Geheult wie die Schlosshunde (Cicero)
Das Ende der nuklearen Stromerzeugung in Deutschland ist nicht nur für Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und CO2-Bilanz der Energieversorgung schädlich, es wird damit auch eine Spitzentechnologie beerdigt, in der die Bundesrepublik einst zur Weltspitze zählte und die in anderen Industrieländern wie USA, Kanada und Frankreich für Goldgräberstimmung sorgt. Die Elektrifizierung von Mobilität und Industrie, der gigantische Bedarf an Rechenzentren für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz lassen das Interesse an Kernenergie weltweit wachsen.
Deutschland geht einen Einzelweg
Deutschland steht mit seiner auf Konsum- und Wachstumsverzicht aufbauenden Idee des „Energiesparens“ ziemlich alleine da – und verzichtet auf enorme Exportchancen. Die von den Grünen verteufelte, dann aber in einem verhängnisvollen Gemeinschaftswerk von SPD, Union und FDP zerstörte Kernkraftbranche hätte bestens ausgebildeten Ingenieuren eine lukrative Zukunft geboten – und der Welt wirklich geholfen, „klimaneutral“ zu werden. Stattdessen sind diese Menschen nun mit dem „Rückbau“ beschäftigt, wie der rein politisch begründete Abriss voll funktionstüchtiger Meisterstücke deutscher Ingenieurskunst genannt wird.
Ob er Wehmut empfinde, fragte Lisa Badum den
Kernkraftmanager Guido Knott. Vermutlich wollte sie ihn aufs
gefühlsduselige Glatteis locken, damit das, was er über seine
erfolglosen Weiterbetriebsangebote an das Bundeswirtschaftsministerium
berichtete, in einem für Robert Habeck milderen Licht erscheint. „Frau
Badum, ganz ehrlich und Hand aufs Herz: Ich hatte damit abgeschlossen,
wirklich, und unsere Mannschaft in ganz überwiegender Anzahl auch“,
antwortete Knott.
Ende 2015 wechselte Knott aus dem Mutterkonzern Eon zur Kernkrafttochter, die 2016 in Preussenelektra umbenannt wurde. Bei Eon war er ab 2010 Kommunikations- und Politikchef. Als solcher hatte er die zunächst von Angela Merkel durchgesetzte Laufzeitverlängerung mitverhandelt und dann miterlebt, wie sie sich nach dem Reaktorunglück in Fukushima von der öffentlichen Stimmung und Markus Söder – der war damals Umweltminister in Bayern – zum überstürzten Ausstieg treiben ließ.
Ideologisches Handeln auf Kosten der Energie-Sicherheit
„Ich war dabei, als in der Silvesternacht 2021 die Anlage in Brokdorf abgefahren wurde“, setzte er im Untersuchungsausschuss seine Antwort auf die Wehmutsfrage fort. „Sie müssen sich das vorstellen: Sie sind auf der Schicht, die letzte Schicht, und da sind ausgewachsene und lebenserfahrene Kerle, und die weinen wie die Schlosshunde. Wie Leid eben aussieht, wenn man wirklich etwas machen muss, was man nicht will, das habe ich miterlebt.“ Er habe alles getan, „als Motivationstrainer der Mannschaft zu sagen: Das Leben geht weiter, auch der Rückbau ist eine geile Aufgabe.“
Im Februar 2022, als durch Putins Angriff auf die Ukraine das mit russischem Gas aufgepumpte Luftschloss der „Energiewende“ platzte, machte Knott schnell klar, dass eine Laufzeitverlängerung für Isar 2 möglich und sicherheitstechnisch voll und ganz verantwortbar gewesen wäre. Nur wollte das in der Bundesregierung niemand hören. Stattdessen erzählte Robert Habeck den Deutschen, ein Weiterbetrieb ihrer letzten drei Kernkraftwerke sei „nur unter höchsten Sicherheitsbedenken“ möglich. Dass das ein Märchen war, haben selbst die Beamten der Atomaufsicht aus dem von Steffi Lemke geführten Umweltministerium im Ausschuss bestätigt.
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