So beherrschen die Sozialdemokraten die Medien (NIUS)
Aber Tobias Bönte vom Bayerischen Rundfunk (BR) schafft es: „Ja, er war kämpferisch und man hatte den Eindruck, er hat sich heute wirklich rundum wohlgefühlt auf dem Parteitag seiner Partei“, sagt der Mann vom Bayerischen Rundfunk, als er in der Tagesschau zugeschaltet wird. Offenbar meint es Tobias Bönte gut mit den Sozialdemokraten – was daran liegen könnte, dass er selbst einer von ihnen ist. Er sitzt für die SPD im Gemeinderat Anzing, ist dort zweiter Vorsitzender. Kommentiert also den Parteitag seiner eigenen Partei, da ist das so eine Sache mit der gebotenen journalistischen Distanz und der unvoreingenommenen Einschätzung.
Die um ihre Einschätzung gebetene Kristina Dunz –
Dauergast in den öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows der Republik,
von „Markus Lanz“ über „Maischberger“ und „Maybrit Illner“ bis zu „hart
aber fair“ – ist seit Januar 2021 stellvertretende Leiterin der
Hauptstadtredaktion des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), welches
die Deutschland-Zentralredaktion des Zeitungs- und Medienkonzerns
Madsack ist. Die Madsack Mediengruppe wiederum, der z.B. die Sächsische Zeitung gehört, ist Teil des „roten Imperiums“, wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ)
schon vor Jahrzehnten das Medienvermögen der SPD nannte. Dieses ist in
der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) gebündelt, einem zu
100 Prozent der Partei gehörenden Unternehmenskonzern.
Dieser hält zahlreiche Beteiligungen, nicht nur an Madsack (dort sind es 23,1 Prozent), ihm gehören beispielsweise 100 Prozent an der Neuen Westfälischen und 30 Prozent an der Neuen Presse Coburg, auch Radiosender gehören dazu. Der Verlagsgesellschaft Madsack gehören rund 155 Unternehmen, davon rund 20 regionale Tageszeitungen und deren reichweitenstarke Digitalangebote.
Während die Sozialdemokraten über dem Einfluss von Elon Musks Social-Media-Plattform X (Twitter) jammern und Regulierung, wenn nicht gar Enteignung fordern, versorgt das RND nach eigenen Angaben tagtäglich mehr als 60 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von mehr als 2,3 Millionen Exemplaren und einer Gesamtleserzahl von rund 6,8 Millionen Menschen mit im Sinne der SPD interpretierter Wirklichkeit, also ideologischem Einheitsbrei, der mit journalistischer Vielfalt nichts zu tun hat.
Die Medien haben sich einmal als „vierte Gewalt“
bezeichnet, die nach ihrem Selbstverständnis das Handeln der Mächtigen
kritisch begleitet. Davon kann schon lange keine Rede mehr sein. Immer
wieder werden öffentlich-rechtliche Sender dabei ertappt, dass
„Experten“ oder vermeintlich zufällig befragte Bürger zu Wort kommen,
die sich nach kurzer Recherche als Mitglieder oder gar Mandatsträger von
Parteien wie den Grünen, der SPD oder der Linken sind. Rundfunk und
Zeitungen, deren Aufgabe doch eigentlich in der unabhängigen Information
und Kontrolle über Staat, Politik und Parteien bestehen sollte, haben
sich zu Wachhunden der Politik gemacht, die Kritiker vom Hof bellen oder
mit tendenziösen „Faktenchecks“ zu diskreditieren versuchen.
Der mehr oder weniger direkte Einfluss einer politischen Partei wie der SPD auf die Berichterstattung unter anderem Dutzender einflussreicher Tageszeitungen mit großer Reichweite – selbst im blauen Sachsen ist die SPD Miteigentümer von drei der sechs Tageszeitungen – entgeht dem aufmerksamen Leser wegen des offensichtlichen Linksdralls des Contents zwar nicht, ist aber den meisten eher nicht bekannt. Vor vielen Jahren sagte Inge Wettig-Danielmeier, langjährige SPD-Schatzmeisterin, über den Einfluss der Partei auf die entsprechenden Blätter freimütig: „Wir haben Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre entschieden, dass wir uns im Wesentlichen mit Minderheitsbeteiligungen beteiligen.“ Und: „Auch dort, wo wir nur 30 oder 40 Prozent haben, kann in der Regel nichts ohne uns passieren.“ Tatsache ist: Niemand muss sich die Lektüre des öden „Vorwärts“ (1876 als „Central-Organ der Sozialdemokratie Deutschlands“ gegründete, alle zwei Monate erscheinende Parteizeitung), zumuten, um mit sozialdemokratischen Inhalten konfrontiert zu werden.
Auch die sagenhafte Funke Mediengruppe, hervorgegangen aus der mit der NRW-SPD verfilzten WAZ-Gruppe,
betreibt seit etlichen Jahren in Berlin eine Zentralredaktion, die
sämtliche Medien des Unternehmens „mit Inhalten versorgt“. Die Funke Mediengruppe besitzt in Deutschland 13 Tageszeitungen, u.a. Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt, Braunschweiger Zeitung, Westfälische Rundschau, Neue Ruhrzeitung und Westfälische Allgemeine Zeitung. Dazu diverse kostenlose Anzeigenblätter mit einer Auflage von ca. 9 Mio. Exemplaren pro Woche. Kein Wunder,
dass es in den Nachrichten oft heißt, der Politiker X oder Y habe dies
oder jenes „den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt“. Auf Anhieb
vermag kaum jemand zu sagen, um welche Zeitungen es sich handelt, aber
es ist die Reichweite der vielen Lokalblätter, die den Politiker
trotzdem gesprächig macht.
Und im Fernsehen kommentiert eben ein sozialdemokratischer Medienmann einen sozialdemokratischen Parteitag, eine Doppelrolle, die der Verpflichtung zu neutraler Berichterstattung eindeutig widerspricht. Es wird Zeit, über die verhängnisvolle Verbindung zwischen Politik und Medien zu sprechen, zumal letztere davon abhängig sind, dass der Staat die Zwangsgebühren für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk eintreibt und sogar vermeintlich unabhängige Redaktionen mit Millionenbeträgen verdeckt – etwa über Anzeigen – finanziert.
Auf Anfrage von NIUS teilte die Pressestelle des für die Tagesschau zuständigen Norddeutschen Rundfunks (NDR) mit, die Schalte zu Tobias Bönte sei kurzfristig erfolgt. Man habe den Fall „intern aufgearbeitet“, der Kollege werde „zu entsprechenden Themen zukünftig nicht mehr eingesetzt“. Immerhin. Die Frage ist nur, ob man den Fall zum Anlass nimmt, die Nähe zu den linken Parteien im Lande grundsätzlich infrage zu stellen oder ob man immer nur dann – und nur für kurze Zeit – aus solchen Vorfällen Konsequenzen zieht, weil die freien Medien oder Nutzer in den Social Media sie publik gemacht haben. Man wünscht jedenfalls gute Besserung!
Anmerkung der Redaktion:
In der ursprünglichen Version des Artikels stand irrtümlicherweise, dass der DDVG 40 Prozent an der Sächsischen Zeitung gehörten. Richtig ist vielmehr, dass die Sächsische Zeitung inzwischen zu 100 Prozent der Madsack-Mediengruppe gehört.
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