14 Oktober 2025

Strompreiserhöhung um 50 Prozent: Zusammenbruch der Versorgungssicherheit absehbar (Epoch Times)

Strompreiserhöhung um 50 Prozent: Zusammenbruch der Versorgungssicherheit absehbar (Epoch Times)
In einem Gastkommentar spricht der ehemalige Hamburger Umweltsenator Prof. Fritz Vahrenholt unter anderem über die Versorgungssicherheit und steigenden Strompreise in Deutschland, über die Folgen für Industrie und Haushalte sowie den Stand und d ie Entwicklung der Energiewende weltweit.
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt
In Kürze:
  • Die Nachfrage nach Gaskraftwerken übersteigt die weltweite Produktionskapazität.
  • Für den Ausbau der Stromnetze soll die Industrie sieben, Haushalte 20 Cent pro Kilowattstunde mehr zahlen.
  • Die Pariser Klimaziele sind nicht mehr zu halten. Ein Großteil der Unterzeichner scheint dies nicht zu stören.
  • Die weltweite Nutzung fossiler Rohstoffe steigt weiter, ebenso die Emissionen. Deutschland kann dies nicht ändern.

Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur vom langjährigen Mittel der Satellitenmessungen betrug im September 0,53 Grad Celsius. Damit liegt die Abweichung leicht über den Werten von Juli und August, die mit 0,36 respektive 0,39 Grad Celsius die geringsten Abweichungen seit mehr als zwei Jahren verzeichneten.
Unberührt von der leichten Steigerung bleibt der seit über einem Jahr andauernde Abkühlungstrend intakt. Für diesen Winter sieht die amerikanische Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA weiterhin eine kühle La Niña im Pazifik aufziehen, was zu einem weiteren Rückgang der globalen Temperaturen führen wird. Die Zusammenhänge von Meeresströmungen und Temperaturen habe ich in früheren Beiträgen thematisiert.
Die Versorgungssicherheit Deutschlands mit Strom ist zukünftig nicht mehr gewährleistet
Mit jedem neuen Windpark, mit jeder neuen Solaranlage wird die Versorgungssicherheit brüchiger, solange weiter zuverlässige, regelbare Kraftwerke abgeschaltet werden. Die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass bis 2031 sämtliche Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke vom Netz gehen. Dann ist in Zeiten von Windstille – immerhin ein Drittel der Jahresstunden – und fehlender Solareinstrahlung im Winter die Versorgung mit Strom in Deutschland nicht mehr sichergestellt.
Da die Bundesregierung unverdrossen am ungebremsten Ausbau der erneuerbaren Energien und an der finanziellen Belastung von Kohlekraftwerken durch steigende CO₂-Preise festhält, ist also ein Zusammenbruch der Versorgungssicherheit in Deutschland bis 2030 absehbar.
Bis dahin rechnet die Bundesnetzagentur mit Preisen von 120 Euro pro Tonne CO₂. Zu diesem Zeitpunkt werden die Kohlekraftwerksbetreiber ihre Anlagen nicht mehr wirtschaftlich betreiben können. Selbst die von Klaus Müller (Grüne) geführte Bundesnetzagentur stellt in ihrem Versorgungssicherheitsbericht fest:
„Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist gewährleistet, wenn bis 2035 zusätzliche steuerbare Kapazitäten von 22.400 MW (Zielszenario) bis zu 35.500 MW (Verzögerte Energiewende) errichtet werden.“
Mit anderen Worten: Ohne neue, zuverlässige Kraftwerke geht es nicht.

Teure Gaskraftwerke für Deutschland auf Kosten anderer?

