Vor
allem war es aber politisch gewollt. Das ist noch immer so. Denn die
Windkraft ist als Technologie in Deutschland längst zum Selbstzweck
geworden. Noch grössere und noch höhere Anlagen müssen es jetzt richten,
notfalls auf Kosten des Lärm- und Artenschutzes.
Diese versprechen auch im bevölkerungsreichen und windarmen Süden einen
höheren Ertrag. So soll der Windkraft-Ausbau endlich wieder in Gang
kommen.
Ausgebremst wird der Ökostrom-Boom aber nicht nur von langen Genehmigungsverfahren, sondern auch von technischen Problemen: Im Schwarzwald und in München standen unlängst drei moderne Schwachwindanlagen der Firma Enercon kurz nach deren Inbetriebnahme schon wieder still, nachdem Schäden an den riesigen Rotoren entdeckt worden waren. In zwei weiteren Windparks waren zuvor die gleichen Enercon-Turbinen bei einem Sturm komplett zerfetzt worden.
Die widersprüchlichste Energiepolitik der Welt
Die politisch Verantwortlichen kümmert das nicht. Denn nicht unausgereifte Technik oder die ungünstige Topografie im Süden, der renitente Landbewohner soll schuld sein am stockenden Ausbau. Warum sich dieser über ein 250 Meter hohes Windrad vor seiner Haustüre freuen soll, wenn gleichzeitig dieselbe Berliner Regierung aus ideologischen Gründen die sichersten Kernkraftwerke der Welt ab- und dafür klima- und gesundheitsschädliche Kohlekraftwerke wieder anschaltet – es bleibt ein Rätsel in der nicht gerade rätselarmen Geschichte der deutschen Energiewende.
Denn mehr als zwanzig Jahre nach Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das jeden Deutschen statt «einer Kugel Eis» (Jürgen Trittin) monatlich eher vierzig Kugeln kostet, befindet sich Deutschland immer noch in einer fatalen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Spätestens der Ukraine-Krieg hat die «Brückentechnologie» Gas als Schimäre entlarvt. Zumal sich Deutschland beharrlich weigert, selbst Schiefergas zu fördern. Vorräte gäbe es genug.
Grüne Energiepolitik schadet Klima und Gesundheit
Weil
die deutsche Industrie in der Energiekrise Strom auch weiterhin
tagsüber und nicht nur sporadisch in windigen Nächten benötigt, lässt
das grün geführte Wirtschaftsministerium nun wieder vermehrt Braunkohle verfeuern. So will es einen Blackout und eine weitere Kostenexplosion verhindern. Klimafreundliche Kernenergie, die nachweislich 99,9 Prozent weniger Tote als Braunkohle verursacht,
verschmähen grüne Spitzenpolitiker hingegen als
«Hochrisikotechnologie». Die Folge: Das Energiewendeland Deutschland
erzeugt weiterhin deutlich klimaschädlicheren Strom als seine
Nachbarländer Frankreich, Österreich, Belgien, Dänemark und die Schweiz.
Zwar bietet Kernkraft allein auch keine Versorgungssicherheit; das
mussten die Franzosen im Sommer schmerzlich erfahren, als ihr Land
unverhofft in eine veritable Stromkrise rutschte. Daher diversifizieren
die meisten europäischen Länder jetzt ihren Strommix: Polen steigt in
die Kernenergie ein, Belgien verschiebt den Atomausstieg auf das Jahr
2035, und Frankreich verstärkt sowohl den Kernkraft- als auch den
Windkraft-Ausbau an den Küsten. Alle Länder verfolgen dabei das gleiche
Ziel: Klimaschutz sowie Unabhängigkeit und Sicherheit bei der
Energieversorgung. Nur Deutschland schaltet stur seine letzten Kernkraftwerke ab und forciert den Ausbau volatiler Stromerzeugung aus Windkraft, obwohl es anders als Frankreich gar nicht die Flächen dazu hat.
Industrie könnte abwandern
Will Deutschland als eine der führenden Industrienationen nicht riskieren, dass energieintensive Industrien demnächst in den Norden oder gleich ins Ausland abwandern, sollte die Politik jetzt zur Vernunft kommen und insbesondere im Süden verstärkt auf Kernkraft setzen. In einem Land ohne nennenswerte Anteile von Wasserkraft ist sie die einzige Möglichkeit, Versorgungssicherheit mit Klimaschutz zu versöhnen. Wind- und Kernenergie schliessen sich demnach auch nicht gegenseitig aus, wie Atomkraftgegner gerne behaupten – sie ergänzen einander.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen