27 Januar 2025

Merz & Migrationspolitik Das Ende der moralischen Anmaßung der Gernegroßen (WELT+)

"Friedrich Merz, Carsten Linnemann und Markus Söder würden in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen, wenn sie diese durchschaubare Strategie jetzt unterlaufen".
Merz & Migrationspolitik
Das Ende der moralischen Anmaßung der Gernegroßen (WELT+)
Von Ulf PoschardtHerausgeber WELT, „Politico“, „Business Insider“, 27.01.2025, 3 Min.
Die „Brandmauer“ dient dem Machterhalt eines linken, rot-grünen Milieus. Die Union sollte diese durchschaubare Strategie unterlaufen. Friedrich Merz muss quasi in Vorschau seiner künftigen Macht stehen und darf nicht wanken.
Wieder einmal ist es die Union, welche die Geschicke der Bundesrepublik zu lenken hat. Friedrich Merz und Carsten Linnemann haben in einem entscheidenden Moment des Wahlkampfs, mehr aber noch der Lage des Landes, entschieden, sich von Merkels Antipolitik abzusetzen.
Und zwar klugerweise auf zwei Ebenen: erstens auf der Metaebene, indem man die postheroische Idee der asymmetrischen Wählerdemobilisierung auf den Müllhaufen der Geschichte wirft, und zweitens ganz konkret, indem man sich endlich von einem der katastrophalen Fehler der bundesrepublikanischen Nachkriegspolitik verabschiedet: der naiven, eitlen Migrationspolitik.
Robert Habeck hat in einem seiner unzähligen Quasselauftritte von sich selbst erzählt als jemandem, der Kristallisationspunkt für etwas sein will. Das stimmt. Er hofft, dass andere um ihn herum die Wirklichkeit gestalten. Seine Idee war, ganz merkelianisch, im Schlafwagen an die Macht zu kommen – einfach, weil die Union keinen anderen Koalitionspartner hat.
Diese Idee gibt es nicht mehr. Aktuell zeigt sich, dass die Grünen ein medialer Hoax waren, eine bourgeoise Besserverdienertruppe, die lediglich in ökonomisch stabilsten Zeiten dem Land irgendetwas bieten konnte. Sie sind programmatisch, kulturell und intellektuell am Ende.
Die Union muss am Mittwoch zeigen, dass sie ernst macht. Die Brandmauer war vor allem ein Mittel, um ein linkes, rot-grünes Milieu strategisch an der Macht zu halten. Die meisten Journalisten wollten mit der Fixierung auf dieses Stück Diskursarchitektur Debatten einhegen, Denkverbote anstoßen und sich selbst einmal im Leben ganz wild als Vorfeld der Antifa verstehen.
Am Ende wurde diese eitle Selbstbezüglichkeit von der Wirklichkeit erledigt. Friedrich Merz, Carsten Linnemann und Markus Söder würden in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen, wenn sie diese durchschaubare Strategie jetzt unterlaufen. Sie sind nicht „Steigbügelhalter des Faschismus“, sondern die Antifa der Realpolitik. Die Brandmauer steht, aber als historisch gewordene Skulptur im Diskurspark: ohne jede Macht. Leicht umgehbar.
Friedrich Merz muss zum ersten Mal quasi in Vorschau seiner künftigen Macht stehen und darf nicht wanken. Er wirkt entschlossen und taktisch kühl. Deswegen macht sich bei den Profiteuren der nationalmoralischen Mobilmachung Panik breit.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bot am Sonntag in nackter Verzweiflung ein Schauspiel radikaler Parteilichkeit an. Nachrichten und Politikmagazine waren ebenso unausgewogen wie Talkshowrunden, in denen einfach drei linke Journalisten und ein SPD-Oberbürgermeister (ein vernünftiger westnürnberger OB) gegen einen schwarz-grün regierenden CDU-Ministerpräsidenten antraten. Die Heulsusen-Migrantifa wurde medial geadelt, für alle anderen Bürger, die sich ein bisschen für die gesellschaftliche Realität interessieren, war es ein Trauerspiel. Die Deutungshoheit des sogenannten Shitbürgertums geht verloren.
Wer sich erinnert, wie dieses Milieu einen hypermilden Unions-Kandidaten wie Armin Laschet wegen eines kleinen Grinsens zerlegt und zersetzt hat, kann nicht fassen, wie die Leichenfledderei eines zweijährigen Marokkaners und eines 41-jährigen Helden durch die Grünen und ihren saturierten Fanclub am Brandenburger Tor ignoriert wird.
Es ist hoffentlich bald vorbei mit der moralischen Anmaßung der Gernegroßen. Möge die Union jetzt standhaft bleiben.
28.01.2025, 19:15 Uhr:
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