Dass immer öfter alles, was nicht links ist, als rechtsaußen oder schlimmer gilt, liegt u.a. am öffentlich-rechtlichen Rundfunk; wie auch in diesem Fall. In einem tendenziösen ARD-„Kontraste“-Beitrag wurden nämlich Teile der Konferenz „Wokes Deutschland: Identitätspolitik als Bedrohung unserer Freiheit?“ der Denkfabrik R21 rund um den Historiker Andreas Rödder gezeigt.
Diese Steilvorlage kann man sich als Grüne natürlich nicht entgehen
lassen, dachte sich wohl die Bundestagesabgeordnete Marlene Schönberger
und ballerte auf Twitter los: „Dass die CDU auf einer Konferenz zur
Wokeness versucht, ihr Profil zu finden, kam mir schon grotesk vor. Dass
auf dieser Konferenz antisemitische Verschwörungserzählungen Raum
finden, ist beschämend!“ Ich frage mich, ob sie den offen
antisemitischen Äußerungen der Fridays For Future ebenso viel Herzblut
widmet.
Dass die woken Truppen hierzulande eine kleine Minderheit (mit nicht geringem Einfluss auf und in Medien, Universitäten und NGOs) sind, die insbesondere Studiengängen wie den Gender Studies entspringen und dann als Journalistendarsteller Robert Habeck Liebesbriefe schreiben, kann nur demjenigen entgehen, der selbst dazugehört. Dass die breite Bevölkerung mit linksidentitärem Gedöns nichts anfangen kann, belegen Umfragen.
Man kann sich kaum ein besseres Beispiel für die gnadenlosen Mechanismen woken Denkens wünschen. Man ist entweder woke – oder man ist der Feind. Man ist nicht Diskussionsgegner oder einfach anderer Meinung, sondern schlichtweg der Feind, der mit allen Mitteln aus dem Diskurs eliminiert werden muss. Am effizientesten gelingt das durch die Degradierung des Gegenübers zum Unsäglichsten; Wörter sind im Kulturkampf das schärfste Schwert, das wissen diese Sprachsensibelchen genau.
Man kann Wokeness also
nicht kritisieren, ohne aus der grün-links-woken Ecke als Nazi
bezeichnet zu werden – damit ist jede Debatte beendet. Wer diese
Brutalität in der Ablehnung anderer Meinungen nicht als illiberal und
also als Gefahr für Gesellschaft und Demokratie anerkennt, dem ist,
fürchte ich, nicht mehr zu helfen.
emand anders, dem – glaube ich – auch nicht mehr zu helfen ist,
jedenfalls nicht von mir, ist die „Tagesspiegel“-Journalistin Margarethe
Gallersdörfer. Da ich die Freude hatte, besagte R21-Woke-Konferenz zu
moderieren, ließ es sich die ARD nicht nehmen, auch mich in ihren kurzen
Beitrag einzubauen. Man sieht in etwa drei Sekunden, wie ich den
CDU-Vize Carsten Linnemann
anstrahle, weil er einen Witz gemacht hat (fragen Sie mich nicht,
welche Relevanz diese Szene überhaupt für den Beitrag hat). Das empörte
Kollegin Gallersdörfer so sehr, dass sie mir mangelnde professionelle
Distanz vorwarf.
Das ist spannend, weil ich nicht eben für CDU-Schmusejournalismus bekannt bin. Und es ist interessant, weil auch hier versucht wird, meine Reputation zu zerstören, da ich offenbar mit den Falschen gelacht habe. Gott sei Dank sah das Netz das alles ein bisschen anders. Denn offensichtlich gehen weniger Menschen davon aus, dass sich professionelle Distanz an Margarethe Gallersdörfers Spießigkeitslevel bemisst, als sie sich das gewünscht hätte.
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