Berlin
Wahlwiederholung in 440 Wahllokalen wird wahrscheinlicher (WELT+)
Wahlwiederholung in 440 Wahllokalen wird wahrscheinlicher (WELT+)
Bei der Wahl am 26. September gab es in Berlin etliche Pannen. Die
Bundestagswahl muss möglicherweise in Teilen wiederholt werden. Der
Berliner CDU reicht das nicht.
Noch
ist keine Entscheidung darüber gefallen, aber eine Wiederholung der
Bundestagswahl in zahlreichen Berliner Bezirken wird immer
wahrscheinlicher. Bei den Wahlen im vergangenen Herbst hatte es etliche
Pannen gegeben. Ein erster Entwurf für eine Beschlussvorlage des
Wahlprüfungsausschusses des Bundestages sieht berlinweit einen erneuten
Urnengang in rund 440 Wahllokalen vor. Das verlautete am Mittwoch aus
dem Ausschuss. Der Berliner CDU reicht das allerdings nicht.
Zuerst
hatte der Newsletter «The Pioneer» über den unveröffentlichten Entwurf
berichtet. Bis zu einer Entscheidung über den finalen Vorschlag für eine
Wahlwiederholung in der Hauptstadt dürften jedoch nach Einschätzung von
Beobachtern noch einige Wochen vergehen. Erhebliche Auswirkungen auf
den Ausgang der Wahl werden nicht erwartet.
Die Wahlen zum
Bundestag und zeitgleich zum Berliner Abgeordnetenhaus am 26. September
vergangenen Jahres waren in der Hauptstadt von zahlreichen Pannen und
organisatorischen Problemen geprägt. Dazu zählten falsche oder fehlende
Stimmzettel, die zeitweise Schließung von Wahllokalen und lange
Schlangen davor mit teils stundenlangen Wartezeiten. Außerdem hatten
Wahllokale teils noch weit nach 18.00 Uhr geöffnet.
Eine
vom Senat eingesetzte Expertenkommission war in ihrem Anfang Juli
vorgestellten Bericht zu der Einschätzung gekommen, die Pannen und
organisatorischen Probleme bei den Wahlen seien absehbar und vermeidbar
gewesen. Aus dem Bericht geht hervor, dass es im Zusammenspiel zwischen
Senat, Landeswahlleitung und Bezirksebene bei der Vorbereitung und
Durchführung des Wahltages viele Defizite gab, nicht zuletzt aufgrund
unklarer Verantwortlichkeiten.
Bundeswahlleiter Georg Thiel hatte
bei einer Anhörung im Wahlprüfungsausschuss schon im Mai ein
«komplettes systematisches Versagen der Wahlorganisation» in Berlin
bemängelt und eine komplette Wahlwiederholung in sechs der insgesamt
zwölf Wahlkreise verlangt - das wären rund 1200 Wahllokale. Dafür macht
sich auch die Berliner CDU stark.
Deren Generalsekretär Stefan
Evers kritisierte die aktuelle Entwicklung am Mittwoch als «politische
Gefälligkeitsentscheidung für die SPD». Angesichts des krassen
Organisationsversagens des Senats mache eine solche «Splitterwahl» kaum
etwas besser, sondern vieles schlimmer. «So stellt man das Vertrauen in
die Demokratie nicht wieder her. Der Bundeswahlleiter hat völlig zu
Recht gefordert, die Bundestagswahl in großen Teilen Berlins vollständig
zu wiederhole
Nach
einem dem Votum des Wahlprüfungsausschusses muss auch der Bundestag
noch darüber abstimmen. Neben einer teilweisen Wiederholung der
Bundestagswahl sind außerdem auch teilweise oder komplette Nachwahlen
zum Abgeordnetenhaus möglich. Darüber entscheidet allerdings der
Berliner Landesverfassungsgerichtshof. Die erste mündliche Verhandlung
ist für Ende September angekündigt. Voraussichtlich wird bei der ersten
Sitzung noch keine Entscheidung fallen.
Noch offen ist, ob es
einen oder zwei Wahltermine gibt, falls in beiden Fällen Nachwahlen
nötig werden sollten. Berlins amtierende Wahlleiterin Ulrike Rockmann
hatte dazu gesagt, sie halte beide Varianten für machbar.
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