Mit dem „ÖRR-Blog“ ist Jonas Müller längst auf allen großen Social-Media-Plattformen aktiv: auf X, Facebook, Instagram, Tiktok und Youtube. Was treibt den Mann an, der täglich bis zu 20 Beiträge absetzt und der sich in seiner Freizeit offensichtlich lieber mit den vielen Ungereimtheiten der deutschen Medienlandschaft auseinandersetzt, als dass er, wie andere Studenten in seinem Alter, auf Partys rumhängt oder Videospiele zockt?
„Jeder muss für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zahlen“, klagt Jonas Müller mit einer leicht fränkischen Färbung in der Stimme. Damit habe der Laden einen großen Auftrag: „Die Inhalte müssen richtig und sinnvoll sein. Aber das ist beim ÖRR, der sich gerne als Demokratieretter darstellt, oft nicht der Fall. Uns ist aufgefallen, dass die Dinge verdreht werden, dass Einseitigkeit und Intransparenz bestehen, und dass Gebühren verschwendet werden.“
„Wer den ÖRR nicht konsumiert, sollte ihn auch nicht zahlen müssen“
Harsche
Kritik. Doch woran macht Jonas Müller diese fest? Da sei etwa der Fall
von Oberstleutnant Marcel Bohnert, erzählt er. Dem hat das Magazin
Panorama einst fälschlicherweise Rechtsextremismus vorgeworfen. Da sei
Patricia Schlesinger, die sich als RBB-Intendantin überflüssigen Luxus
gegönnt hatte. Und da sei der WDR-Sessel für 4000 Euro. Um nur einige
Beispiele zu nennen. Müllers Forderung daher: Die Strukturen müssen
verschlankt werden, es braucht mehr Transparenz, um der
„Gebührenverschwendung“ Einhalt zu gebieten. Der Rundfunkbeitrag müsse
gesenkt werden, und das ganze System müsse vom „zwangsfinanzierten Modell“ weg. „Unsere Auffassung ist: Wer den ÖRR nicht konsumiert, sollte ihn auch nicht zahlen müssen.“
Doch Müller belässt es nicht bei bloßen Einsprüchen. Als Lokalpolitiker, der in seiner bayerischen Gemeinde Mitglied der CSU ist, mag er es lieber konstruktiv: Ginge es nach ihm, so sollte der Beitrag für den ÖRR auf drei Euro reduziert werden. Zudem sollte Deutschland in vier Sektoren unterteilt werden mit je einer Rundfunkanstalt. Und Unterhaltungsprogramme sollten vom gebührenfinanzierten Programm ausgelagert werden in ein zusätzlich buchbares Abo-Paket. „Alles, was private Medien produzieren können, muss nicht durch Zwangsbeiträge finanziert werden.“
Für dieses Ziel
bloggt und schreibt Jonas Müller unentwegt. Mit seiner großen Reichweite
zieht sein Account Aufmerksamkeit auf sich – und damit immer wieder
auch Kritik: „Auch wir machen Fehler, wir machen das hobbymäßig und da
ist es logisch, dass wir nicht immer den kompletten Zusammenhang
erfassen können.“ So meldeten sich etwa gelegentlich sogar die
Kritisierten selbst zu Wort: mal mit Einsicht, mal mit Wut. Das
medienkritische Magazin Zapp etwa hat dem „ÖRR-Blog“ schon zweimal recht
gegeben. Und der WDR wiederum scheint den Finger in seiner eigenen
Wunde nicht zu ertragen: Er setzte den Blog auf eine öffentliche Liste
mit Kritikern. Jonas zuckt die Schultern und lächelt: „Das ist auch ein
Umgang mit Kritik.“
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