08 September 2022

Robert Habeck ist der Größe der Krise nicht gewachsen (WELT+)

Robert Habeck ist der Größe der Krise nicht gewachsen (WELT+)
Lange hat der Wirtschaftsminister von Applaus und Verklärung wohlgesonnener Medien gelebt. Das fällt ihm jetzt auf die Füße. Seine Patzer legen seine Schwächen schonungslos offen. Dass er sich auch noch in Selbstmitleid ergeht, ist ein Hohn für alle, die unter der Krise besonders leiden.
Hakle, Görtz und Leysieffer sind nicht insolvent. Sie haben lediglich aufgehört zu produzieren. So könnte man Robert Habeck paraphrasieren, nachdem er in einer der oft genug grünmetallic lackierten Talkshows rhetorisch ein wenig unter die Räder kam. Wie schon im Wahlkampf, als es um die Finanzaufsicht BaFin ging, die er zweimal mit einem Finanzamt verwechselte, wirkte der überaus beliebte Wirtschaftsminister ein wenig fremdelnd in der Materie.
Das allein wäre noch nicht katastrophal (abgesehen von der Wirkung, die so eine Kinderbuchprosa hat), aber Habeck gab eine Menge von Hinweisen, dass sein intellektuelles und kommunikatives Besteck der Größe der Krise und der Dimension der Herausforderung nicht gewachsen ist.
Habeck hat sich über Jahre von den Medien feiern und verklären lassen und dem Applaus geglaubt. Die großen Hamburger Medien und die Öffentlich-Rechtlichen haben ihn verklärt, und er hat das bestenfalls kokett korrigiert. Seine Auftritte basierten auf diesem Rückenwind.
Staatshilfen sollen es richten
Expectation Management ist wichtig, das weiß jeder Manager. Jetzt fällt Habeck das wenig überraschend auf die Füße. Der zweite Irrealis ist der Glaube, dass man am Ende die ganze Mistlawine der unverantwortlichen Energiepolitik mit Staatshilfen korrigieren kann.
Einen Tag nach der standortschädlichen Entscheidung zur Nichtverlängerung der AKW-Laufzeiten werden die Folgen dem liberalen Finanzminister übertragen. Er soll den grünen Anti-AKW-Stuss (bei dem sich Habeck wohl nicht gegen Altlinke wie Trittin durchsetzen will) mit Staatsgeld retten.
Bemerkenswert an Habecks bürgerlichem Auftritt ist einmal mehr das Selbstmitleid: Er habe keine Zeit mehr, in Ruhe zu frühstücken. Das kann nur jemand artikulieren, der nicht weiß, was alleinerziehende Verkäuferinnen oder Krankenschwestern dank seiner Energiepolitik mitmachen werden. Die Grünen sind eine Partei der Beamten, der Nicht-Selbstständigen und jener Konzerne, die Staatshilfen lieben. Deshalb interessieren den Vizekanzler Bäcker und Selbstständige nicht. Aber er sieht weiter sehr gut aus.
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