Habeck:
Konsens ist, wenn ich Recht habe (Focus Briefing)
Tanita Koch, 27.08.2025
Gehören Sie zu den mehr als 450.000 Menschen, die die Petition „Robert, bitte verlass uns nicht!“ (oder so ähnlich) unterzeichnet haben? Triggeralarm: Dann überspringen Sie besser dieses Herrn Habeck gewidmete Editorial und scrollen weiter.
Der Massenaufruf lobhudelte im Frühjahr: „Du widersetzt dich dem oftmals zynischen und entmenschlichten Diskurs.” Und: „Du hörst zu, wägst ab, fühlst mit…“
Räusper. Nun ja.
Der mitfühlende Robert wirft Markus Söder gerade im großen taz-Abschiedsinterview „fetischhaftes Wurstgefresse“ vor. Wolfram Weimer betreibe, so Habeck, „Sprachjakobinertum von rechts“.
Julia Klöckner wiederum, ebenfalls „rechts“, sei zu Neutralität „unfähig“, eine polarisierende „Fehlbesetzung“ – und überdies zu blöd für ein Ministeramt.
Man darf das alles finden
Nur sollte es vielleicht nicht unbedingt derjenige hinausposaunen, der jahrelang mit seinem innerem Betroffenheits-Monolog öffentlich missionieren ging, die Republik über „konsensstiftende“ Sprache aufklärte, #PolitikUndAnstand einforderte („Klar in der Sache, aber immer mit Respekt“), das „ewige Hickhack der großen politischen Bühne“ und den „vergifteten Diskurs“ beklagte.
Der Ex-Minister beweist: Konsens heißt für Habeck, seiner Meinung zu sein. Abweichende Auffassungen sind hingegen „kulturkämpferische Signale“.
Ich hielt ihn, mein Fehler, für klüger. Allein aus PR-Sicht. Statt seine nahende Freiheit im akademischen Ausland zu feiern, gibt er dem politischen Gegner Gelegenheit, noch einmal an den „heillos überforderten Wirtschaftsminister“ zu erinnern, so der parlamentarische Innenstaatssekretär Christoph de Vries (CDU) gegenüber meiner FOCUS-Kollegin Alisha Mendgen. Oder ihm, wie der CDU-Abgeordnete Johannes Steiniger im FOCUS „grüne Doppelmoral“ vorzuwerfen: „Sexismus wird immer laut angeprangert, außer er trifft eine Frau der CDU.“
Mit Frau Klöckner, der Bundestagspräsidentin, will der scheidende Abgeordnete Habeck nicht mal ein Abschlussgespräch führen. Dabei hatte er doch so schön pastoral gepostet: „Man trifft sich immer zweimal im Leben, und man sollte sich immer noch die Hand reichen können.“ Haltbarkeit dieses Spruchs: ein Wahlkampf.
A propos Sprüche. Am wenigsten vermissen werde ich Habecks Pseudo-Tiefsinnigkeit. Er brauche „Abstand“, gehe „ins Offene“, lasse die „Leinen los“ und wolle wieder „Luft unter die Flügel“ bekommen. Floskelalarm ist dafür gar kein Ausdruck.
Mit seinem Interview ist es dem Ex-Vizekanzler gelungen, dass ich sogar mal einer Meinung mit Markus Söder bin. Er rief Habeck via „Bild” zu: „Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg
Der Massenaufruf lobhudelte im Frühjahr: „Du widersetzt dich dem oftmals zynischen und entmenschlichten Diskurs.” Und: „Du hörst zu, wägst ab, fühlst mit…“
Räusper. Nun ja.
Der mitfühlende Robert wirft Markus Söder gerade im großen taz-Abschiedsinterview „fetischhaftes Wurstgefresse“ vor. Wolfram Weimer betreibe, so Habeck, „Sprachjakobinertum von rechts“.
Julia Klöckner wiederum, ebenfalls „rechts“, sei zu Neutralität „unfähig“, eine polarisierende „Fehlbesetzung“ – und überdies zu blöd für ein Ministeramt.
Man darf das alles finden
Nur sollte es vielleicht nicht unbedingt derjenige hinausposaunen, der jahrelang mit seinem innerem Betroffenheits-Monolog öffentlich missionieren ging, die Republik über „konsensstiftende“ Sprache aufklärte, #PolitikUndAnstand einforderte („Klar in der Sache, aber immer mit Respekt“), das „ewige Hickhack der großen politischen Bühne“ und den „vergifteten Diskurs“ beklagte.
Der Ex-Minister beweist: Konsens heißt für Habeck, seiner Meinung zu sein. Abweichende Auffassungen sind hingegen „kulturkämpferische Signale“.
Ich hielt ihn, mein Fehler, für klüger. Allein aus PR-Sicht. Statt seine nahende Freiheit im akademischen Ausland zu feiern, gibt er dem politischen Gegner Gelegenheit, noch einmal an den „heillos überforderten Wirtschaftsminister“ zu erinnern, so der parlamentarische Innenstaatssekretär Christoph de Vries (CDU) gegenüber meiner FOCUS-Kollegin Alisha Mendgen. Oder ihm, wie der CDU-Abgeordnete Johannes Steiniger im FOCUS „grüne Doppelmoral“ vorzuwerfen: „Sexismus wird immer laut angeprangert, außer er trifft eine Frau der CDU.“
Mit Frau Klöckner, der Bundestagspräsidentin, will der scheidende Abgeordnete Habeck nicht mal ein Abschlussgespräch führen. Dabei hatte er doch so schön pastoral gepostet: „Man trifft sich immer zweimal im Leben, und man sollte sich immer noch die Hand reichen können.“ Haltbarkeit dieses Spruchs: ein Wahlkampf.
A propos Sprüche. Am wenigsten vermissen werde ich Habecks Pseudo-Tiefsinnigkeit. Er brauche „Abstand“, gehe „ins Offene“, lasse die „Leinen los“ und wolle wieder „Luft unter die Flügel“ bekommen. Floskelalarm ist dafür gar kein Ausdruck.
Mit seinem Interview ist es dem Ex-Vizekanzler gelungen, dass ich sogar mal einer Meinung mit Markus Söder bin. Er rief Habeck via „Bild” zu: „Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen