18 Oktober 2025

QB-Bildungstrend 2024 - F ür Eltern von Schülern gilt die Devise: Rette sich wer kann! (Cicero)

Botschaft an die Eltern: Ihr müsst euch selbst um die Bildung eures Nachwuchses kümmern, denn der Staat ist überfordert. Wie bitte: Migrantische Eltern als Analphabeten oder biodeutsche Eltern, die Jahrgängen angehören, die selbst unter "bildungsfern" einzustufen sind?
QB-Bildungstrend 2024
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Für Eltern von Schülern gilt die Devise: Rette sich wer kann! (Cicero)
Die IQB-Studie offenbart den Niedergang der Kompetenzen von Schülern im Einwanderungsland Deutschland. Die Reaktion von Bildungspolitikern ist verdeckter Fatalismus: Eltern müssen sich selbst kümmern. Und die mit nicht nur „kulturellem Kapital“ tun das auch längst.
VON FERDINAND KNAUSS am 17. Oktober 2025 6 min
Die Reaktionen auf die Ergebnisse des aktuellen IQB-Bildungstrends waren vorhersehbar und ähneln denen nach jüngeren PISA-Ergebnissen. Bundesbildungsministerin Karin Prien fordert eine „Kraftanstrengung“. Und ihre Kollegin Dorothee Feller in Düsseldorf sagt: „Wir müssen unsere Schulen stärken und unsere Lehrkräfte besser unterstützen.“
Als ob „wir“ (wer auch immer da konkret sein soll) uns bisher nicht angestrengt hätten und nun alle einfach mal in die Hände spucken müssten! Eigentlich sind solche Reaktionen Belege der Ratlosigkeit und des Fatalismus. Es geht halt bergab, aber wir tun so, als ob wir uns dagegen stemmen.
Die Studienergebnisse des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen sind erschütternd, indem sie einen umfassenden Niedergang der Kompetenzen bei Neuntklässlern in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften in allen Bundesländern dokumentieren. Und das, nachdem andere Studien bereits schlechtere Lese- und Rechenkompetenzen in der Grundschule und zurückgehende Deutsch-Leistungen in der weiterführenden Schule zeigten. Anders gesagt: Es gibt kein Trostpflaster und kaum einen Hoffnungsschimmer.
Das Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern nimmt ab
Zentrale Befunde:
  • Die Leistungen haben sich durchweg verschlechtert, unabhängig vom sozialen und familiären Hintergrund. Nicht nur leistungschwächere Schüler sind betroffen, sondern auch Gymnasiasten.
  • Im Schnitt ist seit der letzten IQB-Erhebung 2018 der Lernfortschritt eines kompletten Schuljahres verloren gegangen.
  • Neun Prozent der Getesteten erreichen in Mathematik nicht einmal die Mindeststandards für den ersten Schulabschluss (Hauptschulabschluss).
  • Von denjenigen, die einen Mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss) anstreben, scheitern 25 Prozent an den Mindestanforderungen im Fach Chemie, 16 in Physik und 10 Prozent in Biologie.
  • Das Interesse der getesteten Schüler an den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern nimmt ab.
Die Erklärungen der nordrhein-westfälischen Schulministerin Feller: „Die Corona-Pandemie mit monatelangen Schulschließungen – in Summe fast ein ganzes Schuljahr – hat ihre Spuren hinterlassen, Krisen und Kriege in aller Welt belasten unsere Schülerinnen und Schüler, die Integration neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher ist und bleibt eine Herausforderung für unsere Schulen, aber auch Erlebnisse in Social Media und ein zu hoher Medienkonsum haben Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen. Diese gesellschaftlichen Veränderungen verlangen unseren Schulen viel ab.“An all dem ist natürlich etwas dran. Wobei die „Krisen und Kriege in aller Welt“ den Lernerfolg von Kindern wohl eher peripher beeinflussen dürften. Neuntklässler hören in der Regel nicht deswegen auf, für die nächste Mathe-Arbeit zu pauken, weil sie gerade durch die Nachrichten aus der Ukraine erschütternd sind – es sei denn, ihr Vater steht dort an der Front. Deutlich relevanter dürfte der exzessive „Medienkonsum“ auf dem omnipräsenten Smartphone sein. 

Die verheerende Wirkung des TikTok-Blödsinns und nervös machender Spielchen wird immer offenkundiger. Allerdings betrifft sie auch längst sehr viele Eltern, die der Sucht kaum weniger erlegen sind als ihre Kinder. Für einen Zeitreisenden aus der jüngeren Vergangenheit würden die kollektiv auf ihre Bildschirmchen starrenden und darauf herumwischenden Kinder und Erwachsenen, die heute den öffentlichen Raum bevölkern, wie ein Heer von Zombies wirken. 

Viel zu spät ist das Bewusstsein der intellektuellen und mentalen Schädlichkeit ungebremsten Konsums elektronischer Zerstreuung zu einem bildungspolitischen Thema geworden. Viel zu spät reagieren viele Schulen nun mit Handy-Verboten.

Der wichtigste Grund für den Niedergang des Bildungsniveaus ist aber das, was die Studienautoren als „zuwanderungsbezogene Disparitäten“ bezeichnen. Die Wortwurzel „zuwander-“ kommt auf den 497 Seiten der Studie 536-mal vor. Man kann es nicht mehr bezweifeln: Die Zuwanderung und zwar vor allem aus Ländern mit deutlich schwächeren Bildungssystemen und – vermutlich noch wichtiger – von Menschen mit vergleichsweise geringem „kulturellem Kapital“ (wie es die IQB-Autoren nennen) ist der entscheidende Faktor.  

Die erste Lehre aus dieser und den anderen Studien muss deshalb lauten: Die jahrzehntelang von Politikern und Meinungsmachern verbreiteten Hoffnungen und Versprechen, dass Zuwanderung für neue nicht nur demographische, sondern ökonomische Impulse in unserer innovationsgetriebenen und auf wissenschaftlichen Kompetenzen beruhenden Innovationswirtschaft sorgen würde, müssen endlich und endgültig begraben werden. Das Gegenteil ist der Fall. Die real stattgefundene Zuwanderung hat Deutschland nicht reicher und stärker gemacht, sondern nachhaltig überfordert. 

Eltern müssen sich selbst kümmern

Prien hat recht, wenn sie die Studienergebnisse ein „Warnsignal, und zwar für unsere Gesellschaft insgesamt“ nennt und feststellt: „Die Schulen allein werden diese großen Herausforderungen nicht mehr lösen können.“ Die Botschaft, die in diesen Worten codiert steckt, richtet sich eigentlich an die Eltern: Ihr müsst euch selbst um die Bildung eures Nachwuchses kümmern, denn der Staat ist überfordert.

Und bildungsbewusste Eltern tun das auch immer mehr. Unter einem Schleier des Schweigens oder allenfalls codierten Sprechens über die politisch-gesellschaftlichen Hintergründe ist die Sorge um eine Schule, in der die eigenen Kinder noch einigermaßen verlässlich die wichtigsten Bildungsziele erreichen können, ein zentrales Thema in allen Familien mit „kulturellem Kapital“. Das entscheidende Kriterium bei der Wahl der Schule – auch bereits der Grundschule – ist für diese längst ein möglichst geringer Anteil an Zuwandererkindern.

Wer nicht nur kulturelles, sondern auch finanzielles Kapital hat, schickt seinen Nachwuchs auf teure Privatinternate, wo dieser Anteil garantiert gleich null ist. Wer seine Kinder nicht fortschicken will und weniger Geld hat, wählt gerne katholische Privatschulen, wo der Anteil minimal ist. Die boomen daher in jüngerer Zeit ganz ohne jegliches Revival katholischer Frömmigkeit. Und jeder Vater und jede Mutter weiß längst, welche Schulen in der eigenen Stadt in Frage kommen, und um welche man einen großen Bogen macht.

Dieses Verhalten verschärft natürlich umgekehrt die Tendenz zur Entstehung von „Brennpunktschulen“, die längst nicht mehr nur punktuell zu finden sind. An denen kämpfen Lehrerinnen (und wenige männliche Kollegen) um bescheidenste Bildungserfolge in Klassen, die fast ausschließlich aus Kindern nahöstlicher oder afrikanischer Herkunft bestehen und in deren Familien es oft nur ein einziges Buch gibt. Mit den im IQB-Bildungstrend abgefragten Kompetenzen hat der Schulalltag dort kaum noch etwas zu tun. 

Nun kann man sich denken, was das alles für die mittelfristigen Aussichten der Exportnation Deutschland bedeutet, deren Wohlstand bekanntlich allein auf den intellektuellen Fähigkeiten seiner Bevölkerung beruht.

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