13 Januar 2025

Ende der Kernenergie: Guido Knott im Porträt - Geheult wie die Schlosshunde (Cicero)

Guido Knott im Porträt
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Geheult wie die Schlosshunde (Cicero)
Mit dem Ende der Kernenergie wurde eine Spitzentechnologie beerdigt, in der die Bundesrepublik einst zur Weltspitze zählte. Kernkraftmanager Guido Knott machte im Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg klar, welches Zerstörungswerk Ahnungsloser hier vollendet wurde.
VON DANIEL GRÄBER am 13. Januar 2025 4 min
Da musste selbst eine Abgeordnete der Grünen staunen. Als Guido Knott, Chef des Kernkraftbetreibers Preussenelektra, Ende November als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss aussagte, dankte ihm Lisa Badum. „Es ist wirklich eine Sternstunde für mich in meiner parlamentarischen Tätigkeit, einen Einblick zu bekommen in die Branche, muss ich sagen. Deswegen: Toll, dass Sie heute da sind.“
Die fränkische Bundestagsabgeordnete meinte das wahrscheinlich sogar ernst. Denn was Knott vorher erzählt hatte, dass sein bayerisches Kraftwerk Isar 2 zu den drei besten der Welt zählte und von seinen Mitarbeitern bis zuletzt in einem Topzustand gehalten wurde, war für die Grüne wohl überraschend. Einblick in diese Branche haben Mitglieder der Anti-Atom-Partei in aller Regel nämlich nicht. Daher fiel es ihnen umso leichter, sie zu zerstören.
Ein Zerstörungswerk Ahnungsloser
Der deutsche Atomausstieg – von Rot-­Grün 2002 beschlossen, von Schwarz-­Gelb 2011 bekräftigt und von der gescheiterten Ampelkoalition vollendet – war genau das: ein Zerstörungswerk Ahnungsloser. Knotts Auftritt vor dem Bundestagsausschuss zur Energiekrise 2022, den CDU und CSU nach Cicero-Enthüllungen von Tricks über Täuschungen der Grünen-Ministerien für Wirtschaft und Umwelt durchgesetzt hatten, machte dies erschreckend deutlich.

Das Ende der nuklearen Stromerzeugung in Deutschland ist nicht nur für Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und CO2-Bilanz der Energieversorgung schädlich, es wird damit auch eine Spitzentechnologie beerdigt, in der die Bundesrepublik einst zur Weltspitze zählte und die in anderen Industrieländern wie USA, Kanada und Frankreich für Goldgräberstimmung sorgt. Die Elektrifizierung von Mobilität und Industrie, der gigantische Bedarf an Rechenzentren für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz lassen das Interesse an Kernenergie weltweit wachsen.

Deutschland geht einen Einzelweg

Deutschland steht mit seiner auf Konsum- und Wachstumsverzicht aufbauenden Idee des „Energiesparens“ ziemlich alleine da – und verzichtet auf enorme Exportchancen. Die von den Grünen verteufelte, dann aber in einem verhängnisvollen Gemeinschaftswerk von SPD, Union und FDP zerstörte Kernkraftbranche hätte bestens ausgebildeten Ingenieuren eine lukrative Zukunft geboten – und der Welt wirklich geholfen, „klimaneutral“ zu werden. Stattdessen sind diese Menschen nun mit dem „Rückbau“ beschäftigt, wie der rein politisch begründete Abriss voll funktionstüchtiger Meisterstücke deutscher Ingenieurs­kunst genannt wird.

Ob er Wehmut empfinde, fragte Lisa Badum den Kernkraftmanager Guido Knott. Vermutlich wollte sie ihn aufs gefühlsduselige Glatteis locken, damit das, was er über seine erfolglosen Weiterbetriebsangebote an das Bundeswirtschaftsministerium berichtete, in einem für Robert Habeck milderen Licht erscheint. „Frau Badum, ganz ehrlich und Hand aufs Herz: Ich hatte damit abgeschlossen, wirklich, und unsere Mannschaft in ganz überwiegender Anzahl auch“, antwortete Knott.

Ende 2015 wechselte Knott aus dem Mutterkonzern Eon zur Kernkrafttochter, die 2016 in Preussenelektra umbenannt wurde. Bei Eon war er ab 2010 Kommunikations- und Politikchef. Als solcher hatte er die zunächst von Angela Merkel durchgesetzte Laufzeitverlängerung mitverhandelt und dann miterlebt, wie sie sich nach dem Reaktorunglück in Fukushima von der öffentlichen Stimmung und Markus Söder – der war damals Umweltminister in Bayern – zum überstürzten Ausstieg treiben ließ.

Ideologisches Handeln auf Kosten der Energie-Sicherheit

„Ich war dabei, als in der Silvesternacht 2021 die Anlage in Brokdorf abgefahren wurde“, setzte er im Untersuchungsausschuss seine Antwort auf die Wehmutsfrage fort. „Sie müssen sich das vorstellen: Sie sind auf der Schicht, die letzte Schicht, und da sind ausgewachsene und lebenserfahrene Kerle, und die weinen wie die Schlosshunde. Wie Leid eben aussieht, wenn man wirklich etwas machen muss, was man nicht will, das habe ich miterlebt.“ Er habe alles getan, „als Motivationstrainer der Mannschaft zu sagen: Das Leben geht weiter, auch der Rückbau ist eine geile Aufgabe.“

Im Februar 2022, als durch Putins Angriff auf die Ukraine das mit russischem Gas aufgepumpte Luftschloss der „Energiewende“ platzte, machte Knott schnell klar, dass eine Laufzeitverlängerung für Isar 2 möglich und sicherheits­technisch voll und ganz verantwortbar gewesen wäre. Nur wollte das in der Bundesregierung niemand hören. Stattdessen erzählte Robert Habeck den Deutschen, ein Weiterbetrieb ihrer letzten drei Kernkraftwerke sei „nur unter höchsten Sicherheitsbedenken“ möglich. Dass das ein Märchen war, haben selbst die Beamten der Atomaufsicht aus dem von Steffi Lemke geführten Umweltministerium im Ausschuss bestätigt.

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