Radikale
Klimaaktivisten kleben sich an Strassen fest und beschmieren
Kunstwerke. Dabei gefährden sie auch Menschenleben. Wenn Angst ein
gesundes Ausmass überschreitet, kann Wahn entstehen. Doch unsere Psyche
läuft nicht Gefahr, sich anzustecken.
Esther Bockwyt
Während
viele im Verhalten von Klimaklebern zutreffend etwas Egozentrisches,
also Narzisstisches, wie auch etwas Trotzig-Aggressives sehen, kommt in
der Dramatik ihrer apokalyptischen Ausrufe vor allem aber häufig eines
zum Ausdruck: ungesunde Angst, die ins Wahnhafte übergeht: «Ich bin 25.
Und ich würde so gerne Kinder bekommen. Aber ich kann es mir einfach
nicht vorstellen, Kinder in diese Welt zu setzen. Weil ich Angst habe um
meine kleinen Geschwister. Dass sie in ihrer Lebenszeit in einem
Kriegsgebiet leben», schluchzte eine junge Frau, Aktivistin der
Klimaaktivisten-Gruppierung «Die letzte Generation» in die
Interviewkameras.
Apokalyptische Gedanken
Die
Aktivisten und Aktivistinnen sind ganz offenkundig fest davon
überzeugt, dass das Ende, der Untergang naht und es keine Zukunft mehr
für Menschen gibt. Ihre Wahrnehmung scheint in Gänze vom apokalyptischen
Gedanken beherrscht. In einer solchen Wahrnehmungsverengung scheint
dann kein anderes Thema mehr die Psyche zu berühren, scheint kein
inneres «Herunterkommen» mehr möglich.
Nun
ist es eine natürliche psychische Gegebenheit, wenn Menschen sich zu
intensiv mit Ideen, mit Themen insbesondere solcher negativer Art
befassen, dass sie sich in ungesunder Weise in diese hineinsteigern
können. Es führt zu einer Verengung des eigenen Blickwinkels, und im
Kollektiv von Gleichgesinnten verfestigt sich eine radikale Überzeugung
oder ein Gefühlszustand durch Gruppendynamiken und «Groupthink». Diese
Vereinheitlichung der Meinung und Wahrnehmung bei gleichzeitigem
Kontaktverlust gegenüber der Aussenwelt kann wahnhafte Züge annehmen.
Wahn
bedeutet unbeirrbare bis unkorrigierbare, sehr fixe Überzeugung
bezüglich einer Bedrohung trotz Unvereinbarkeit mit der Realität. Wahn
ist verbunden mit einer stark erhöhten Grundangst, die – bedingt durch
die Überzeugung, sich gegen die Bedrohung verteidigen zu müssen – oft
ins Aggressive ausschlägt. Wer überzeugt ist, dass – zu Unrecht –
allenfalls gar sein Leben bedroht ist, glaubt auch, sich verteidigen zu
dürfen und zu müssen – im Notfall sogar auch Gewalt anzuwenden. Dies ist
dann gefühlte Notwehr in Märtyrer-Manier. Angst – Hysterie – Wahn –
Aggression, das ist die charakteristische Linie für auf Angst basierende
wahnhafte Entwicklungen.
Nun
ist der Klimawandel und die von ihm ausgehende Bedrohung real, mag man
einwenden. Doch droht der Untergang zwangsläufig? Ein solches Gefühl hat
sich in vielen Köpfen und Psychen schon breitgemacht. Die
Optimistischeren unter uns gehen eher aktiv und lösungsorientiert an das
Problem heran, sehr wohl daran glaubend, dass auch dank technologischem
Fortschritt der Untergang keinesfalls gewiss ist. Eine solche Haltung
verleiht nicht nur Mut, sondern auch Tatkraft. Während sich die ins
Wahnhafte rutschende Angst kopflos und destruktiv in sich selbst
verliert.
Wie
all unsere psychischen Empfindungen, unsere Gedanken und
Verhaltensweisen ist auch die Angst an sich keinesfalls ungesund,
sondern vielmehr dem Menschen innewohnend. Sie beinhaltet eine wichtige
Warnfunktion, die uns befähigen kann, Gefahren zu erkennen und zu
bewältigen. Angst kann einerseits aktivierend wirken, andererseits kann
sie uns lähmen. Problematisch wird auch die Angst erst durch ihr
ungesundes Ausmass. Denn dann wirkt sie nicht mehr produktiv, sondern
destruktiv.
Der eigenen Angst Ausdruck verleihen
Teile
der Klimakleber dürften selber kaum daran glauben, dass durch ihre
Aktionen konstruktive Veränderungen entstehen können. Ihnen geht es
nicht um etwas Konstruktives. Sondern darum, ihrer eigenen Angst
Ausdruck verleihen zu können im Versuch, diese Angst wenigstens für eine
gewisse Zeit – eben in der Zeit, in der man selbst aktiv wird bei
gleichzeitiger Beachtung durch ein Publikum – nicht spüren zu müssen.
Es
ist wichtig, dass die Gesellschaft im Umgang mit solchen «Panikern»
kühlen Kopf bewahrt, ruhig, aber konsequent reagiert. Die Taten sollten
zwar nicht verharmlost werden, es sollte aber auch nicht mit
überschiessender, ebenfalls hysterischer Wut reagiert werden. In der
Ruhe liegt bekanntlich unsere Kraft. Sie ist das beste Gegenmittel gegen
Angst, Hysterie und Dramatisierung jeglicher Art.
Glücklicherweise
werden die Klimaapokalyptiker die grosse Mehrheit von uns nicht mit
ihrer Angst anstecken können – was sie eigentlich möchten, um ihre
eigene Angst zu bewältigen. Auch deshalb, weil die menschliche Angst
sich seit Tausenden von Jahren in aller Regel auf das konzentriert, was
im Hier und Jetzt bedrohlich erscheint – nicht irgendwann in der Ferne.
Dies wird ja von den Klimaapokalyptikern wie Greta Thunberg auch
angeprangert: «I want you to panic.»
Unser
evolutionäres Erbe lässt eine vorauseilende Angst vor der Angst nicht
zu. Wir wissen, dass sich der Panik zu ergeben produktives Handeln und
Reagieren verunmöglicht – dass Panik uns eben gerade nicht überleben
lässt.
Esther Bockwyt ist Psychologin, Autorin und Gerichtsgutachterin.
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