30 Oktober 2024

22 Entgeltstufen - Diese Tabelle zeigt, wie viel VW-Mitarbeiter wirklich verdienen (WELT+)

Laut "Stern" haben VW-Mitarbeiter zu lange wie wie Maden im Speck gelebt. Ein VW-Mitarbeiter heute zu mir: "In WOB arbeiten 40.000. 20.000 würden reichen, um die gleiche Arbeit zu verrichten. Da schrauben Ungelernte (er hat Frauen gesagt) irgendwelche Schrauben fest und kriegen 37.000 Euro im Jahr..."
22 Entgeltstufen
Diese Tabelle zeigt, wie viel VW-Mitarbeiter wirklich verdienen (WELT+)
Von Sebastian , FreierRedakteur Wirtschaft & Finanzen, 30.10.2024, 5 Min.
Der VW-Vorstand will wohl mehrere Werke schließen, Zehntausende Stellen streichen und Gehälter bis zu 18 Prozent kürzen. Der Vorstand besänftigt mit angeblich überdurchschnittlichen Löhnen – aber sind sie das wirklich? Ein Blick in die Zahlen gibt die Antwort.
„Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen“, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg am Montag. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu.
Über diese Pläne habe der Konzern die Arbeitnehmerseite informiert. Den verbleibenden VW-Beschäftigten drohen Gehaltseinbußen von bis zu 18 Prozent. Am Mittwoch vermeldete der Konzern einen massiven Gewinneinbruch im dritten Quartal. Das operative Ergebnis fiel von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.
Viele Mitarbeiter von Volkswagen bangen dieser Tage um ihre Jobs. Nach Angaben des Betriebsrats will der Konzern in Deutschland mehrere Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen.
VW leidet unter einem Absatzrückgang, vor allem auf dem wichtigsten Markt China. Nach neun Monaten belaufe sich die Rendite der kriselnden Kernmarke VW auf nur noch zwei Prozent. „Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen“, erklärte VW-Finanzchef Arno Antlitz.In einem internen Dokument an die Mitarbeiter, über das „Bild“ am Montag berichtete, schwor der Konzern seine Belegschaft schon auf Einsparungen ein. VW müsse „effizienter“ werden. Neben den Produkt- und Materialkosten müssten auch die Arbeitskosten gesenkt werden. Die Tariflöhne bei VW lägen „über dem Branchendurchschnitt“, angesichts der kriselnden Marktlage könne man sich eine „Erhöhung schlicht nicht leisten“. WELT wirft einen Blick auf die Gehaltsstufen bei VW und die der Branche.

Mit Abstand am besten verdient das Top-Management von VW: Konzernchef Blume liegt mit 9.711.477 Euro an der Spitze. Addiert man die Gehälter der insgesamt zehn Vorstandsmitglieder, kommt man auf über 40 Millionen Euro im Jahr 2023.

Normale Werks-Gehälter spielen da in einer anderen Liga. Die Mitarbeiter mehrerer VW-Standorte in Deutschland werden nach einem Haustarifvertrag bezahlt. Dazu zählen die Standorte Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg ebenso wie die VW-Töchter Financial Services, Immobilien und die dx.one GmbH.

Der Haustarif von Volkswagen hat 22 Stufen

Der Haustarif ist in mehrere Entgeltstufen gegliedert. Ein Auszug aus der Zeitung des Volkswagen-Betriebsrates aus dem Jahr 2022 bildet die Tabelle ab. Insgesamt werden 22 Stufen genannt, faktisch reicht die Tabelle aber nur bis zur 20. Stufe. Die Stufen 21 und 22 werden nicht mehr vergeben, haben jedoch Bestandsschutz für bestehende Mitarbeiter. Diese überdurchschnittlich gut vergütete Gruppe beinhaltet Spezialisten und Führungskräfte: etwa Werkärzte oder Leiter einer Unterabteilung.

Was steckt hinter den anderen Stufen? VW-Betriebsrats-Sprecher Heiko Lossie gibt einen Überblick: In der Stufe fünf werden zum Beispiel Mitarbeiter der Werkssicherheit bezahlt, mit einem monatlichen Bruttogehalt von 3530 Euro. Die meisten Beschäftigten der Produktion werden in den Stufen sieben bis neun bezahlt (3900 Euro bis 4300 Euro). Bachelor-Absolventen starten in die Stufe 13 (5300 Euro), Master-Absolventen in der Stufe 14 (5600 Euro).

In der Stufe 15 (5900 Euro) werden viele Meister zumindest in den Anfangsjahren bezahlt, wobei das auch immer auf die jeweilige Meister-Art und die einzelne Verantwortung ankommt. Einige Meister werden daher durchaus auch höher als mit der Stufe 15 vergütet. Auf den höchsten Tabellenplätzen bis zu Stufe 20 (bis 7700 Euro) finden sich erfahrene Fachkräfte oder jene, die auf dem Arbeitsmarkt temporär stark umkämpft sind wie Ingenieure oder Programmierer.
Für ein exemplarisches Jahresbrutto der Stufe acht bedeutet das mit tariflicher Zulage und dem jährlichen Tarifbonus einen Werker-Lohn von 56.023 Euro. Anders als im Flächentarif gibt es beim Haustarif kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, da das mit dem Tarifbonus abgegolten ist.

Zum Vergleich hat das Jobportal Stepstone (gehört wie WELT zu Axel Springer) exklusiv für WELT die Gehälter in der Branche der Fahrzeugbauer und -zulieferer berechnet. Demnach liegt das Bruttomediangehalt bei 55.750 Euro pro Jahr. Das Mediangehalt ist der Wert, der genau in der Mitte aller Gehaltsangaben liegt.
Laut der Auswertung nimmt das Mediangehalt der Mitarbeiter mit der Unternehmensgröße zu: Während Arbeitnehmer in kleineren, mittelständischen Betrieben mit bis zu 500 Mitarbeitern ein Bruttomediangehalt von 51.750 Euro beziehen, beträgt jenes von Konzernmitarbeitern 79.500 Euro.
Besonders hoch ist das in der Führungsebene: Leiter, die Teams von mehr als 100 Mitarbeiter koordinieren, verdienen im Median 119.500 Brutto pro Jahr, Leiter von kleineren Teams 56.250 Euro.

Einen direkten Gehalts-Vergleich zwischen den Autobauern liefert das Mitarbeiter-Bewertungsportal Kununu. Die Daten beruhen auf anonymen Selbstauskünften von Nutzern.
Die Löhne des VW-Konzerns zählen hier im Vergleich zur Konkurrenz in einigen Job-Kategorien (etwa Anlagenbetreiber und Konstruktion) zu denen, die am besten bezahlt werden. Aber bei Weitem nicht in allen Bereichen. Zudem sind die Kununu-Daten mit Vorsicht zu genießen, da die Anzahl der Nutzer-Angaben teilweise gering ist und zwischen Kategorien schwanken.

Bezahlt VW besser als der Durchschnitt?
Werden also VW-Arbeiter über dem Branchendurchschnitt bezahlt, so wie es der VW-Vorstand in seinem internen Schreiben suggeriert?

Nimmt man einen klassischen VW-Werksarbeiter der Haustarifs-Stufe acht, so liegt dieser mit seinem Jahresbruttolohn von 56.023 Euro mehr oder weniger im Branchenmedian der Stepstone-Daten. Für einen präzisen Gehalts-Vergleich zwischen den Autobauern fehlen allerdings die entsprechenden Daten.

In Gewerkschaftskreisen kursiert aber ein anderer Vergleich. Nämlich der zwischen Facharbeitern bei Volkswagen (Haustarif) und der restlichen Metallindustrie (Niedersachsens). Die Monatsgehälter von Volkswagen-Facharbeitern (der Entgeltstufe acht) und denen der Metallindustrie (Stufe 5B) sind mit 3900 Euro nahezu gleich.
Unterm Strich bedeuten das im Jahresgrundentgelt 55.000 Euro für den VW-Werksarbeiter und 54.900 Euro für den Metallarbeiter (die unterschiedlichen Boni-Systeme außer Acht gelassen). Auf der Ingenieursstufe zeigt sich zwischen dem VW-Mitarbeiter mit 69.200 Euro im Grundentgelt und dem Berufspendant in der Metallindustrie mit 67.700 Euro ein kleiner Unterschied.

Von einem Sprecher der Industriegewerkschaft IG Metall heißt es: „Bei der Entgeltpolitik folgen wir seit zwanzig Jahren dem Rest der Branche. Als es Volkswagen viel besser ging als den anderen, sind die Gehälter nicht üppiger ausgefallen. Was in guten Zeiten gilt, muss auch in nicht so guten Zeiten gelten.“

Im Streit um Werksschließungen hat die IG Metall VW zu offenen Gesprächen über die Zukunft aller Standorte aufgefordert. Das sei Voraussetzung für weitere Verhandlungen, sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger am Mittwoch zum Beginn der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg. Andernfalls, so drohte Gröger, werde die IG Metall „die weitere Eskalation planen müssen“. Ab 1. Dezember seien Warnstreiks möglich.

Sebastian Freier ist Redakteur für Wirtschaft und Finanzen. Seine Themenschwerpunkte sind Bildung, Karriere und Arbeit

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen