16 Dezember 2022

AfD-Umfragehoch Die Merkel-CDU darf sich fragen, was sie im Osten angerichtet hat (WELT+)

AfD-Umfragehoch
Die Merkel-CDU darf sich fragen, was sie im Osten angerichtet hat (WELT+)
, Chefredakteur, 15.12.2022
Eine neue Umfrage sieht die AfD in Thüringen bei 30 Prozent. Zählt man die Linkspartei dazu, neigt weit mehr als jeder zweite Wähler zum rechten oder linken Rand. Dort suchen sie, was sie den linksliberalen Eliten nicht mehr zutrauen. Vor allem der CDU muss das zu denken geben.
Es sind Zahlen, die schockieren, aber nicht überraschen. Nach der neuesten Umfrage von „Wahlkreisprognose“ für Thüringen liegt die AfD dort bei 30 Prozent, die Linke bei 27 Prozent, CDU-FDP-SPD-Grüne kommen zusammen auf 36 Prozent. Das heißt, dass die Parteien der Ränder mindestens 57 Prozent der Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen können.
Andere Umfragen zeigen ein weniger drastisches Bild, aber die Tendenz geht weg von den Parteien der Bonner Republik. Altparteien sind es ja nicht zwingend, denn die Linke ist ja die Nachfolgeorganisation der SED.

Da sind wir schon bei den Problemen in Thüringen. Ministerpräsident Bodo Ramelow kommt von der Linken, einer Partei, die, auch wenn sie in Teilen geläutert ist, geschichtlich eine sozialistische Diktatur mit sich herumschleppt – und in der es bis heute Figuren und Unterorganisationen gibt, die Kuba und Venezuela für Inspirationsquellen halten.

Auch wenn sich linksliberale Medien nach der Kemmerich-Wahl durch die AfD und den Turbulenzen danach entschieden haben, den ach so gemäßigten Ramelow umgehend zu verklären, bleibt die Linke jene Partei, auf deren Strategietagungen überlegt wird, ob Wohlhabende hierzulande erschossen oder zur Zwangsarbeit geschickt werden sollen.

Eigentlich müssten AfD und Linke koalieren. Sie verbindet mehr, als ihnen lieb ist. Beide gehören im Zweifel zur großen Putin-Koalition, verachten den Westen und halten den Kapitalismus für eine volks- bzw. gesellschaftszersetzende Angelegenheit. Höckes Nationalsozialstaat und Wagenknechts patriotischer Sozialismus wissen voneinander. Das Rechtsradikalen-Fanzine „Compact“ feiert Wagenknecht bereits als die „beste Kanzlerin“.

Die alten Westparteien sind in Thüringen gescheitert. Die Brandmauern gegen rechts halten kaum. Ein Verbot der AfD würde in Thüringen und Sachsen wohl für Unruhen sorgen. Sollte es aufgrund von Gas-Engpässen erneut zu steigenden Preisen kommen, wäre das Wasser auf die Mühlen der linken und rechten Populisten. Geht es so weiter, zerreißt das Land, dessen Sound und Style von linksliberalen Eliten geprägt wird.

Die müssen anfangen, an sich zu zweifeln – oder machen so weiter. Die Merkel-CDU darf sich auch fragen, was sie angerichtet hat. Selbstkritik ist angesagt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen