16 Januar 2025

Missstände in Krankenhäusern - „Manche der ausländischen Ärzte sind ein erhebliches Sicherheitsrisiko“ (Cicero)

"Es wäre ein großer Fehler, wenn wir aus Angst vor der öffentlichen Meinung Missstände tabuisieren würden."
Missstände in Krankenhäusern
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„Manche der ausländischen Ärzte sind ein erhebliches Sicherheitsrisiko“ (Cicero)
Aufgrund des Ärztemangels werden in der Debatte Forderungen laut, ausländische Berufsabschlüsse schneller anzuerkennen. Eine Oberärztin aus Niedersachsen warnt eindringlich davor: Im Interview spricht sie über ausländische Kollegen, die für Patienten gefährlich werden können.
VON CLEMENS TRAUB am 14. Januar 2025 11 min
Die Oberärztin arbeitet als Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie in einem niedersächsischen Krankenhaus. Aus Sorge vor Angriffen gegen ihre Person sprach sie mit uns nur unter der Voraussetzung, dass wir ihre Identität nicht nennen werden. Der Name der Ärztin liegt der Redaktion vor.
Sie arbeiten als Oberärztin in einem niedersächsischen Klinikum. Sie haben sich an uns gewandt, da Sie mit uns über einen Missstand im deutschen Gesundheitssystem sprechen möchten, der bisher in der Öffentlichkeit weitgehend tabuisiert wurde. Worum handelt es sich dabei?
Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob wir in Deutschland die bisherigen Regeln sukzessive außer Kraft setzen und mehr ausländische Facharztausbildungen anerkennen sollen. Die schnellere Anerkennung von Fachkräften ist nur eine exemplarische Diskussion von vielen, die das Ziel verfolgen, ausländische Ärzte immer schneller und ohne aufwendige Überprüfungen an unseren Kliniken zuzulassen. Ich kann nur dringend davor warnen, denn ein syrischer oder afghanischer Arzt ist meiner Erfahrung nach sehr weit von den deutschen Standards entfernt. Angesichts der in den letzten Jahren immer ideologischer geführten Debatten über den Fachkräftemangel habe ich sehr große Angst vor dieser möglichen Entwicklung.
In einem Vorgespräch haben Sie mir gesagt, dass Sie über die zumeist schlecht recherchierte Berichterstattung in den Medien besorgt sind. Was ist Ihr Eindruck, haben wir es dabei mit einem journalistisch schlechten Handwerk oder mit einem bewussten Auslassen von Fakten zu tun?

Ich glaube, es ist beides. Schlechte Recherche trifft in vielen Medienberichten über den Fachkräftemangel und ausländische Ärzte auf eine vorgefertigte, ideologisch geprägte Meinung. Ich bin seit 2006 Ärztin und spüre immer stärker, wie sich in der medialen Debatte um den Fachkräftemangel ein Mainstream durchgesetzt hat, der besagt, dass die Anerkennung von Berufen immer leichter gemacht werden sollte.

Immer wieder gibt es in den Medien dieses manipulative und verzerrte Bild von ausländischen Kardiologie-Professoren, die als Müllmänner arbeiten müssen. Wissen Sie, in der Realität gibt es das einfach nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, wir müssen tatsächlich dringend etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen, aber die Lösung kann nicht darin liegen, dass wir schlecht ausgebildete Ärzte auf Patienten loslassen. Das wäre eine Kapitulation hinsichtlich unserer medizinischen Standards, die das Gesundheitssystem in Deutschland lange Zeit ausgezeichnet haben.

Sie sprachen eingangs davon, dass viele Ärzte aus Afghanistan und Syrien die medizinischen Anforderungen, die in deutschen Krankenhäusern an Ärzte gestellt werden, nicht erfüllen können. Woher wissen Sie das?

