Von Claudio Casula, 19.10.2024
Sprechen wir vom Trump Derangement Syndrom, einem
Phänomen, das der Kolumnist und Kommentator Charles Krauthammer
erstmals im Zusammenhang mit George W. Bush als „Bush Derangement
Syndrome“ beschrieben hat. Es war einfach egal, was Bush tat oder
unterließ, es war immer falsch. Das Trump Derangement Syndrom (TDS) ist
noch ausgeprägter. Sobald Donald Trump auftaucht, drehen seine Gegner
durch. Nicht einmal das feinste gute Härchen lässt man an ihm.
2017 wertete eine Studie der amerikanischen Universität Harvard die Berichterstattung führender amerikanischer und europäischer Medien in den ersten 100 Amtstagen von US-Präsident Trump aus, darunter die ARD als einziges deutsches Medium. Wenig überraschend stellte sich heraus, dass nirgends negativer über Trump berichtet wurde als dort. Satte 98 Prozent der wertenden Berichte in der Hauptnachrichtensendung im Ersten waren laut der Studie negativ.
Nicht, dass das Erste oder andere öffentlich-rechtliche Sender es anders gehandhabt hätten als etwa der Spiegel oder die Süddeutsche Zeitung.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin stellte Trump auf seinen Covern mal
als brüllenden King Kong dar, mal als auf die Erde zurasenden Kometen,
als Feuerteufel, Ku-Klux-Klan-Rassisten oder als Henker, der die
Freiheitsstatue enthauptet.
Der Hass auf Trump trieft der deutschen Presse aus allen
Poren, er kann es ihr nie recht machen, wird sogar als Kriegstreiber
bezeichnet, obwohl in seiner Amtszeit (2016–2020) die USA keinen Krieg
begannen, im Gegenteil betätigte sich Trump im Mittleren Osten mit den
Abraham-Abkommen als Friedensstifter zwischen Israel und arabischen
Ländern. Jedes Wort dreht man ihm im Munde um. Als Trump im März vor
einem „Blutbad“ (im Sinne von ökonomischem Austrocknen) sprach, wurde
ihm daraus eine Drohung mit politischer Gewalt konstruiert: „Werde er
nicht gewählt, gebe es ein Blutbad.“ Die Klarstellung kam dann später in
ganz kleiner Schriftgröße.
Selbst ein Attentat auf ihn wird verharmlost: „Trump nach Knall in Sicherheit gebracht“ lautete die Schlagzeile im ZDF. Den durchschaubaren politischen Charakter diverser Anklagen gegen Trump übersah man, ließ ihn lieber als Verbrecher dastehen. Er schüre Ängste, heißt es immer wieder, er habe eine „radikale Agenda“, „wüte“ und lüge. Kein anderer Politiker wird gewohnheitsmäßig als Lügner bezeichnet, schon gar keine deutschen. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bot sogar einen Psychiater und Angstforscher auf, der erklären sollte, „warum so viele Leute Trumps Lügen glauben“. Das Wort „lügen“ tauchte im Text satte 25-mal auf.
Als Joe Biden im TV-Duell mit Trump Ende Juni einen katastrophalen Auftritt hinlegte, der nicht nur die US-Demokraten entsetzte, taten deutsche Medien erst so, als sei nichts passiert. Laut der Tagesschau lieferten sich Biden und Trump ein „scharfes Wortgefecht“, die Aussetzer des Präsidenten wurden nicht einmal erwähnt. Erst als es sich nicht mehr vermeiden ließ, die US-Medien das Thema aufgriffen und in den Sozialen Medien die Videos kursierten, sah man plötzlich doch ein Problem.
Als die Demokraten sie offiziell als Präsidentschaftskandidatin
nominierten, schwelgten die deutschen Fanboys im „tosenden Jubel“. Der stern
hob sie aufs Cover und titelte: „Die Erlöserin?“, das Fragezeichen nur
setzend, um wenigstens einen Rest von journalistischer Distanz
vorzutäuschen. Um eine unbeliebte und in ihrem Amt sichtlich
überforderte Politikerin zur Säulenheiligen zu verklären, war den
deutschen Medien nichts zu blöd.
Irgendwann beginnt der gemeine Haltungsjournalist, seine eigene Meinung für das Maß aller Dinge zu halten – und für die Realität. Wenn Trump so ein verdammter Idiot ist, dann kann es auch nicht sein, dass ihn die Amerikaner wählen, oder? So wird in den Redaktionen der Wunsch zum Vater des Gedankens. Und wenn man den Lesern, Zuschauern und Hörern nur oft genug erzählt, wie schlimm Trump ist und wie anständig sein jeweiliger Gegner, glaubt es auch das Publikum.
Unvergessen,
wie Jörg Schönenborn 2016 im DeutschlandTREND Extra eine Umfrage von
infratest dimap vorstellte, der zufolge auf die Frage, wer die
Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnen würde, 82 Prozent glaubten,
dass Hillary den Sieg davontragen würde, nur 9 Prozent setzten auf
Trump. Das Ergebnis ist bekannt.
Eine weitere Umfrage ergab, dass vier von fünf Deutschen Harris wählen
würden, wenn sie denn in Amerika abstimmen dürften, 79 Prozent der
Befragten gaben das in der repräsentativen Forsa-Erhebung im Auftrag von
stern und RTL an. Besonders hoch ist die Zustimmung für Harris
demnach unter Anhängern der Grünen: fette 99 Prozent, die hat nicht
einmal Erich Honecker vorweisen können.
Im ZDF zu Harris‘ Interview befragt, schwafelte Theveßen
von „neuen Ideen, frischem Wind“, Harris habe „einige Punkte gesammelt“.
Danke, das wollten wir hören. Schönen Abend noch! Nicht fehlen darf in
diesem Zusammenhang der Hinweis auf Fox News als „Haussender“ von Donald
Trump, wobei man von CNN als Haussender von Kamala Harris noch nie
hörte. Wehe, wenn jemand auf die Idee käme, die ARD als Haussender der
Grünen zu bezeichnen, da wäre ganz schnell von Hass & Hetze die
Rede.
Die Möglichkeit, dass Donald Trump einer Mehrheit der Amerikaner aus der Seele sprechen könnte, wenn er amerikanische Werte beschwört und die Eliten an Ost- und Westküste verspottet, scheint für deutsche Haltungsjournalisten gar nicht zu existieren. Ebenso wenig der Gedanke, dass das woke Getue des Establishments gar nicht so edel, hilfreich und gut ist, wie allenthalben suggeriert wird.
Am 5. November könnte es einmal mehr ein böses Erwachen geben. Weil die Amerikaner selbst darüber entscheiden, wer ins Weiße Haus einzieht – und nicht deutsche Redakteure und ihre willfährigen Experten
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