12 Oktober 2025

Kriegstüchtig? Militär-Historiker warnt vor krasser Truppen-Schwäche Bundeswehr „dysfunktional“ und „nicht lebensfähig" (BILD)“

Befragung der Bundesregierung: Boris Pistorius: "Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein"
Dazu das Grundgesetz: "Handlungen, die geeignet sind, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören und damit einen Angriffskrieg vorzubereiten, sind laut Grundgesetz verfassungswidrig und unter Strafe zu stellen."
Militär-Historiker warnt vor krasser Truppen-Schwäche Bundeswehr „dysfunktional“ und „nicht lebensfähig“ (BILD)
Prof.
Sönke Neitzel
Vor dreieinhalb Jahren hat Ex-Kanzler Olaf Scholz (67, SPD) die Zeitenwende ausgerufen. Seitdem sprudelt historisch viel Kohle in die Bundeswehr – aber hat sich wirklich etwas verändert?
Militär-Historiker Sönke Neitzel (57) hat daran erhebliche Zweifel. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zerlegt der Experte die Bundeswehr-Verwaltung und fordert einen Kahlschlag in der Truppe. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD) wird von Neitzel angezählt.
Armeeführung verplempert Zeit in Arbeitsgruppen.
Sein Befund: Die Bundeswehr sei noch immer eine in Teilen „dysfunktionale Organisation“. Die Truppe habe es nicht geschafft, sich auf die neue Dynamik moderner Kriegsführung einzustellen – unbemannte Systeme, Drohnen und Co.: Fehlanzeige.

Wasserkopf an Schreibtisch-Offizieren
Hinzu kommt: Von den 180.000 Soldaten arbeiten weniger als die Hälfte im eigentlichen Kernbereich einer Armee: dem Kampf. Stattdessen gebe es zu viele Chefs, zu wenige Kämpfer. Fast jeder vierte (!) Soldat sei Offizier. Dies sei eine „massive Unwucht“, so Neitzel.
Das Problem: Schreibtisch-Offiziere!
„Eine unverhältnismäßig große Zahl von älteren Stabsoffizieren, die seit vielen Jahren Verwaltungsaufgaben erfüllen“, kritisiert Neitzel. Sein schonungsloses Urteil: „Mit einer derart kopflastigen Struktur ist eine erfolgsorientierte Armee nicht lebensfähig.“ Härter geht’s kaum. Grund für den dicken Bürokratie-Bauch der Bundeswehr sei die lange Friedenszeit. Armeen würden ihre Verwaltung im Krieg verschlanken, die Bundeswehr sei dagegen in 70 Jahren Frieden immer behäbiger geworden. Ergebnis: belohnt werde nicht das beste militärische Ergebnis, sondern der „fehlerfrei absolvierte Prozessschritt“. Heißt: absichern, abwägen, verzögern. Niemand will Entscheidungen treffen – Landesverteidigung mit Bürokraten-Mentalität.

Neitzel: Kahlschlag statt Sonntagsreden
Seine Forderung: Tabula Rasa bei der Bundeswehr! Pistorius müsse eine „tiefgreifende Reform“ einleiten: Verfahren, Strukturen, Kultur. Jeder müsse künftig an seinem Beitrag zum Erfolg der Armee gemessen werden. Vom Minister persönlich fordert der Historiker: Nicht nur markige Zeitenwende-Reden halten, sondern auch umsetzen.

Konkret hieße das: Überflüssige Dienstposten streichen, Offiziere ohne Bezug zum Kernauftrag abbauen, den Anteil von Führung, Verwaltung und nicht truppenbezogener Unterstützung auf 30 Prozent begrenzen. Bedeutet: 30.000 der derzeit 90.000 Unteroffiziere und Offiziere im Management müssten gehen. Und: Wer nicht mehr für den Kernauftrag einsetzbar ist, soll vom Dienst freigestellt werden! Auch in der aktiven Truppe brauche es eine Anpassung: „Weniger Fußsoldaten, mehr Drohnenspezialisten.“

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