„Im
Jahr 2010 bezog Deutschland 80 Prozent seiner Primärenergie aus
Kohlenwasserstoffen. Heute, nach einer halben Billion Dollar, einer
Verdreifachung der Energiepreise, einer Verarmung der Bevölkerung und
einer schrumpfenden Industrie, sind sie von 80 auf 74 Prozent
zurückgegangen.“ Chris Wright, US-Energieminister
„Energiechaos“ oder Vorbild? Wie die Welt die deutsche Energiewende sieht (EpochTimes)
Fast
nur noch Erneuerbare und möglichst keine Fossilen mehr, Kernenergie gar
nicht. Das ist das Ziel der Energiewende hierzulande. Kann sie ein
Vorbild für andere Länder sein? Ein Überblick darüber, wie andere Länder
den deutschen Sonderweg in der Energiepolitik betrachten.
Maurice Forgen,
Die Energiestrategie der alten und neuen
deutschen Bundesregierung ist klar: alles auf erneuerbare
Energiequellen, weg von den Fossilen – und der Kernkraft. Damit will sie
eine klimaneutrale Zukunft mit möglichst geringen CO₂-Emissionen realisieren.
Zwar
decken einige andere Länder ihren Strombedarf bereits ebenfalls mit
einem teils sehr hohen Anteil an erneuerbaren Energien. Doch dabei
handelt es sich meist um grundlastfähige Wasser- oder
Geothermiekraftwerke. In Deutschland besitzen diese Stromquellen jedoch
nur geringe Kapazitäten, die schon weitestgehend ausgereizt sind.
Daher setzt der Bund hier auf wetterabhängige Windkraft- und Photovoltaikanlagen.
Bereits seit rund einem viertel Jahrhundert fördert er den massiven
Ausbau dieser beiden Energiequellen. Das Ergebnis bis heute: mehr als
30.600 Windräder und über 5 Millionen Solaranlagen zur Stromerzeugung. Gemeinsam weisen sie eine installierte Leistung von gut 178 Gigawatt (GW) vor.
Eine einsame Strategie
Eine solche Strategie, also der Fokus auf Wind- und Solarenergie bei gleichzeitigem Atom- und Kohle-Aus,
fährt bisweilen kein anderes Industrieland. Zwar bemühen sich viele
Staaten um den Ausbau ihrer Erneuerbaren, allerdings halten sie
weiterhin an Kohle- oder Kernkraft – oder an beidem – fest.
Die Kernkraftwerke abschalten wollten neben Deutschland bis in jüngster Vergangenheit auch etwa Belgien, die Schweiz, Südkorea und Taiwan. Doch bis auf Taiwan – und Deutschland – haben sich jüngst alle diese Staaten wieder vom Atom-Aus abgewendet.
Und in Taiwan produzieren zu rund 80 Prozent
Kohle-, Erdgas- und Erdölkraftwerke den Strom für die Insel. In Ländern
ohne Kernkraft sichern meist Kohlekraftwerke einen Großteil der
Stromversorgung.
Schwarzenegger: „Welchen Sinn macht das?“
In Deutschland stößt die Energiewende auf zahlreiche, teils hoch angesehene Befürworter. Allerdings hat in den vergangenen Jahren auch die Anzahl der Kritiker zugenommen. Doch wie betrachten andere Länder den deutschen Sonderweg?
Im vergangenen Jahr sorgte besonders die Aussage von Arnold Schwarzenegger
auf dem „Austrian World Summit“ im Juni 2024 für Schlagzeilen. Mit
Blick auf die deutsche Energiewende fragte sich der Hollywood-Star, der
mit seiner Schwarzenegger Climate Initiative die jährliche
Klimakonferenz begründet hat: „Welchen Sinn macht das?“ Er kritisierte
den stockenden Ausbau der Windkraft, während die damalige Ampelregierung
die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet hat.
„Wie
wollen sie diese saubere Energie [der Kernkraftwerke] ersetzen? Sie
wissen es wirklich nicht. Aber sie wissen eins: sie müssen weiterhin
Kohle verbrennen“, sagte der gebürtige Österreicher. Zudem beklagte er,
dass Deutschland 16 Milliarden Euro in den Bau neuer Gaskraftwerke
investieren wolle. „Sie haben ‚Nein‘ zu sauberer Energie […] und ‚Ja‘ zu
fossilen Brennstoffen gesagt.“
Der
ehemalige Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien sah einen
Widerspruch bei der deutschen Energiepolitik: „Wie kann man der
Bevölkerung von einem Klimanotstand erzählen, der verlangt, so schnell
wie möglich auf fossile Brennstoffe zu verzichten, während man
gleichzeitig Entscheidungen trifft […], die die Umwelt noch mehr
verschmutzen?“
atsächlich konnte Deutschland seine CO₂-Emissionen im vergangenen Jahr weiter senken. Laut dem Portal „Electricity-Maps“ lag der Wert bei 334 Gramm CO₂-Äquivalente pro erzeugter Kilowattstunde. Im Jahr 2017 waren es noch 514 Gramm. Mit Kernkraft hätte der letztjährige Wert jedoch noch geringer ausfallen können, da dieser Kraftwerksart lediglich rund 5 Gramm CO₂-Äquivalente pro erzeugter Kilowattstunde zugeschrieben wird. Der Emissionswert von Kohlekraft liegt hingegen meist bei mehr als 1.000 Gramm.
