"Doch
diese Abwehrreflexe zeigen die Panik und Ratlosigkeit, die
offensichtlich in weiten Teilen des linken Lagers herrscht. Auf einmal
dämmert dort die Idee, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man darauf
vertrauen konnte, dass die Zukunft automatisch linker sein wird als die
Gegenwart. Die Wut darüber ist grenzenlos. Die Auseinandersetzungen, die
das zur Folge hat, werden hart sein. Doch zugleich macht diese
Entwicklung Hoffnung."
Verlust der Deutungshoheit
-
Die Abwehrreflexe der Linken zeigen ihre Panik und Ratlosigkeit (Cicero)
Jahrzehntelang meinte die politische Linke, die
vollständige Deutungshoheit über die Gesellschaft zu haben. Doch nun
spürt sie den rauen Wind der Demokratie – und ihr Tonfall wird
schriller, der Stil aggressiver.
KOLUMNE: GRAUZONE am 25. Oktober 2025
Wenn Menschen in Panik geraten, reagieren sie unkontrolliert. Sie
bekommen Herzrasen, Atemnot und Beklemmungsgefühle, Hitzewallungen und
Zitteranfälle. Viele haben das Gefühl, durchzudrehen und nicht mehr Herr
der Lage zu sein. Doch nicht nur Individuen bekommen solche
Panikattacken – ganz offensichtlich können auch ganze Gruppen und
Milieus in den Panikmodus verfallen. So wie etwa die politische Linke in
Deutschland.
Gemeint ist damit nicht zwingend irgendeine
spezielle Partei. Es ist das gesamte linke Milieu, institutionalisiert
in Kultureinrichtungen, Bildungsstätten, Stiftungen und NGOs, das
zunehmend in Panik gerät. Monat für Monat, so hat man das Gefühl,
beginnt es wilder um sich zu schlagen. Die Gereiztheit nimmt erkennbar
zu – und die Wut und Rücksichtslosigkeit ebenso.
Für die Linke eine neue Situation
Beispiele
für das panische Agieren der Linken sind leicht aufzulisten: Da ist das
Vorgehen von Teilen der NDR-Beschäftigten gegen die Journalistin Julia
Ruhs. Da ist der Flyer des Bezirksverbands der Linken in Berlin-Treptow,
der vor zwei Wochen mehr oder minder deutlich zu Gewalt gegen das
Online-Magazin Apollo News aufrief. Anfang der Woche
demonstrierte dann ein Bündnis namens „Zusammen gegen Rechts“ hysterisch
vor der CDU-Parteizentrale. Und am Donnerstag inszenierte die Berliner
Staatsanwaltschaft eine absurde Hausdurchsuchung bei dem
Medienwissenschaftler und Publizisten Norbert Bolz.
Dies alles sind klare Indizien dafür, dass der Ton in der
gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung härter wird. Das hat auch
damit zu tun, dass die Umfragewerte der AfD unaufhaltsam steigen und die
klassischen Rezepte aus dem Arsenal der Diskreditierung zunehmend
versagen. Deutlich über die Hälfte der Wähler hat sich von der Linken
abgewendet. Ein großer Teil davon präferiert sogar eine Partei, die sich
dezidiert gegen die politischen Ziele der Linken stellt. Flankiert wird
diese Verschiebung der politischen Stimmung von alternativen Medien,
die – wenn auch mitunter polemisch – eine breite und mobilisierbare
Gegenöffentlichkeit aufbauen. Das ist für die politische Linke eine
vollständig neue Situation. Schwindender Rückhalt unter den Normalbürgern
Noch
härter trifft das Juste Milieu jedoch, dass sich zunehmend – wenn auch
langsam – Angehörige jener Professionen von ihm abwenden, die quasi als
naturgegebene Verbündete galten: Akademiker, Literaten, Kreative,
Kulturschaffende, Redakteure. Verstärkt stemmen sich inzwischen auch der
Nähe zur AfD unverdächtige Publizisten, Wissenschaftler, Künstler und
Medien gegen das linke Meinungsmonopol – man denke nur an Ulf Poschardt
oder Vince Ebert. Damit bröckelt nicht nur die Macht an den
Schaltstellen der Meinungsproduktion, sondern auch das Selbstverständnis
der Linken, so etwas wie das gesellschaftspolitische Sprachrohr aller
Gebildeten und Rechtdenkenden zu sein.
Mindestens ebenso belastend
für das linke Selbstbild ist zudem ihr schwindender Rückhalt unter den
Normalbürgern (gerne auch Normis genannt). Aus Bequemlichkeit,
Gedankenlosigkeit oder Opportunismus huldigte man dort über Jahrzehnte
dem immer linker werdenden Zeitgeist und übernahm dessen Ästhetik und
Lifestyle. Doch das Lager der Normis spaltet sich. Während die einen bei
der (roten) Fahne bleiben, registrieren andere, dass die linke
Politdogmatik zunehmend die Demokratie gefährdet und in den
wirtschaftlichen Abstieg führt.
Die Wut darüber ist grenzenlos
Die politische Linke, lange
Zeit tonangebend in Kultur, Medien und Bildung, spürt den rauen Wind
einer pluralistischer werdenden Öffentlichkeit. Und je mehr sich ihre
Deutungshoheit über gesellschaftliche Themen verflüchtigt, desto
schriller und aggressiver verteidigt sie die Pfründe, die sie sich über
Jahrzehnte erarbeitet hat. Aus genau diesem Grund reagieren linke
Organisationen hoch allergisch auf alle Versuche, das absurde Geflecht
aus NGOs, Stiftungen und staatlichen Zuwendungen zu entwirren – oder
besser gleich zu kappen.
Die einst unangefochtene Allianz aus Parteien, NGOs und
öffentlich-rechtlichen Medien verliert an Bindungskraft. Themen wie
Migration, Energiepolitik oder Identitätspolitik werden zunehmend von
neuen Akteuren besetzt. Die Linke reagiert darauf mit unverhohlener
Aggressivität und versucht, mittels Einschüchterung und
Staatsanwaltschaften ihr Deutungsmonopol zu verteidigen.
Doch
diese Abwehrreflexe zeigen die Panik und Ratlosigkeit, die
offensichtlich in weiten Teilen des linken Lagers herrscht. Auf einmal
dämmert dort die Idee, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man darauf
vertrauen konnte, dass die Zukunft automatisch linker sein wird als die
Gegenwart. Die Wut darüber ist grenzenlos. Die Auseinandersetzungen, die
das zur Folge hat, werden hart sein. Doch zugleich macht diese
Entwicklung Hoffnung.
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