Schon 2030 fehlen 17.000 bis 21.000 MW. Das sind 40 Gaskraftwerke bis 2030, bis 2035 werden 70 Gaskraftwerke benötigt. Mindestens.
Diese Gaskraftwerke können jedoch niemals in den nächsten fünf Jahren gebaut werden. Es gibt weltweit im Wesentlichen drei Hersteller von Gasturbinen: Siemens Energy mit einem Marktanteil von 24 Prozent, GE Vernova (25 Prozent) und Mitsubishi (22 Prozent), die zusammen über 70 Prozent des Marktes bedienen. Diese Hersteller sind bis zum Jahr 2030 vollständig ausgebucht. Die notwendigen deutschen 70 Gaskraftwerke sind daher in der Planung der Gasturbinenhersteller noch nicht enthalten.
Diese explosive Entwicklung hat zwei wesentliche Ursachen. Einerseits werden in den USA allein bis 2028 rund 50 Gaskraftwerke gebaut, um den massiven Bedarf der neu zu errichtenden Datenzentren zuverlässig zu bedienen. Zum anderen wächst der Bedarf an Gaskraftwerken in den Entwicklungsländern, um den dortigen Energiehunger zu befriedigen. Allein Vietnam will 22 Gaskraftwerke bis 2030 mit 22.000 MW bauen.
Die Preise für Gasturbinen sind mittlerweile auf das Dreifache gestiegen. So könnte Deutschland allenfalls mit noch höheren Preisen Gasturbinen aus Entwicklungsländern abzweigen. Das bedeutet dann, dass Vietnam, Indonesien oder Pakistan auf Kohle zurückgreifen. Für die Gesamtemission ist damit nichts gewonnen, wenn Deutschland seine Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt. Aber wer erwartet schon in Deutschland eine realistische, durchdachte Energiepolitik?
Während andere Nationen ihr Wirtschaftswachstum mit Gaskraftwerken abdecken, will die deutsche Bundesregierung nur den Irrweg der Energiewende mit extrem hohen Kosten absichern. Zur Finanzierung beabsichtigt die Regierung Merz, auf den Vorschlag des ehemaligen Bundesministers Habeck zurückzugreifen und eine Sonderabgabe auf den Strom von bis zu 2 Cent pro Kilowattstunde zu erheben. Für einen Zwei-Personen-Haushalt sind das 80 Euro im Jahr, für das produzierende Gewerbe ist diese Abgabe ein weiterer Nachteil im globalen Wettbewerb.

Doppelbelastung der deutschen Industrie

Die Bundesnetzagentur hat schon im kürzlich erschienenen Versorgungssicherheitsbericht angedeutet, dass sie den bisherigen Weg weiterverfolgt. Demnach wird die Industrie zum Lückenbüßer für die verfehlte Energiepolitik, indem sie angehalten wird, möglichst dann zu produzieren, wenn die Sonne scheint und der Wind weht.
Möglicherweise dachte die energieintensive Industrie, dass dieser absurde Plan mit dem Ausscheiden der Grünen aus dem Bundeskabinett ad acta gelegt ist. Aber die grünen Strippenzieher in den Bundesoberbehörden, hier Klaus Müller als Chef der Bundesnetzagentur, geben die Richtung vor.
In der Zusammenfassung des Berichts auf Seite 7, wird festgestellt, dass die Versorgungssicherheit nur erreicht werden kann, wenn die Stromnachfrage flexibilisiert wird. Er droht: „Eine ausbleibende Flexibilisierung kann den Bedarf an zusätzlichen steuerbaren Kapazitäten wie Kraftwerken weiter erhöhen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“
Derweil arbeiten Müller und die Bundesnetzagentur unter dem Projekt AgNES (Konsultationsverfahren zur Festlegung der Allgemeinen Netzentgelte) unvermindert daran, die 560 Betriebe in Deutschland, die rund um die Uhr, 24 Stunden an 7 Tagen, voll ausgelastet produzieren, zu bestrafen, wenn sie gleichmäßig Strom aus dem Netz entnehmen und zu begünstigen, wenn sie ihre Produktion nach Wind und Wetter gestalten.
Diese Betriebe der Chemie-, Metall-, Papier-, Glas- und Nahrungsmittelindustrie erhielten bislang wegen ihrer gleichmäßigen Auslastung des Netzes einen sogenannten Bandlastrabatt. Dieser Rabatt von insgesamt 1,42 Milliarden €, der nun gestrichen werden soll, ist für die Grundstoffindustrie von existenzieller Bedeutung. Dies gilt insbesondere dann, wenn – wie abzusehen – die Netzkosten aufgrund des Netzausbaus für die Energiewende massiv steigen werden: um 7 ct/kWh für die Industrie und sage und schreibe 20 ct/kWh für die privaten Haushalte.
Diese Zahlen hatte kürzlich das Energiewirtschaftliche Institut der Universität Köln berechnet. Damit würde der noch verbliebene Rest der Industrie zerstört und die privaten Haushalte mit einer mehr als 50-prozentigen Strompreiserhöhung abkassiert werden.

