jetzt Prio 1. Alles andere muss warten. Es geschah im Namen des Volkes (allerdings nur von 23% der Wahlberechtigten), das diesen Weg ja gewählt hat. Das gibt mir eigentlich am meisten zu denken.

Zur Vertiefung:

Auto-Verbote, Mieten-Explosion
Hamburgs Traum von der Klimaneutralität ist ebenso teuer wie sinnlos (Focus Online)

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