„Zukunftsentscheid Hamburg“: Gemeinwohl bis zum Staatszerfall (Cicero)
Die Folgen der neuen Verschärfung werden für Hamburg schwerwiegend sein. Der ehemalige Umweltsenator Prof. Fritz Vahrenholt (SPD) hat sich kritisch damit beschäftigt. Demnach werde es nach Umsetzung der Klimaneutralität in Hamburg keine dieselbetriebenen Containerschiffe, keine Produktion von Aluminium, Kupfer oder Stahl, keine Raffinerie, keine Gas- und Ölheizungen sowie Fahrten mit Benzin- und Dieselfahrzeugen mehr geben. Darüber hinaus rechnet Vahrenholt mit einer monatlichen Mietsteigerung von rund 350 Euro für eine durchschnittliche Wohnung. Da nicht zu erwarten ist, dass die Weltwirtschaft sich dem neuen Hamburger Extremismus unterwerfen wird, werden die großen Schiffe – noch immer dieselbetrieben – wohl künftig in Rotterdam gelöscht werden, während dem Hamburger Hafen ein Schicksal als Industriedenkmal droht.
36.442 fehlende Nein-Stimmen
Wieder
einmal stehen wir vor der Frage, wie dies alles möglich war. Auffällig
ist die gelungene asymmetrische Mobilisierung der Wählerschaft, die den
Volksentscheid zum Erfolg führte. Wie viele der über 56 Prozent
Nichtwähler mögen wohl der Ansicht gewesen sein, eine derart dystopische
Forderung hätte sowieso keine Erfolgsaussichten, weshalb sich der Gang
zum Wahllokal nicht lohne? Tatsache ist, dass schon 36.442 zusätzliche
Nein-Stimmen gereicht hätten, um die Katastrophe für Hamburg abzuwenden.
Eine geringe Zahl angesichts insgesamt 1,3 Millionen Wahlberechtigter.
Eine weitere Besonderheit dieser Abstimmung ist die hohe Zahl der Briefwähler, die bei 80,7 Prozent lag. Sie ist damit weit mehr als doppelt so hoch wie im deutschlandweiten Durchschnitt der letzten Bundestagswahl, der bei 37 Prozent lag. Eine Stadt, die für ihre wirtschaftliche Komplettzerstörung votiert, empfindet paradoxerweise schon den Gang zur Urne als zu anstrengend. Auch das Wahlrecht ab 16 Jahren, das für Volksentscheide gilt, dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben, dass der Ast, auf dem Hamburg sitzt, nun gefährlich tief angesägt wurde. Wer seine Kindheit auf den Klimademos von Fridays for Future verbringen durfte, hat sich mit 16 Jahren noch längst nicht von diesem Trauma erholt oder gar verstanden, dass es keine echte Revolution ist, wenn die eigenen Lehrer dabei mitmachen und Mama einen hinterher mit dem SUV abholt.
Das totgerittene Klimapferd
Interessant ist auch ein Blick auf die Liste der finanziellen Unterstützer des „Hamburger Zukunftsentscheids“. Man findet sie direkt auf der Website der Initiatoren.
Neben Fridays for Future und seinen Unterorganisationen zählen
insgesamt 82 Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftsverbände,
Kultureinrichtungen sowie etliche Einzelunternehmen zu den Sponsoren.
Neben den üblichen Verdächtigen wie der Deutschen Umwelthilfe, Campact
oder Attac, die erst seit einigen Jahren fürs Gemeinwohl bis zum
Staatszerfall trommeln, scheinen auch einige altehrwürdige Institutionen
wie die Gewerkschaft Ver.di, das Deutsche Schauspielhaus oder der
Mieterverein Hamburg den Sirenengesängen der grünen Gleichschaltung
erlegen zu sein.
Kein Wunder, haben doch rechtzeitig vor der Abstimmung 90 Hamburger „Kulturschaffende“ in einem offenen Brief ihre Stimme erhoben und auch noch die letzten Zweifler mit ihrer brav gegenderten Klimaexpertise überzeugt. Wer überbringt den Ach-so-Wohlmeinenden die Nachricht, dass jede in Hamburg nicht erzeugte Tonne CO2 eben andernorts auf der Welt entstehen wird? Andere Häfen werden übernehmen, während Hamburger Hafenarbeiter zu Lastenradfahrern umschulen und das mit ausländischem Atomstrom gestützte Stromsystem unter der E-Auto- und Wärmepumpenflut den Geist aufgibt.
Die meisten Menschen möchten endlich vom längst totgerittenen Klimapferd in Ruhe gelassen werden. Für sie ist das Thema durch. Dies trifft wohl auch auf viele Hamburger Nichtwähler zu, die leider auch am letzten Sonntag genau das dachten.
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