Umweltschutz nur bei Sonne und Wind?

Kupfer- oder Glasproduktion, aber auch Rechenzentren können nicht im Stop-and-go-Betrieb gefahren werden. Allein für den Betrieb der Umweltschutzanlagen, also der Abgasreinigungs- und Abwasseranlagen, wird rund ein Drittel des Stroms in der metallverarbeitenden Industrie verbraucht. Sollen die Elektrofilter abgestellt werden, wenn die Sonne nicht scheint?
Die Bundesnetzagentur erkennt mittlerweile die Schwachstelle ihrer absurden Planung und kommt nun auf die Idee, dass die Industriebetriebe doch Batterien installieren könnten, um den schwankenden Strom gleichmäßiger zu machen. Also: Weil die Politik es zugelassen hat, dass zuverlässige Kraftwerke kaputtgemacht worden sind und Solar- und Windkraftwerke, die von jeglichen Netzfinanzierungskosten befreit sind, nur unzuverlässigen Strom liefern, muss ein Industriebetrieb hunderte Millionen Euro in Batterien investieren, um sich eine eigene zuverlässige Stromversorgung zu basteln?
Wie sagte der Chef von Kali und Salz zutreffend in einem Interview: „Am Kapitalmarkt werden wir hin und wieder gefragt, ob wir des Wahnsinns sind, weil wir in Deutschland produzieren.“ Der Wahnsinn nennt sich deutsche Energiepolitik. Die Bundesnetzagentur ist eine nachgeordnete Behörde des Bundeswirtschaftsministeriums.
Wie lange will sich Wirtschaftsministerin Katherina Reiche anschauen, wie Herr Müller weitere Sargnägel zur Zerstörung der deutschen Industrie platzieren kann? Wie lange kann der Bundeskanzler wegschauen, wenn unter seiner Kanzlerschaft die deutsche Industrie auf dem grünen Altar der Energiewende geopfert wird?

Zehn Jahre Pariser Abkommen: Verbrauch an Kohle, Öl und Gas steigt weltweit ungebremst

Rechtzeitig vor der Klimakonferenz in Brasilien zieht das Stockholm Environment Institute eine ernüchternde Bilanz: Außerhalb Deutschlands und Europas hält sich kaum ein Land an die Zusagen im Pariser Abkommen. Von den 195 Signatarstaaten hatten zum festgesetzten Termin am 10. Februar 2025 nur 15 berichtet. Im Rahmen einer Nachfrist im September waren es dann gerade einmal 70 der Staaten. Das Interesse der Nationen an der Klimapolitik scheint nicht mehr besonders hoch zu sein.
Die für die Klimaalarmisten erschreckende Wahrheit ist, dass die meisten Staaten weiter steigenden Einsatz von Kohle, Öl und Gas meldeten. Bis 2030 zeigen die Berichte einen Anstieg der weltweiten Kohlenutzung um 30 Prozent, bei Öl um 25 Prozent und bei Gas um 40 Prozent gegenüber 2015.
Der Weltklimarat hoffte, die weltweiten CO₂-Emissionen bis 2030 gegenüber 2010 um 45 Prozent senken zu können, jetzt steigen sie weiter an. Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ist dabei noch nicht berücksichtigt.
Doch allein Indien wird in diesem Jahrzehnt um 25 Prozent mehr CO₂ emittieren, denn 70 Prozent der Elektrizität werden aus Kohle gewonnen. Chinas Emissionen werden bis 2030 ebenso weiter anwachsen. Der neue Fünfjahresplan hat noch Hunderte Kohlekraftwerke in Planung.

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