atsächlich konnte Deutschland seine CO₂-Emissionen im vergangenen Jahr weiter senken. Laut dem Portal „Electricity-Maps“ lag der Wert bei 334 Gramm CO₂-Äquivalente pro erzeugter Kilowattstunde. Im Jahr 2017 waren es noch 514 Gramm. Mit Kernkraft hätte der letztjährige Wert jedoch noch geringer ausfallen können, da dieser Kraftwerksart lediglich rund 5 Gramm CO₂-Äquivalente pro erzeugter Kilowattstunde zugeschrieben wird. Der Emissionswert von Kohlekraft liegt hingegen meist bei mehr als 1.000 Gramm.
WSJ: Teure Energiewende, schwankender Ertrag
Kritische Worte kamen jüngst auch aus den USA. Das „Wall Street Journal“ (WSJ) sprach in einem Ende April veröffentlichten Leitartikel
die Hunderte Milliarden Euro teuren Investitionen in die hiesige
Energiewende an. Gleichzeitig seien die Anteile der Erneuerbaren am
Energiemix zuletzt deutlich gesunken – trotz Ausbau.
„Seit April 2024 wurden in Deutschland 872 Windkraftanlagen
mit einer [installierten] Leistung von 4,3 GW zugebaut. Dennoch sank
die Windkraftleistung um 16 Prozent. Autsch“, heißt es darin. Das Wetter
habe daran schuld gehabt. „Februar und März waren ungewöhnlich
windstill, sowohl an Land als auch auf See. Der Mangel an Regen
bedeutete, dass die Wasserkraft unterdurchschnittliche Ergebnisse
erzielte.“
Einen Anstieg im
Vergleich zum Vorjahr gab es dafür bei der Solarstromproduktion. Das kam
daher, dass der März sonniger war als üblich. Das WSJ fügte jedoch
hinzu, dass der März in Deutschland eine relativ kurze Tageslichtdauer
hat. Somit schaffte es die höhere Solarstromproduktion nicht, den
Rückgang bei der Windenergieerzeugung auszugleichen.
Letztlich wünschte das US-Leitmedium
Deutschland „viel Glück“ mit seiner Energiewende. WSJ schrieb, dass eine
„übermäßige Abhängigkeit von unsteten erneuerbaren Energien“
Erdgaskraftwerke als Reserve unwirtschaftlich mache. Der Artikel
schließt mit dem Satz: „Sein [Deutschlands] Energiechaos reicht aus, um
allen anderen klarzumachen, dass es kein Vorbild sein kann.“
US-Energieminister: Energiepreise verdreifacht
Auch die US-Regierung hat sich von der deutschen Energiewende distanziert. Der neue Energieminister, Chris Wright, betonte mehrfach, dass die Vereinigten Staaten „nicht dem deutschen Konzept folgen werden“.
In seiner Begrüßungsrede
an die Ministeriumsmitarbeiter im Februar verglich er das heutige
Deutschland mit jenem vor 15 Jahren. Seitdem habe die Bundesrepublik
laut Wright rund 500 Milliarden US-Dollar ausgegeben. „Das ist ein
Zehntel unserer Wirtschaft. Das ist, als hätten wir 5 Billionen Dollar
ausgegeben. Überlegen Sie mal, wie viel ärmer wir wären.“
Ebenso kritisierte Wright den großen Flächenbedarf der Photovoltaik und der Windkraft.
In Deutschland gebe es „fast keinen Ort, an dem sie [Windkraftanlagen]
nicht irgendwann zu sehen sind. […] Sie haben überall Sonnenkollektoren
installiert. Nordeuropa, wo es im Winter bewölkt und kalt ist, ist mit
Solaranlagen zugepflastert“, sagte er.
Anschließend teilte er mit, was die Resultate dieser 500-Milliarden-Dollar-Investition sind, die weiterhin jährliche Milliardenkosten verursacht. Die Energiepreise hätten sich seiner Aussage nach seit 2010 verdreifacht.
Mehr Kapazität, weniger Ertrag, weniger Industrie
In
diesem Zeitraum hätte sich die installierte Stromerzeugungskapazität
von etwas über 100 GW auf inzwischen 240 GW erhöht. „Aber wie viel Strom
produzieren sie heute im Vergleich zu vor 15 Jahren? Erstaunlicherweise
20 Prozent weniger“, stellte Wright fest.
Das entspreche gleichzeitig dem Rückgang der deutschen Industrieproduktion
– ebenfalls 20 Prozent. „Diese Industriemacht der Welt verliert ihre
Industrie. Die petrochemische Industrie ist zuerst von Deutschland in
die Vereinigten Staaten und dann nach Asien abgewandert“, so der
Energieminister.
„In den vergangenen zwei Jahren gab es kein Wirtschaftswachstum.“ Wright erwähnte die Entwicklungen im Sektor der Künstlichen Intelligenz.
„Wie viel von dieser Revolution findet in Deutschland statt? Fast gar
nichts, trotz der intelligenten Köpfe, die dort arbeiten.“ Wright sieht
bei Deutschlands Versuch, sich von Kohlenwasserstoffen abzuwenden, kaum
Erfolg. Er sagte:
„Im Jahr 2010 bezog Deutschland 80 Prozent seiner Primärenergie aus Kohlenwasserstoffen. Heute, nach einer halben Billion Dollar, einer Verdreifachung der Energiepreise, einer Verarmung der Bevölkerung und einer schrumpfenden Industrie, sind sie von 80 auf 74 Prozent zurückgegangen.“
Wright
schlussfolgerte: „Das zeigt, wie schwer es ist, ein Energiesystem zu
ändern. […] Niemand wird diesem Modell folgen. Wir wollen dieses
Experiment in den Vereinigten Staaten nicht wiederholen.“
Frankreich: „Albtraumszenario“ Dunkelflaute
Im November nahm das französische Nachrichtenmagazin „Le Point“ die deutsche Energiewende unter die Lupe. Anlass war eine von mehreren sogenannten Dunkelflauten im vergangenen Winter.
Weil am 6. November
der Wind kaum wehte, konnten die über 30.000 Windturbinen mit rund 0,1
GW Leistung den Strombedarf zeitweise nur zu 0,1 Prozent abdecken.
Ebenso schien die Sonne kaum – und ab 17 Uhr stellte sie gar kein Licht
mehr zur Verfügung. Somit waren laut Aussage des Magazins alle deutschen
Solaranlagen „nutzlos“. Dies sei ein „Albtraumszenario“, da der Bedarf
an diesem Tag teils bei mehr als 68 GW lag.
„Le
Point“ schrieb: „Um einen Stromausfall zu vermeiden, muss das Land
Strom in großem Umfang importieren und seine Öl- und Kohlekraftwerke bis
zum Maximum auslasten. Der Preis pro Megawattstunde steigt auf 820
Euro“. Laut RWE-Chef Markus Krebber sei dies „das Zehnfache des üblichen Preises“ gewesen.
Schweden: Kein Fan der deutschen Energiewende?
Diese
Preisanstiege bei Strommangel in den deutschen Netzen bekommen auch
unsere Nachbarländer zu spüren. Wie etwa Schweden. Darüber schrieb das
Portal „Statista Strategy“ vor rund zwei Jahren. Auch heute noch beeinflussen sich die europäischen Strommärkte gegenseitig – insbesondere benachbarte.
Für Schweden seien die deutschen Preisspitzen ärgerlich. Die Daten zeigen,
dass Südschweden meist deutlich höhere Börsenstrompreise hat als der
nördliche Teil des Landes. Das liegt schlicht daran, dass Südschweden
näher an Deutschland liegt und somit direkt von dessen Börsenstrompreisen beeinflusst wird.
Dabei hat Schweden selbst schon längst den Schritt zu einer kostengünstigen, klimaneutralen Stromversorgung vollzogen. Das Land versorgt sich mit einem Mix aus Wasserkraft, Kernkraft, Windkraft, Biogas und Photovoltaik.
Dasselbe gilt für Negativpreise bei zu hoher Stromeinspeisung
der Erneuerbaren. Wenn in Deutschland der Preis unter null Euro fällt,
zieht das auch die Preise in den benachbarten Ländern herunter.
„Statista“
erwähnte, dass Schwedens Wasser- und Kernkraftwerke eine konstante
Grundlast liefern können – und somit konstant niedrige Preise. Die
deutsche Energiewende auf Basis von Solar- und Windenergie unterliegt
hingegen wetterbedingt starken Schwankungen. „Mit dem Ausstieg
[Deutschlands] aus fossilen Brennstoffen können diese Schwankungen nicht
mehr jederzeit ausgeglichen werden. Deutschland ist somit zur Deckung
seines Strombedarfs auf Importe aus anderen europäischen Ländern
angewiesen“, schreibt das Statistikportal.
Bei
der Recherche gelang es Epoch Times nicht, ein Land zu finden, das
momentan positiv auf Deutschlands Energiewende blickt. Vermutlich sehen
andere Länder zu viele Unsicherheitsfaktoren und Einbußen auf dem
deutschen Weg hin zur Klimaneutralität.
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