Dies ist die erste „Lichtblicke“-Kolumne im neuen Jahr, also ein guter Moment zurückzublicken auf positive Entwicklungen im vergangenen Jahr. Einige schafften es nicht zur großen Schlagzeile in den Medien, was unter anderem an der Negativ-Verzerrung liegt, die zur Auslese schlechter Nachrichten führt. So dürfte kaum jemand von den Fortschritten gehört haben.
Um auch die Ernährung von Kindern zu verbessern, haben sich Regierungen und Organisationen zusammengeschlossen, um fast eine halbe Milliarde Kinder in der Schule mit Essen zu versorgen, das sind fast 200 Millionen Kinder mehr als im Vorjahr. 104 Länder haben sich mittlerweile der Koalition zur Förderung von Schulmahlzeiten angeschlossen.
Zum Wohl der Kinder
Gleichzeitig geht die wohl größte Erfolgsgeschichte der Menschheit
weiter: die Reduzierung der Kindersterblichkeit. Von 1990 bis 2022 sank
die Zahl der jährlich sterbenden Kleinkinder in Südasien von fünf
Millionen auf 1,3 Millionen, meldet
Unicef. Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Region ein Kind in seinen
ersten fünf Jahren stirbt, ist damit seit dem Jahr 2000 um 62 Prozent
gesunken.
Ökologen melden, dass sich unter anderem folgende Tierarten erholt haben: Roter Specht, Iberischer Luchs, Asiatischer Löwe, Saimaa Ringelrobbe, Südlicher Blauflossenthunfisch, Großer Panda, Australisches Salzwasserkrokodil, Siamesisches Krokodil, Orangebauchsittich, Arapaima-Fisch, einige Miesmuschel-Arten, Asiatische Antilope, Gelbfußfrosch, Jangtse-Schweinswal.
Zahlreiche weitere Wal-Arten konnten sich erholen, melden
Naturforscher, die unter anderem die nachhaltige Vermehrung von
Finnwalen, Narwalen und Blauwalen feststellen. Auch der antarktische Blauwal
scheint sich wieder auszubreiten, er wurde in Meeresregionen gesichtet,
in denen er seit Jahrzehnten nicht angetroffen worden war.
Zudem ging die Überfischung ging zurück. Bestände im Mittelmeer haben sich erholt, und die Zahl der Fische auf der Überfischungsliste der USA erreichte ein Allzeittief, was wesentlich daran liegt, dass die Menschheit zunehmend von Wildfisch auf Zuchtfisch umsteigt.
Auch Aufforstungsprogramme zeigen Erfolge. Die Demokratische Republik Kongo erreichte vergangenes Jahr mit fast 895 Millionen gepflanzten Bäumen 90 Prozent ihres Ziels, eine Milliarde Bäumen zu pflanzen. In Kenia mobilisierte eine Baumpflanz-App die Einwohner, um 241 Millionen Bäume zu pflanzen.
Die spektakulärsten Verbesserungen kommen aus der Medizin: Für das Wissenschaftsmagazin „Science“ war es der „Durchbruch des Jahres“, als Wissenschaftler meldeten, dass der als Prophylaxe halbjährlich gespritzte Wirkstoff Lenacapavir in einer Studie neue HIV-Infektionen verhindern konnte. Die Herstellerfirma Gilead kündigte an, das Medikament in armen Ländern zu einem vergünstigten Preis verkaufen zu wollen.
Die
Zahl der weltweiten Tuberkulose-Todesfälle erreichte 2024 dank
verbesserter Therapien den niedrigsten jemals verzeichneten Stand, meldete
die WHO. In Afrika gingen die Todesfälle um 42 Prozent zurück.
Kambodscha schätzt, dass es durch Tuberkulose-Therapien bereits 400.000
Menschenleben in diesem Jahrhundert gerettet hat.
In bestimmten Gebieten ist die Malaria auf dem Rückzug. Die WHO zertifiziert
Ägypten vergangenes Jahr als malariafrei. Auch die Philippinen,
Bangladesch, Laos und Ghana meldeten, die von Mücken übertragene und von
Parasiten verursachte Krankheit erheblich zurückgedrängt zu haben.
Die Versorgung von Kranken macht ebenfalls Fortschritte. Die Regierung von Indien, des bevölkerungsreichsten Landes der Welt, verkündete im September 2024, die nationale Krankenversicherung ausweiten zu wollen, sodass alte Menschen besser profitieren könnten.
Und Mediziner arbeiten an der nächsten Sensation. Ein Forscherteam gab bekannt, dass es eine Behandlung von Hepatitis B entwickelt hat; an der Krankheit leiden weltweit mehr als 250 Millionen Menschen – sie können sich nun Hoffnung auf Heilung machen.
WELT-Chefreporter
Axel Bojanowski berichtet seit 1997 als Wissenschaftsjournalist vor
allem über Klimaforschung, Geowissenschaften und Klimapolitik. In seinem
neuen Buch „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ erzählt der Geologe vom Klimawandel zwischen Lobbyinteressen und Wissenschaft.
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