Ich betreue als Oberärztin auch ausländische Assistenzärzte, die eine Berufserlaubnis haben. Von zehn ausländischen Ärzten ist gerade einmal einer dabei, den ich auf Patienten loslassen würde. Es geht dabei nicht nur um Sprachbarrieren, sondern um eklatante Unterschiede in der medizinischen Ausbildung. Schauen Sie: Ein Lungenkrebs-Patient und auch ein Patient mit einem Herzinfarkt erhalten unabhängig vom Krankenversicherungs-Status die gleiche leitliniengerechte Behandlung. Meine Erfahrung: Diese Standards sind der überwiegenden Anzahl der ausländischen Kollegen gar nicht bekannt.

Können Sie uns konkrete Beispiele aus der klinischen Praxis nennen?

In der vergangenen Woche arbeitete ich auf der internistischen Intensivstation mit einem Kollegen zusammen, der ein Elektrophysiologe aus Belarus ist. Er hatte sichtbar Mühe damit, einen EKG zu interpretieren. Als er dann ein Herzultraschall durchführte, hatte ich den Eindruck, das war wie eine Mondlandung für ihn. In unserem medizinischen Alltag ist das allerdings bei jeder Aufnahme absoluter Standard.

Leider muss ich auch von extremeren Beispielen berichten: Im Zusammenhang mit einem arabischen Kollegen ist seitens der Staatsanwaltschaft bereits ein Leichnam beschlagnahmt worden. Der Kollege hat eine Margensonde in die Lunge und einen zentralvenösen Katheter am Hals in die Arterie gelegt. Der Patient ist gestorben. Sicherlich weiß ich nicht final, woran der Patient verstarb, aber verstehen Sie, manche dieser Ärzte sind ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Das ist nicht nur ein Risiko für die Patienten, sondern führt auch uns Oberärzte über die Grenzen der Arbeitsbelastung hinaus.

Was meinen Sie damit?

Wenn wir einen jungen, kritisch kranken Patienten auf einer Intensivstation haben, bleiben wir meist bei schlecht ausgebildeten, ausländischen Arztkollegen auf der Station, um die Gesundheit des Patienten gewährleisten zu können. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders. Das Problem: Ich muss am nächsten Tag wieder arbeiten und halte diesen Zustand auch nicht mehr lange durch. Das ist leider inzwischen keine Ausnahme mehr, sondern es ist regelmäßig so, dass ich bei einem Hintergrunddienst bleibe, um den Patienten vor dem Arzt zu schützen.

Haben Sie ein Beispiel?

Bei einem jungen Patienten mit Mitte 20 stand es Spitz auf Knopf. Er war in einem lebensbedrohlichen Zustand. Anfang Januar hatte ein junger arabischer Arzt Dienst und war für ihn zuständig. Doch dieser ist nicht in der Lage, intravenöse Zugänge zu legen. Es war jener arabische Arzt, von dem ich Ihnen bereits erzählte. Also bat ich die Pfleger, dass sie sich und nicht etwa der Arzt um den jungen Patienten kümmern sollten. Ich habe diesem Kollegen als Oberärztin ausdrücklich verboten, diesen Patienten anzufassen. So etwas hätte ich mir vor einigen Jahren noch nicht vorstellen können.

Das ist ein sehr düsteres Bild. Erleben Sie in Ihrem klinischen Alltag bei Ihren Arztkollegen auch Unterschiede zwischen den Nationalitäten?

Klar, das ist eine sehr pauschale Antwort, aber wir erleben in unseren Erfahrungen deutliche Muster. Mit südeuropäischen Ärzten beispielsweise haben wir immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Die italienischen Ärzte, die nach Deutschland kommen, sind meistens brillant ausgebildet. Sie werden in Italien sehr schlecht bezahlt und migrieren deswegen oftmals nach Deutschland oder in andere nordeuropäische Länder. Auch mit marokkanischen Ärztekollegen habe ich während meiner Laufbahn immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie sind gegenüber Patienten nicht nur sehr empathisch, sondern haben auch eine hervorragende medizinische Ausbildung. Schlechte Erfahrungen haben wir hingegen mit Ärzten aus Afghanistan und Syrien gemacht. Zusammenfassend muss ich leider sagen: Je muslimischer die Kollegen durch ihre Sozialisation geprägt wurden, desto schwieriger ist auch der Umgang im Krankenhausalltag mit ihnen.

Inwiefern?

Viele muslimische Kollegen haben große Schwierigkeiten damit, Kritik anzunehmen. Da sie ein sehr stark ausgeprägtes Ehrgefühl haben, fühlen sie sich dann unmittelbar angegriffen. Als ich einem Arztkollegen sachlich erklären wollte, wie man einen Leichenschein ausstellt, schrie er mich an und warf mir Rassismus vor. Er sagte außerdem, dass er sich mit solchen einfachen Aufgaben nicht abgeben möchte. Wie soll ich mit einem Kollegen gewinnbringend arbeiten, wenn er nicht mit Kritik umgehen kann und sich in seiner Ehre gekränkt fühlt? Immer wieder neues zu lernen, ist in unserem Beruf unverzichtbar.

Ein weiteres großes Problem ist das Geschlechterbild, das viele meiner muslimischen Arztkollegen haben. Es ist grauenhaft, wie respektlos sie teilweise mit Pflegerinnen umgehen. Selbst mir als erfahrene Oberärztin treten sie manchmal mit einer Arroganz und Überheblichkeit gegenüber, die ich aus meiner Erfahrung in Krankenhäusern bis dato noch nicht kannte. Wir haben junge Assistenzärztinnen im Team, die mir ganz offen ins Gesicht sagen, dass sie am Wochenende mit arabischen Kollegen keinen gemeinsamen Dienst machen möchten. Sie fühlen sich belästigt und haben Angst. Als Frau muss ich sagen: Ich kann meine jungen Kolleginnen sehr gut verstehen.

Was berichten männliche Kollegen?

Mein Mann ist Chefarzt und arbeitete in Hessen. Dort prüfte er auch ausländische Ärzte, die sich ihre Ausbildung in Deutschland anerkennen lassen möchten. Wie bei einem Staatsexamen gibt es bei Anerkenntnisprüfungen Schauspieler, die sich als Patienten ausgeben. Einer dieser Patienten hatte ein rot angemaltes Gesicht, ein klassisches Symptom für eine Gürtelrose. Das ist eine sehr leicht zu erkennende Erkrankung. Einer der ausländischen Ärzte diagnostizierte, dass es sich um einen Tumor handeln würde, der aus dem Kopf wachse und dringend operativ entfernt werden müsste. Der Mann hatte bereits eine Berufserlaubnis und arbeitete als Neurochirurg in Hessen. Mein Mann hatte keine andere Chance, als ihn durchfallen zu lassen. Vor der Tür warteten viele seiner Familienangehörigen und Freunde. Als sie davon Wind bekamen, dass er die Prüfung nicht bestanden hatte, musste mein Mann mit Security aus dem Gebäude begleitet werden. So etwas hat mein Mann in all den Jahren zuvor noch nie erlebt.

Erklären Sie doch einmal für medizinische Laien, wie die Anerkennung ausländischer Ärzte bisher in Deutschland geregelt ist.

Ausländische Ärzte müssen in Deutschland zur Anerkennung ihrer Ausbildung erst einmal ihre Unterlagen einreichen. Die Unterlagen werden umgehend geprüft und die Kollegen müssen vor der Ärztekammer eine Fachsprachenprüfung absolvieren. Es wird getestet, ob sie sich mit Kollegen und Patienten im medizin-fachlichen Zusammenhang verständigen können. In dieser Fachsprachenprüfung fallen viele durch.

