Karl Lauterbach macht mit Totenzahlen Politik. Doch die sind lückenhaft
und falsch – wie nun eine Studie am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf zeigt.
Demnach wirkt Omikron weniger tödlich, als die Statistik vermuten
lässt. Oder: Jeder zweite Omikron-Tote in der RKI-Statistik starb nicht am Virus.
An Ostern hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach die „absolute Killervariante“ angekündigt. Als selbst politische Freunde öffentlich andeuteten, dass er überzieht, hielt er sich verbal für seine Verhältnisse ein wenig zurück. Doch mit dem nahenden Herbst dreht er wieder so stark auf, dass sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ihm vorwirft, Lauterbach schüre Panik: Der Herbst werde schlimm, wegen Corona, sagt der Gesundheitsminister der Welt. Und: Schon jetzt gebe es in Deutschland zwischen 100 und 150 Corona-Tote pro Tag. Nur stimmt daran so manches nicht.
An Ostern hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach die „absolute Killervariante“ angekündigt. Als selbst politische Freunde öffentlich andeuteten, dass er überzieht, hielt er sich verbal für seine Verhältnisse ein wenig zurück. Doch mit dem nahenden Herbst dreht er wieder so stark auf, dass sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ihm vorwirft, Lauterbach schüre Panik: Der Herbst werde schlimm, wegen Corona, sagt der Gesundheitsminister der Welt. Und: Schon jetzt gebe es in Deutschland zwischen 100 und 150 Corona-Tote pro Tag. Nur stimmt daran so manches nicht.
Sind das Menschen, die an Corona gestorben sind? Oder sind sie an
etwas anderem gestorben? Diese Frage beantwortet das
Robert-Koch-Institut (RKI) nicht. Immer noch nicht. Nach zweieinhalb
Jahren Pandemie. Nach zahllosen Betriebsschließungen, Kontaktverboten,
Ausgangssperren, Verweilverboten, Maskenpflicht drinnen und draußen.
Nach der Zunahme von psychischen Krankheiten. Nach ausbleibenden
Lernerfolgen. Nach noch nicht offiziell ausgewerteten
volkswirtschaftlichen Schäden. Nach all dem kann das RKI diese Kernzahl
immer noch nicht nennen. Doch sie arbeiteten an einem neuen
Melde-System. Das komme bald, verspricht das Institut gegenüber dem Tagesspiegel.
Indes macht Lauterbach weiter mit dem, was Buschmann Panikmachen nennt:
Maskenpflicht in Schulen sei nötig, weil man ja nicht wisse, wie sich
der Virus auf Kinder auswirke, sagt er der Welt. Beschwört
dabei über 100 Corona-Tote jeden Tag. Ohne die einzuordnen. Ohne sie zu
hinterfragen. Weil diese Zahl ihm willkommen ist, in seiner Politik,
Medikamente und Impfstoffe ohne Rücksicht auf den Bedarf zu bestellen
sowie dem Staat die Ermächtigung in die Hand zu geben, Grundrechte
auszusetzen. Dabei zeigen offizielle Zahlen, wie wacklig die
Argumentation des Ministers ist.Anzeige
So hat das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nun auf
eigene Faust Sterbezahlen ausgewertet. Die Ergebnisse hat das Klinikum
im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Demnach sind an der
Omikron-Variante deutlich weniger Menschen gestorben als an den
Varianten davor. In Eppendorf sei kein Geimpfter an der Omikronvariante
gestorben, der keine Risikofaktoren hatte wie etwa stark geschwächte
Immunsysteme durch Krebs oder Rheuma. „Das Alter war hingegen kein
bestimmender Faktor“, sagt Professor Benjamin Ondruschka, Direktor des
Instituts für Rechtsmedizin des UKE.
Die Studie beruht auf den Todesfällen von 227 Patienten, die zwischen
März 2020 und April 2022 im Klinikum behandelt worden sind. Davon waren
117 Verstorbene mit dem Wildtyp infiziert, 33 mit der Alphavariante, 38
mit Delta und 39 mit dem Omikron-Subtyp. Bei den Patienten des ersten
Typs lagen die Raten derer, die tatsächlich an Covid-19 gestorben sind,
noch bei über 80 Prozent. Bei der Omikron-Variante waren es dann laut
Klinikum aber nur noch 46 Prozent.
Wir haben „keine eindeutige Datenbasis“, kritisiert Intensivmediziner Michael Albrecht im Tagesspiegel.
Er fordert, dass in der Statistik deutlich unterschieden werden müsse,
ob Covid-19 bei einem Patienten die Hauptdiagnose war – oder nur eine
Nebendiagnose.
So aber macht Lauterbach mit relativen Zahlen Politik. In der Welt
sprach er davon, mehr als 100 Menschen würden derzeit mit oder an Covid
sterben. Doch dieser Wert traf nur auf die beiden Wochen im Juli zu,
als eine Hitzewelle das Land im Griff hatte. Diese Hitzewellen sorgen
grundsätzlich für erhöhte Sterberaten, wie das Statistische Bundesamt
bereits mehrfach erklärt hat. Ob zu der Zeit vermehrt mit oder an Covid
gestorben wurde, ist also fraglich. In Mai und Juni lagen die
Sterbefallzahlen sogar unter 50 am Tag. Mit und wegen Covid. Zuletzt
waren es wieder unter 100 am Tag.
Das Eppendorf-Klinikum schließt das Alter als Faktor für die
Anfälligkeit aus. Doch ein Blick auf die RKI-Zahlen sagt etwas anderes.
Demnach sind aktuell nicht mal fünf Prozent der im Zusammenhang mit
Covid Verstorbenen jünger als 60 Jahre. Etwa die Hälfte der Betroffenen
sind zwischen 80 und 90 Jahre alt. Doch was das bedeutet? Zweieinhalb
Jahre Covid und das RKI hält die Zahlen so vage, dass ihr indirekter
Chef sie in Interviews jeweils so biegen kann, wie es ihm gerade passt.
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