Bildungsmonitor deckt auf: Schulqualität seit 2015 im Abwärtstrend (Epoch Times)
Deutschlands
Schulen stecken weiter in der Krise: Laut neuem IW-Bildungsmonitor hat
sich die Lage 2025 erneut verschlechtert. Besonders dramatisch ist der
Rückgang im Vergleich zu 2013. Politik und Experten fordern nun
verpflichtende Sprachtests und gezielte Investitionen.
Plünnecke spricht von einer
„Wasserscheide“ um das Jahr 2015. Bis dahin hätten sich die Schulen
verbessert, danach sei die Entwicklung in eine Abwärtsspirale geraten.
Hintergrund sei vor allem die hohe Zuwanderung, die das Schulsystem
überfordert habe. „2015 kamen deutlich mehr Kinder, als die
Kultusminister ursprünglich eingeplant hatten. Viele von ihnen brachten
sprachliche und soziale Herausforderungen mit, auf die keine schnellen
Antworten gefunden wurden“, so der Experte gegenüber der „Welt am
Sonntag“. Noch heute komme gezielte Förderung vielerorts zu spät. Laut
IW erreichen bis zu 40 Prozent der Kinder nicht die Mindeststandards
beim Lesen. Plünnecke plädiert deshalb für verbindliche Sprachtests im
Vorschulalter.
Bundesbildungsministerin
Karin Prien (CDU) verweist auf den Koalitionsvertrag, in dem eine
„flächendeckende, verpflichtende Sprach- und Entwicklungsdiagnostik für
vierjährige Kinder“ verankert sei. Nur wer Förderbedarf früh erkenne,
könne Kindern gezielt helfen. Eltern hätten dabei eine Schlüsselrolle.
„Unser Ziel ist es, Chancen zu eröffnen, nicht zu sanktionieren. Aber
wenn Hilfe ausbleibt, müssen wir gemeinsam Lösungen finden“, so Prien.
In
der Union werden auch schärfere Töne angeschlagen. Die
bildungspolitische Sprecherin Anne König fordert, notfalls über
„wirksame Sanktionen“ nachzudenken. Bei der SPD stößt dies auf
Ablehnung. Zwar unterstütze Bildungspolitikerin Jasmina Hostert
verpflichtende Sprachtests, doch seien verbindliche Fördermaßnahmen der
richtige Weg – nicht Strafen. Auch die Linke lehnt Sanktionen ab und
fordert stattdessen „eine große Ausbildungsoffensive und mehr Mittel für
die frühkindliche Bildung“, wie Nicole Gohlke betont.
Die Grünen sehen verbindliche Sprachtests
ebenfalls positiv, warnen aber vor einem Strafsystem. „Sprache ist der
Schlüssel zur Welt“, sagt die Abgeordnete Anja Reinalter. „Es geht
darum, Eltern mitzunehmen und zu überzeugen.“ Unterstützung statt Druck
laute das Motto. Anders bewertet die AfD die Lage. Bildungspolitiker
Götz Frömming sieht das eigentliche Problem in Brennpunktschulen, wo
kaum Deutsch gesprochen werde. „Für den Spracherwerb ist das familiäre
Umfeld entscheidend. Nichts kann ein funktionierendes Elternhaus
ersetzen.“
Fachleute warnen vor hohen Folgekosten
Bildungsforscher
mahnen zu entschlossenem Handeln. „Die Bildungskarriere eines Kindes
wird im Kindergarten gemacht. Wer hier nicht fördert, verursacht später
enorme Folgekosten“, sagt Havva Engin von der Pädagogischen Hochschule
Heidelberg. Prävention sei günstiger als lebenslange Reparatur.
Auch die Lehrerverbände schlagen Alarm.
„Wir können die aktuellen Schülerzahlen mit originär ausgebildeten
Lehrkräften gar nicht mehr abdecken“, warnt Gerhard Brand, Vorsitzender
des Verbands Bildung und Erziehung. Immer häufiger brächten Kinder auch
familiäre Probleme mit in die Schule – eine Last, die Lehrkräfte allein
nicht tragen könnten. Brand fordert kleinere Klassen, bessere
Qualifizierung von Quereinsteigern und stärkere Unterstützung durch
Kommunen und Vereine. „Schule kann nicht alles richten. Bildung ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
Gutachten aus April fordert Investitionen
Der
Bildungsmonitor steht mit seiner pessimistischen Einschätzung nicht
allein. Ein aktuelles Sondergutachten, dass das Institut der Deutschen
Wirtschaft (IW) im April unter dem Titel „Bildungspolitik – Was jetzt zu tun ist“
veröffentlicht hat, warnt, dass das deutsche Bildungssystem den
wachsenden Anforderungen von Digitalisierung, Dekarbonisierung und
demografischem Wandel nicht gewachsen sei.
„Das Bildungssystem trägt den genannten
Anforderungen gegenwärtig nicht in ausreichendem Maße Rechnung. Es sind
daher in den kommenden Jahren weitere Investitionen in das
Bildungssystem notwendig“, heißt es in dem Bericht. Studien wie PISA und
der IQB-Bildungstrend belegten rückläufige Schülerleistungen, vor allem
im Lesen und in Mathematik. Zudem verfügten laut ICILS 2023 rund 40,8
Prozent der Schüler nur über geringe computer- und informationsbezogene
Kompetenzen, während lediglich 1,1 Prozent die höchste Stufe erreichten.
Die
Autoren verweisen auch auf wachsende Ungleichheit: Der Anteil
minderjähriger Kinder aus Haushalten ohne Berufsabschluss sei von 11,4
Prozent im Jahr 2011 auf 17,6 Prozent im Jahr 2021 gestiegen, bei den
15-Jährigen habe der Anteil mit Migrationshintergrund inzwischen 38,7
Prozent erreicht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen