m Gespräch mit NIUS erklärt der Hotelier, warum er den lukrativen Deal
am Ende ausschlug: „Man hätte unser Personal rausgeschmissen und eigenes
eingesetzt. Reinigungskräfte, Securitymitarbeiter, andere Angestellte:
Sie alle stünden jetzt ohne Job da.“ Als Leiter eines familiengeführten
Unternehmens hätte er sich das nicht verzeihen können. „Wir haben
gemeinsam mit unseren Angestellten die schwere Corona-Zeit
durchgestanden. Wenn diese Leute jetzt wegen meiner Raffgier auf der
Straße stünden – das könnte ich mir nicht verzeihen.“
Nun, erzählt Michael L, versuche die Stadt, die NIUS aus
Anonymisierungsgründen nicht nennen darf, auf anderem Wege an die
Objekte zu kommen: „Man hat aktiv bei Verpächtern angefragt, ob wir uns
als Pächter Verfehlungen geleistet haben. Beispielsweise keine Pacht
gezahlt, die Pacht zu spät bezahlt, Brandschutz nicht eingehalten. Das
Ziel ist ganz offensichtlich, uns fristlos kündigen zu können, um die
Objekte zu übernehmen“.
Der Fall „Townside Hostel“: 1.714 Euro im Monat pro Migrant
Welche unglaublichen Summen die Vermietung von Wohnraum an Asylbewerber einbringen kann, zeigt auch der Fall des „Townside Hostel“ in Bremen. 2023 mietete der Senat es an, um dort Migranten zu beherbergen. Die
Betreiber erhielten 60.000 Euro Miete im Monat, das sind etwa 85 Euro
pro Quadratmeter – und das in einer Lage, in der das Maximum eigentlich
bei etwa 20 Euro pro Quadratmeter liegt. Der Vertrag sah dabei 35 Plätze
für die Migranten vor. Bei einer Vollauslastung hätte das Hostel damit
1714 Euro im Monat pro Migrant erhalten.
Dass mit dem „Lagerhaus“ ein Kulturzentrum größter Anteilseigner der Betreibergesellschaft vom Townside Hostel ist,
sorgte in der Folge für große Kontroversen, denn: Das Lagerhaus erhielt
2022 mehr als eine halbe Million Euro an Kultur-Förderung – trotzdem
bereicherte es sich durch die Vermietung zu überhöhten Konditionen.
uf NIUS-Anfrage räumt ein Sprecher des Bremer Senats ein: „Der
ursprüngliche Vertrag war ein Fehler, dem ein Missverständnis über die
Nutzbarkeit der Räumlichkeiten zu Grunde gelegen hat.“ Bereits seit
einem Jahr werde das Hostel nicht mehr zur Flüchtlingsunterbringung
genutzt.
Weiter heißt es: „Es
hat eine Vereinbarung mit dem Betreiber gegeben, den Mietvertrag
vorzeitig aufzulösen und die Miethöhe rückwirkend zu senken.“ Die
damalige Senatorin habe den Fehler öffentlich eingeräumt. „Die
vorzeitige Auflösung und die rückwirkende Senkung der Miete haben zu
Einsparungen von 750.000 Euro geführt.“
„Einsparungen von 750.000 Euro“ – Das bedeutet im Umkehrschluss:
750.000 Euro wurden zu viel gezahlt. 750.000 Euro, die ohne öffentliche
Aufmerksamkeit wohl in den Taschen der diversen „Townside
Hostel“-Betreiber verschwunden wären. Man darf davon ausgehen, dass der
Bremer Fall stellvertretend steht für eine ganze Industrie, in der für
die Unterbringung von Migranten bereitgestelltes Steuergeld skrupellos
abgegriffen wird.
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