22 August 2025

Abwanderung von Fachkräften: Immer mehr deutsche Arbeitnehmer verlassen ihr Heimatland

Wer was kann, wandert aus - Wer nichts kann, wandert ein
Abwanderung von Fachkräften:

Immer mehr deutsche Arbeitnehmer verlassen ihr Heimatland
In den "Deutschen Wirtsschaftsnachrichten" wird berichtet: Immer mehr Deutsche sagen Adieu und wandern aus: 2024 waren es 270.000 Ausreisewillige, 2025 wird ein neuer Rekordwert erwartet. Doch wer verlässt den deutschen Arbeitsmarkt? Es sind Selbstständige, Akademiker und Fachkräfte, für die Deutschland nicht mehr attraktiv ist. Sie sind nicht faul, sondern jung und gut gebildet. Beginnt der Niedergang des geschwächten Wirtschaftsstandortes Deutschland?
Jährlich verlassen durchschnittlich rund 210.000 Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft im Alter von 20 bis 40 Jahren das Land, drei Viertel davon mit Hochschulabschluss – Tendenz steigend. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Selbstständige, Akademiker und Fachkräfte verlassen Deutschland besonders häufig.
Es sind also vor allem die gut Ausgebildeten, die Deutschland den Rücken kehren: Akademikerinnen und Handwerker, Selbstständige und Fachkräfte. Allesamt Menschen, die Deutschland in Zeiten des demografischen Wandels eigentlich dringend braucht.
Wie viele Deutsche genau im Ausland leben, wird nicht systematisch erfasst. Klar ist nur: Die Zahl der Auswanderer steigt seit Jahren an. Waren es 2010 noch rund 141.000, haben 2024 fast 270.000 Deutsche das Land verlassen. Das Statistische Bundesamt fächert die Gründe nicht explizit auf – zu einer „etwaigen Motivlage“ könne man keine Auskunft geben, heißt es auf Nachfrage.So kommt es, dass unter die Auswanderer auch Studierende oder Rentnerinnen und Rentner fallen. Allerdings machten Personen ab 65 Jahren zuletzt gerade mal sechs Prozent der Ausgewanderten aus. Etwa die Hälfte ist zwischen 25 und 49 Jahren alt – also im besten Alter für den Arbeitsmarkt.
In der Migrationsstatistik gibt es viele widersprüchliche Ströme. Der „Wanderungssaldo“, wie es im Behördensprech heißt, ist zwar seit 15 Jahren positiv. Seitdem ziehen jedes Jahr mehr Menschen nach Deutschland, als auswandern – wir haben also Netto-Zuwanderung, die vor allem auf ausländischen Menschen fußt. Seit 2005 ist der Saldo bei deutschen Staatsbürgern durchgängig negativ. Sprich: Es verlassen mehr Deutsche das Land, als wieder aus dem Ausland zuziehen.
Allein von Januar bis April 2025, das sind die neuesten Zahlen der Statistiker, haben schon mehr als 93.000 Deutsche das Land verlassen. Rechnet man das aufs Gesamtjahr hoch, könnte 2025 gar ein neuer Rekord stehen.
Die Zahl der Rückkehrer nimmt dagegen immer weiter ab. Zehn Prozent der unter 30-Jährigen sind außerdem aktiv auf der Suche nach einem Job im Ausland.
Thomas Liebig, der für die OECD zum Thema Migration forscht, sieht Handlungsbedarf.
Denn hochqualifizierte Menschen werden in Deutschland dringend gesucht. Entscheidungsträger deutscher Unternehmen und die Politik sollten sich deshalb fragen, warum gut ausgebildete Deutsche auswandern – und wie man Anreiz schafft, um sie hierzubehalten bzw. zurückzuholen.
Was sind die Gründe für den Exodus? Warum entscheiden sich immer mehr Unternehmerinnen und Leistungsträger, ihr Glück außerhalb des Landes zu suchen? Das Handelsblatt hat mit mehreren Auswanderern gesprochen, Experten befragt und Statistiken durchforstet.
Das Bild, das sich daraus ergibt: In der Wahrnehmung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe wird Deutschland immer unattraktiver. Der Frust über Bürokratie und hohe Steuerlast spielt dabei eine Rolle, bisweilen auch die Angst vor einem politischen Rechtsruck oder ganz allgemein die Sehnsucht nach einem freieren Leben. Aber sind die Auswanderer im Ausland wirklich glücklicher? Und welche rechtlichen und finanziellen Probleme können drohen, wenn man tatsächlich seine Zelte in Deutschland abbricht?
Aber nicht nur Fachkräfte wandern ab.
Laut Finanzblatt verlassen immer mehr Millionäre Deutschland, Kapitalabfluss von rund zwei Milliarden Euro.
Erstmals seit Beginn der Erhebungen rechnet der aktuelle »Private Wealth Migration Report« des Beratungsunternehmens Henley & Partners damit, dass im Jahr 2025 mehr vermögende Privatpersonen das Land verlassen werden, als neue hinzukommen. Konkret erwartet der Report ein Minus von rund 400 Millionären – und damit einen Kapitalabfluss von etwa zwei Milliarden Euro.

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