Grau und kalt – statt bunt
Ein Tag im November – woher der Strom kommt und wie viel CO2 emittiert wird
Ein Tag im November – woher der Strom kommt und wie viel CO2 emittiert wird
Ein Tag im November in Deutschland, genauer gesagt sogar der letzte. Wir
zeigen der Welt, wie man ein ehemals bestens funktionsfähiges, preis-
und umweltfreundliches Energiesystem nicht umgestalten oder, treffender
gesagt, nicht demolieren sollte.
Von Frank Henning 30-11-2022 TE
Mittwoch, 11 Uhr 30. Vorwinter
im Regenbogenland, wo es nicht bunt, sondern grau und kalt ist. Der
Energiebedarf steigt und die Regierung tut das, was sie am besten kann:
mahnen und hoffen.
Der Winter klopft an die Tür. Die Temperaturen sind am Fallen. An der
Neiße wird die Frostgrenze erreicht, aber auch weiter westlich zeigen
die Thermometer deutlich einstellige Zahlen. Jedes Grad unter null wird
den Strombedarf um ein bis zwei
Gigawatt (GW) steigern. Um 11 Uhr 30 laufen alle verfügbaren Kohle- und
Kernkraftwerke, Pumpspeicherwerke helfen mit 300 Megawatt aus talwärts
fleißendem Wasser.
Der diesige Himmel und die tiefstehende Sonne lassen nur 4 GW Solarstrom
entstehen (bei 62,5 GW installierter Anlagenleistung), der leichte
Ostwind wandelt über müde Rotoren weniger als 3 GW Strom um (bei 65 GW
installierter Leistung), ein weiteres Gigawatt schicken uns
freundlicherweise die Nachbarn – bei einem Börsenstrompreis von 482 Euro
pro Megawattstunde (MWh), also 48,2 Cent pro Kilowattstunde.
Entscheidend sind heute vor allem 18,8 GW Strom aus Gaskraftwerken, also
aus der Verstromung teuren und knappen Erdgases, die man eigentlich
verhindern wollte.
Wenn man nun sagt, wir hätten unser Energiesystem wegen „dem Klima“ so
umstrukturiert oder, besser gesagt, zerstört, so lässt die folgende
Grafik alle Jünger von Rio bis Sharm-el-Sheikh erschauern:
Mit 724 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde sind wir nach Polen
Vizeeuropameister. Klimafreundlicher Ökostrom hilft nicht, wenn er nicht
da ist.
Der Gedanke, wo wir heute mit den im Jahr 2011 noch laufenden 14
Kernkraftwerken hinsichtlich der Emissionen stehen würden, kommt denen,
die täglich ihre Klimareligion ausleben, offensichtlich nicht.
Dabei sind wir derzeit noch ganz gut dran. Eine ähnliche Wetterlage
am 30. November 2023 wird eine angespanntere Situation schaffen. Es
stehen dann die letzten drei Kernkraftwerke nicht mehr zur Verfügung,
auch nicht mehr die aus der Sicherheitsbereitschaft reaktivierten fünf
Braunkohle-Kraftwerksblöcke. Dann muss noch mehr Gas verstromt werden,
aber die Speicher werden nicht voll sein.
Für 2026 angekündigtes LNG aus Katar, mengenmäßig ohnehin unmaßgeblich, und ab 2030 importierter Wasserstoff werden im nächsten Winter nicht helfen. Im übernächsten auch nicht. Während die Ausweitung der deutschen Erdgasförderung angeblich zu lange dauern würde, ebenso die Bestellung neuer Brennstäbe für die Kernkraftwerke, sind die wolkigen Zukunftsversprechen von LNG und Wasserstoff ausreichend, die Regierung ruhig zu stellen.
Für 2026 angekündigtes LNG aus Katar, mengenmäßig ohnehin unmaßgeblich, und ab 2030 importierter Wasserstoff werden im nächsten Winter nicht helfen. Im übernächsten auch nicht. Während die Ausweitung der deutschen Erdgasförderung angeblich zu lange dauern würde, ebenso die Bestellung neuer Brennstäbe für die Kernkraftwerke, sind die wolkigen Zukunftsversprechen von LNG und Wasserstoff ausreichend, die Regierung ruhig zu stellen.
Selten wurden an simplen und allgemein zugänglichen Zahlen der Ernst
der Lage und die Unfähigkeit einer Regierung in Tateinheit mit dem
Vermächtnis der vorherigen so deutlich. Politiker, denen nur die
Hoffnungen auf die Sparsamkeit der Endkunden und auf einen milden Winter
bleiben, wären aus Regierungen von Adenauer bis Schröder im großen
Bogen herausgeflogen. Stattdessen werden NGOs zu GOs gemacht und
Lobbyisten im Staatsapparat beschäftigt. Die Dekadenz hat ein
fortgeschrittenes Stadium erreicht.
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