Das ist jetzt die neue Realität. Wir sind in ein neues Klimaregime geraten.
Eine Studie, die 2021 im Fachjournal Nature Geoscience veröffentlicht wurde und in Fachkreisen für Aufsehen gesorgt hat, kommt zu dem brisanten Ergebnis:
Denn obwohl 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, ist Wasser als nutzbares Gut knapp.
Der Welt geht das Wasser aus.
Das Versprechen der UN, der Zugang zu Wasser als Menschenrecht, wird täglich gebrochen.
Hitze und Dürre lassen Flüsse und Stauseen austrocknen und machen ganze Regionen unbewohnbar.
Der niedrige Wasserpegel, wie aktuell im Rhein, bremst die Globalisierung. Routen werden gesperrt, Container müssen ihre Fracht reduzieren.
Zugleich ist der Wasserverbrauch in Industriestaaten verschwenderisch.
Die Versiegelung der Mega-Städte lässt Moore und Feuchtgebiete verschwinden, der Raubbau im Amazonas und anderen Waldgebieten nimmt dem wichtigsten Wasserspeicher seinen Raum.
Die Folgen sind in allen Erdteilen dramatisch.
Beispiel Kalifornien: Der Golden State erlebt eine extreme Trockenperiode. Der Boden unter den 40 Millionen Einwohnern sackt seit Jahren gefährlich ab, weil Hunderttausende Bauern und Privathaushalte immer tiefer nach Grundwasser bohren müssen, um an Wasser zu gelangen.
Gleichzeitig gibt es alleine in Los Angeles mehr als 43.000 Swimmingpools.
Das Füllvolumen der Schwimmbecken entspricht in etwa dem monatlich getrunkenen Wasser – bei zwei Litern pro Tag – aller Einwohner Kaliforniens.
Beispiel Brasilien: In São Paulo, mit 12 Millionen Einwohnern die größte Stadt Südamerikas, herrscht eine Trockenheit wie seit 85 Jahren nicht mehr.
Flüsse verdorren, zurück bleibt oft ein faulig stinkendes Gemisch von Chemiekalien und Abwässern.
Stauseen wie das Itaipú-Kraftwerk, das den Großteil der Energie Brasiliens erzeugt, sind wegen des ausbleibenden Regens nur zu 31 Prozent gefüllt, berichtet der Sender „Jornal Nacional“.
Der Durchschnitt in den vergangenen 20 Jahren lag bei 64 Prozent. Bei 29 Prozent erlebte Brasilien 2001 einen Blackout.
Beispiel Spanien: Der iberischen Halbinsel droht laut UN die Versteppung. Die Zahl der Waldbrände nimmt zu. Die intensive Agrarwirtschaft laugt den Boden aus.
Hunderttausende Bauern bohren illegal Brunnen, um ihre Wein- und Olivenernten zu retten oder ihre Erdbeerplantagen zu wässern. Der Grundwasserspiegel ist an manchen Orten auf 500 Meter unter Null gesunken.
„Wenn das so weitergeht, wird sich der Süden Spaniens bis zur Jahrhundertmitte in eine Wüstenlandschaft verwandeln“, sagt der Klimaforscher Jonathan Gómez Cantero aus Madrid, der das Europäische Parlament berät.
In Deutschland, eigentlich ein wasserreiches Land, gerät das Thema in den Fokus.
74 Prozent des Wassers in unseren Leitungen stammen aus dem Grundwasser.
Laut dem Deutschen Wetterdienst sind in Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg/Berlin nach sieben Monaten des Jahres erst gut 40 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagssumme für das Gesamtjahr gefallen.
Ergo: Die Trinkwassernetze kommen an ihre Grenzen.
Der Trend ist besorgniserregend: Deutschland gehört zu den Regionen mit den weltweit größten Wasserverlusten.
„Satellitendaten zeigen, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren hat”, sagt Jay Famiglietti vom Global Institute for Water Security in Kanada.
Das sei selbst für Experten eine „schockierende Überraschung” gewesen.
Die Bundesregierung hat nun eine nationale Wasserstrategie entwickelt, mit der Deutschland seinen Wasserfußabdruck – den direkten und indirekten Wasserverbrauch – ermitteln soll und Möglichkeiten für Einsparungen aufzeigen will.
Mit welchen teilweise simplen Maßnahmen der Wasserknappheit begegnet werden könnte, hat meine Kollegin Luisa Nuhr für Sie hier zusammengefasst.
Eine lohnenswerte Lektüre!
Fazit: Die Kriege der Zukunft werden nicht mehr um Öl, Gas oder Land geführt, sondern um Wasser. Schon einer der Gründerväter der USA, der Naturwissenschaftler Benjamin Franklin, hatte es geahnt:
"Erst wenn der Brunnen ausgetrocknet ist, erkennen wir den Wert des Wassers".
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