Der Grundfehler im Umgang
mit der AfD wird an diesen Vorgängen sehr sichtbar: Aus der Annahme, man
habe es mit Feinden der Demokratie zu tun, leitet man eine moralische
Selbstermächtigung her, das legale Instrumentarium maximal auszuschöpfen
und die AfD zu benachteiligen, wo immer möglich. Das macht die AfD
immer stärker und beschädigt die Demokratie.
Es gibt nur zwei richtige Strategien im Umgang mit der AfD.
Entweder
man verbietet sie, weil sich gesichert verfassungsfeindlich ist und den
Umsturz plant. Dann ist es bei 30% in drei Bundesländern höchste Zeit.
Oder
man kann sie nach unserer Verfassung nicht verbieten, was
wahrscheinlich zutrifft, weil sie zwar eine völlig andere Politik will,
aber das Grundgesetz nicht antasten. Dann muss man im Umgang mit ihr
penibel darauf achten, die Spielregeln der Demokratie zu achten, auch
wenn davon die AfD profitiert. Alles andere zerstört die eigene
Glaubwürdigkeit.
Ich werte Medien aus, die nicht unbedingt den Mainstream-Medien entsprechen
03 Oktober 2024
Boris Palmer - Wie man die AfD immer stärker macht
Boris Palmer
Wie man die AfD immer stärker macht
Die Vorgänge um
die Wahl des Landtagspräsidiums werden gemeinhin als skandalös und Beleg
für die Demokratiefeindlichkeit der AfD gewertet. Ich sehe darin vor
allem Fehler der anderen Parteien, die ihre Position als Verteidiger der
Demokratie massiv schwächen und der AfD die Wähler zutreiben. Wer die
Demokratie verteidigt, muss ihre Regeln besonders streng achten und darf
auch nicht zu legalen Tricks greifen, um den Gegner der Demokratie zu
schwächen oder zu demütigen. Genau das ist aber passiert, und zwar
bei der Präsidentenwahl selbst. Nach dem Urteil des
Verfassungsgerichtshofs steht fest, dass die Abgeordneten das Recht
hatten, die Geschäftsordnung zu ändern, bevor sie das Präsidium wählen.
Es
war also legal, einen AfD-Landtagspräsidenten zu verhindern. Aber war
es auch legitim? Und vor allem: war es strategisch klug? Ich meine:
Nein.
Was hier passiert ist, gleicht doch einem Fussbalsspiel, bei
dem man nach dem Abpfiff die Regeln so ändert, dass der Sieg der
gegnerischen Mannschaft zur Niederlage wird, zum Biespiel in dem zwei
Tore, die nach alter Regel gelten, durch die neue Regel ungültig werden.
Jeder Fan der siegreichen Mannschaft würde sich da betrogen fühlen.
Genau
so ist es, wenn man eine Landtagswahl durchführt und eine
Geschäftsordnung in Kraft ist, die der stärksten Partei das
Vorschlagsrecht für den Landtagspräsidenten garantiert. Wenn man das
nach der Wahl einfach streichen will, entsteht der Eindruck einer
Demütigung und eines gestohlenen Siegs bei den Fans der AfD
unweigerlich. Ein solches Vorgehen ist nicht legitim. So verteidigt man
die Demokratie nicht, man beschädigt sie.
Das ganze folgt auch keiner
Strategie, wie sehen hier kopfloses Taktieren. Strategisch hätte man
die Änderung der Geschäftsordnung langfristig planen und durchführen
müssen. Eine entsprechende Änderung im letzten Jahr wurde von den Grünen
beantragt (chapeau!) aber von der CDU abgelehnt. Keine Strategie, nur
kurzfristiges Taktieren. Denn das Argument damals war, diese Änderung
könne der AfD Stimmen bescheren. Tolle Erkenntnis. Das gilt für das
aktuelle Vorgehen um den Faktor 100 mehr.
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