Eine Entschiedenheit in der Umsetzung des Wählerwillens, von der wir nur träumen können (NZZ)
Von Ulf Poschardt
Trump
verlegte das Zentrum der Macht in eine Sporthalle, wo seine Fans dem
Unterzeichnen von Dekreten zujubeln konnten. „Das Volk“, so Thomas
Jefferson 1816, „ist die einzige rechtmäßige Quelle aller Macht“. Trump
versteht das und bringt die US-Politik zurück an die Quellen der
amerikanischen Revolution und Postrevolutions-Politik. Man mag das populistisch finden oder im besten Sinne republikanisch,
wenn Trump mit geradezu euphorischer Entschiedenheit bereits die ersten
Sekunden seiner Amtszeit nutzt, um umzusetzen, was er versprochen hat.
Diejenigen, die ihn als notorischen Lügner bezeichnen und als eine eher
windige Figur, stehen blamiert da, weil Trump ziemlich genau das
umsetzt, was er seinen Wählern versprochen hat. Ohne allzu viel
Verwässerung durch das, was er in Washington den Deep State nennt. Es
ist ein fast romantisch pures Verständnis von Politik, die erst einmal
beim Wählerwillen ansetzt. „Eine Regierung des Volkes, durch das Volk
und für das Volk“, wie das Abraham Lincoln einst formulierte.
Die
Wähler von Trump wollten eine drastische Abkehr von Joe Bidens Politik.
Deshalb gehörten die 78 Dekrete von Joe Biden, die Trump aufhob, ins
Zentrum dieser Machtübernahme. Viele der Dekrete bedeuten nach Jahren
demokratischer Woke-Verirrung schlicht und ergreifend eine Rückkehr zum
Common Sense. Das Publikum kreischte, und am Ende warf Trump die neun
Filzstifte ins begeisterte Publikum.
Anders als bei seiner ersten Regierungsübernahme wirkt Trump 2.0 viel strukturierter, professioneller und gut vorbereitet. Er ist nicht mehr der Rookie in Washington, sondern hat in seiner ersten Amtszeit viel dazugelernt – und auch in seinen Jahren als vom Rechtsstaat verfolgter Oppositioneller.
Anders als bei seiner ersten Regierungsübernahme wirkt Trump 2.0 viel strukturierter, professioneller und gut vorbereitet. Er ist nicht mehr der Rookie in Washington, sondern hat in seiner ersten Amtszeit viel dazugelernt – und auch in seinen Jahren als vom Rechtsstaat verfolgter Oppositioneller.
Deutsche Wähler können nur staunen: Das amerikanische Zweiparteiensystem sorgt für eine Entschiedenheit in der Umsetzung des Wählerwillens, von der wir hierzulande nur träumen können. Wer CDU und Friedrich Merz wählt, bekommt von 100 Punkten am Ende nur 21,73 und soll sich darüber freuen. Die FDP ist daran in der Ampel zerbrochen. Die Brandmauer verhindert, dass es im Zweifel anders werden könnte.
Deshalb kann man auf
Trump neidisch sein, ohne alles in seiner exaltierten Programmatik zu
teilen. Demokratie lebt von Machtwechseln. Das deutsche neue
Status-Quo-Theater zerstört die Demokratie auf Dauer mehr als Donald
Trumps Hyper-Exekutive.
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