Die Heidenangst der Bessermeinenden vor der Meinungsfreiheit (Cicero)
Schön war auch eine Twitter-Einlassung von Jan Philipp Albrecht zu
dem Thema, der irgendwann einmal jüngster Abgeordneter für die Grünen in
Brüssel war und mittlerweile als Vorstand in der Beletage der
Heinrich-Böll-Stiftung entspannt. Er twitterte: „Wir verfolgen eine
weitere Geschichtsstunde darüber, wie schnell große zivilisatorische
Errungenschaften zerstört werden können, wenn man bösen, narzisstischen
und inkompetenten Menschen die Macht dazu gibt.“ Lustig, dachte ich
sofort, das Gleiche habe ich mir jüngst wegen der Ampelregierung
gedacht.
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Abgesehen davon muss man sich diese Aussage auf der Zunge zergehen lassen: Der Grünen-Politiker Jan Philipp Albrecht wirft dem Erfinder von Paypal und Visionär hinter Tesla, SpaceX und „Starlink“ Inkompetenz vor, während seine Partei immer noch mehrheitlich glaubt, man könnte die Welt vor der Klimaapokalypse retten, wenn Markus Söder in Bayern endlich mehr Windräder in die Landschaft rammt. Jene Partei, die behauptet, Atomkraft sei auch in Deutschland eine „Hochrisikotechnologie“, die Einnahme von Zuckerkügelchen eine alternative Behandlungsmethode und es gebe mehr als zwei biologische Geschlechter.
Eine Heidenangst vor der Rede- und Meinungsfreiheit
Ehrlich gesagt, weiß ich angesichts solcher Tweets und Kommentare nicht, ob ich nun lachen oder weinen soll. Denn derlei Aussagen und mehr zum Thema Elon Musk und Twitter taugen zwar für gute Pointen. Wenn ich aber genauer darüber nachdenke, der Hals vor lauter Kopfschütteln schon ganz steif ist, der Geist aber hellwach, frage ich mich schon, wohin ein Land steuert mit journalistischem und politischem Personal, das offensichtlich eine Heidenangst vor zu viel Rede- und Meinungsfreiheit hat.
Das Beruhigende bei Ängsten ist ja, dass sie oft ziemlich irrational sind. Auch wenn es um Elon Musk geht, der Twitter gerade erst übernommen und übrigens bereits verkündet hat, einen „Moderationsrat“ für Twitter einzuberufen, in dem „sehr unterschiedliche Meinungen vertreten“ sein sollen. Das Beunruhigende bei Ängsten wiederum ist, dass die Folgen real sind, wenn man sich zu sehr von ihnen überwältigen lässt. In der Politik. In den Medien. In der Gesellschaft. Angesichts der derzeitigen Debattenkultur im Land. Deshalb braucht es Gegenstimmen. Auch hier. Ich bleibe. Noch. Und warte auf die mögliche Rückkehr von Donald Trump auf Twitter. Dann wird’s erst richtig lustig.
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