Wenn Sie diese bestanden haben, sind die Kollegen zwar nicht voll approbiert, aber sie können für eine begrenzte Zeit mit einer Berufserlaubnis unter der Aufsicht eines Arztes arbeiten. Sie erlangen damit einen Aufenthaltstitel und erhalten in den allermeisten Krankenhäusern ein vollständiges Arztgehalt nach Tarif. Übrigens: In den allermeisten Medienberichten wird diese Tatsache allerdings vollkommen ausgelassen oder verschwiegen.

Wie geht es für Ihre Kollegen weiter, wenn die Berufserlaubnis abgelaufen ist?

Nach der zeitlich begrenzten Berufserlaubnis müssen die Kollegen eine Anerkenntnisprüfung machen. Diese Anerkenntnisprüfung vor der Ärztekammer ist äquivalent zum deutschen Staatsexamen. Hier ist die Durchfallquote enorm hoch. Falls die Kollegen diese Prüfung dreimal nicht bestanden haben, darf sie nicht mehr wiederholt werden. Ich finde, es ist sehr sinnvoll, eine derartige Gleichwertigkeitsprüfung machen zu lassen, und bin absolut überzeugt davon, dass wir daran trotz des Fachkräftemangels nicht rütteln dürfen. Wenn diese Hürden eines Tages gekippt werden sollten, wird das große Folgen für unser Gesundheitssystem haben. Denn falls die Anerkenntnisprüfung bestanden wurde, dürfen die ausländischen Ärzte lebenslang als approbierte Ärzte in Deutschland und ganz Europa Patienten behandeln.

Sie plädieren dafür, dass wir es trotz des Fachkräftemangels tunlichst vermeiden sollten, Anforderungen an ausländische Ärzte herunterzufahren. Wie kann der Fachkräftemangel in den deutschen Krankenhäusern denn gelöst werden?

Wir haben in Deutschland zu wenige Studienplätze und die wenigen, die es gibt, sind mit zu hohen NCs belegt. Viele ausgebildeten Ärzte wandern in die Schweiz oder nach Skandinavien aus, da die Rahmenbedingungen in den dortigen Kliniken deutlich besser sind als bei uns. Ich kenne auch Ärzte, die Gutachten fertigen oder in die freie Wirtschaft gehen. Ein weiteres Problem: Über 70 Prozent unserer Hochschulabsolventen sind weiblich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in deutschen Krankenhäusern nicht gegeben. Ich kann nur als Oberärztin arbeiten, da mein Mann über ein sehr gutes Nettogehalt verfügt und wir uns eine Kinderfrau leisten können. Die Krankenhäuser haben es komplett verpasst, kreative und neue Modelle für Frauen anzubieten, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.

Ein Vorwurf könnte nun lauten, dass Sie möglicherweise ein Ressentiment gegenüber ausländischen Ärzten haben und Sie diese daher kritischer beurteilen als Ihre deutschen Kollegen. Was würden Sie diesem Vorwurf entgegnen?

Wenn ich in meiner Analyse lediglich von Einzelfällen ausgehen würde, müsste ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass meine Wahrnehmung nicht repräsentativ ist. Allerdings bin ich im Austausch mit vielen Ärztekollegen, die in anderen Kliniken und auch in anderen Städten arbeiten. Wir alle teilen den Eindruck, dass sich gerade durch die Vielzahl schlecht ausgebildeter, ausländischer Ärzte etwas in unseren Krankenhäusern dramatisch verändert. All diese Kollegen sind hochgradig frustriert und können stundenlang über ihre Erfahrungen mit ausländischen Ärzten berichten, die den Anforderungen dieses anspruchsvollen Berufes nicht ansatzweise gerecht werden.

Zum konkreten Vorwurf: Ressentiments dürfen in Kliniken keinen Platz haben. Wissen Sie, uns ist es völlig gleichgültig, welche Nationalität ein Kollege hat, aber als verantwortungsvolle Ärzte möchten wir die beste medizinische Versorgung für unsere Patienten. Allerdings wäre es ein großer Fehler, wenn wir aus Angst vor der öffentlichen Meinung Missstände tabuisieren würden.

Das Gespräch führte Clemens Traub.

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