26 Oktober 2025

Verlust der Deutungshoheit - Die Abwehrreflexe der Linken zeigen ihre Panik und Ratlosigkeit (Cicero)

"Doch diese Abwehrreflexe zeigen die Panik und Ratlosigkeit, die offensichtlich in weiten Teilen des linken Lagers herrscht. Auf einmal dämmert dort die Idee, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man darauf vertrauen konnte, dass die Zukunft automatisch linker sein wird als die Gegenwart. Die Wut darüber ist grenzenlos. Die Auseinandersetzungen, die das zur Folge hat, werden hart sein. Doch zugleich macht diese Entwicklung Hoffnung."
Verlust der Deutungshoheit
-
Die Abwehrreflexe der Linken zeigen ihre Panik und Ratlosigkeit (Cicero)
Jahrzehntelang meinte die politische Linke, die vollständige Deutungshoheit über die Gesellschaft zu haben. Doch nun spürt sie den rauen Wind der Demokratie – und ihr Tonfall wird schriller, der Stil aggressiver.
KOLUMNE: GRAUZONE am 25. Oktober 2025
Wenn Menschen in Panik geraten, reagieren sie unkontrolliert. Sie bekommen Herzrasen, Atemnot und Beklemmungsgefühle, Hitzewallungen und Zitteranfälle. Viele haben das Gefühl, durchzudrehen und nicht mehr Herr der Lage zu sein. Doch nicht nur Individuen bekommen solche Panikattacken – ganz offensichtlich können auch ganze Gruppen und Milieus in den Panikmodus verfallen. So wie etwa die politische Linke in Deutschland. 
Gemeint ist damit nicht zwingend irgendeine spezielle Partei. Es ist das gesamte linke Milieu, institutionalisiert in Kultureinrichtungen, Bildungsstätten, Stiftungen und NGOs, das zunehmend in Panik gerät. Monat für Monat, so hat man das Gefühl, beginnt es wilder um sich zu schlagen. Die Gereiztheit nimmt erkennbar zu – und die Wut und Rücksichtslosigkeit ebenso.
Für die Linke eine neue Situation
Beispiele für das panische Agieren der Linken sind leicht aufzulisten: Da ist das Vorgehen von Teilen der NDR-Beschäftigten gegen die Journalistin Julia Ruhs. Da ist der Flyer des Bezirksverbands der Linken in Berlin-Treptow, der vor zwei Wochen mehr oder minder deutlich zu Gewalt gegen das Online-Magazin Apollo News aufrief. Anfang der Woche demonstrierte dann ein Bündnis namens „Zusammen gegen Rechts“ hysterisch vor der CDU-Parteizentrale. Und am Donnerstag inszenierte die Berliner Staatsanwaltschaft eine absurde Hausdurchsuchung bei dem Medienwissenschaftler und Publizisten Norbert Bolz.
Dies alles sind klare Indizien dafür, dass der Ton in der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung härter wird. Das hat auch damit zu tun, dass die Umfragewerte der AfD unaufhaltsam steigen und die klassischen Rezepte aus dem Arsenal der Diskreditierung zunehmend versagen. Deutlich über die Hälfte der Wähler hat sich von der Linken abgewendet. Ein großer Teil davon präferiert sogar eine Partei, die sich dezidiert gegen die politischen Ziele der Linken stellt. Flankiert wird diese Verschiebung der politischen Stimmung von alternativen Medien, die – wenn auch mitunter polemisch – eine breite und mobilisierbare Gegenöffentlichkeit aufbauen. Das ist für die politische Linke eine vollständig neue Situation.

Schwindender Rückhalt unter den Normalbürgern

Noch härter trifft das Juste Milieu jedoch, dass sich zunehmend – wenn auch langsam – Angehörige jener Professionen von ihm abwenden, die quasi als naturgegebene Verbündete galten: Akademiker, Literaten, Kreative, Kulturschaffende, Redakteure. Verstärkt stemmen sich inzwischen auch der Nähe zur AfD unverdächtige Publizisten, Wissenschaftler, Künstler und Medien gegen das linke Meinungsmonopol – man denke nur an Ulf Poschardt oder Vince Ebert. Damit bröckelt nicht nur die Macht an den Schaltstellen der Meinungsproduktion, sondern auch das Selbstverständnis der Linken, so etwas wie das gesellschaftspolitische Sprachrohr aller Gebildeten und Rechtdenkenden zu sein.

Mindestens ebenso belastend für das linke Selbstbild ist zudem ihr schwindender Rückhalt unter den Normalbürgern (gerne auch Normis genannt). Aus Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit oder Opportunismus huldigte man dort über Jahrzehnte dem immer linker werdenden Zeitgeist und übernahm dessen Ästhetik und Lifestyle. Doch das Lager der Normis spaltet sich. Während die einen bei der (roten) Fahne bleiben, registrieren andere, dass die linke Politdogmatik zunehmend die Demokratie gefährdet und in den wirtschaftlichen Abstieg führt.

Die Wut darüber ist grenzenlos

Die politische Linke, lange Zeit tonangebend in Kultur, Medien und Bildung, spürt den rauen Wind einer pluralistischer werdenden Öffentlichkeit. Und je mehr sich ihre Deutungshoheit über gesellschaftliche Themen verflüchtigt, desto schriller und aggressiver verteidigt sie die Pfründe, die sie sich über Jahrzehnte erarbeitet hat. Aus genau diesem Grund reagieren linke Organisationen hoch allergisch auf alle Versuche, das absurde Geflecht aus NGOs, Stiftungen und staatlichen Zuwendungen zu entwirren – oder besser gleich zu kappen.

Die einst unangefochtene Allianz aus Parteien, NGOs und öffentlich-rechtlichen Medien verliert an Bindungskraft. Themen wie Migration, Energiepolitik oder Identitätspolitik werden zunehmend von neuen Akteuren besetzt. Die Linke reagiert darauf mit unverhohlener Aggressivität und versucht, mittels Einschüchterung und Staatsanwaltschaften ihr Deutungsmonopol zu verteidigen.

Doch diese Abwehrreflexe zeigen die Panik und Ratlosigkeit, die offensichtlich in weiten Teilen des linken Lagers herrscht. Auf einmal dämmert dort die Idee, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man darauf vertrauen konnte, dass die Zukunft automatisch linker sein wird als die Gegenwart. Die Wut darüber ist grenzenlos. Die Auseinandersetzungen, die das zur Folge hat, werden hart sein. Doch zugleich macht diese Entwicklung Hoffnung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen