09 Februar 2025

Lieber ältere Kräfte anheuern „Miniröcke, Schlafanzughosen, faul”: US-Firmen entlassen Gen-Z-Angestellte (Focus-Online)

Trump lässt grüßen
Lieber ältere Kräfte anheuern
„Miniröcke, Schlafanzughosen, faul”: US-Firmen entlassen Gen-Z-Angestellte (Focus-Online)
Sandra Ward, 09.02.2025
Gen Z-Bewerber? Nein, Danke! – Immer mehr amerikanische Arbeitgeber entlassen Angestellte der Generation Z, die sie erst vor wenigen Monaten eingestellt haben.
Die Klischees über die Jahrgänge zwischen 1996 und 2010 seien wahr, behauptete die Mehrzahl von befragten US-Unternehmern in einer groß angelegten Studie: Mitarbeiter, die um die Jahrhundertwende geboren sind, seien oft tatsächlich so unzuverlässig, wenig belastbar, unpünktlich und kommunikationsunfähig wie ihr Ruf, hieß es. Vor allem ihre grundsätzliche Arbeitsmoral lasse schwer zu wünschen übrig. Das Problem: Auch in Deutschland fehlen in vielen technischen Berufen Studierende.
Daher haben bereits 6 von 10 Arbeitgebern Gen Z-Angestellte wieder entlassen, die sie erst kurz zuvor selbst eingestellt hatten. Von nun an wollen sie lieber ältere Kräfte anheuern. Dies könnte für künftige Hochschulabsolventen wie auch für den Arbeitsmarkt zu gravierenden Konsequenzen führen.
Gen-Z-Arbeiter nur wenige Monate nach der Einstellung wieder entlassen

60 Prozent aller befragten 1000 Arbeitgeber gaben in einer Studie des Datenanalyse-Portals „Intelligent.com” an, Gen-Z-Arbeiter nur wenige Monate nach der Einstellung wieder entlassen zu haben. Weiter erklärten sie: Aufgrund der Arbeitsmoral vieler junger Angestellten würden sie nur ungern ein weiteres Mal Vertreter der Generation Z in ihre Unternehmen bringen. Rund 15 Prozent der befragten Arbeitgeber gingen sogar einen Schritt weiter und betonten: Sie wollten grundsätzlich keine Kräfte mehr frisch von der Universität einstellen.
„Viele neue Hochschulabsolventen tun sich schwer, wenn sie neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Das kann nämlich ein enormer Kontrast zu dem sein, woran sie sich im Studium gewöhnt haben”, sagte der Karriereberater Huy Nguyen von „Intelligent.com”. „Sie mögen sich beim Studium vielleicht ein gewisses theoretisches Wissen angeeignet haben, aber es fehlt ihnen an praktischer Erfahrung aus der realen Welt und an Soft Skills, die man in der Arbeit nun einmal braucht, um Erfolg zu haben.” (Anmerkung der Redaktion: Zu sogenannten „Soft Skills” zählen unter anderem soziale Kompetenz, Kommunikations-, Kritik- und Konfliktfähigkeit, Belastbarkeit sowie Engagement.)

Im Gegensatz zu älteren Jahrgängen würden viele den Vertretern der Generation Z automatisch eine überzogene Wertschätzung einer Work-Life-Balance und Faulheit unterstellen, meinte er, sowie kurze Aufmerksamkeitsspannen, da sie in einem digitalen Zeitalter aufwuchsen. Auch die Mikro-Rente hat diese Generation schon für sich entdeckt.
Urteil der Studie vernichtend für Gen Z - auch bei der Kleidung

Insgesamt fiel das Urteil der Studie vernichtend aus: 75 Prozent der Arbeitgeber bewerteten ihre Erfahrungen mit Gen Z-Angestellten als unbefriedigend. Über die Hälfte gab an, die jungen Mitarbeiter seien unmotiviert. 39 Prozent beklagten ihre Kommunikationsfähigkeiten. Weitere 46 Prozent der Befragten bezeichneten ihre Gen Z-Arbeitnehmer als „unprofessionell”.

Selbst der Kleidungsstil vieler junger, neuer Angestellter wurde häufig als „völlig deplaziert” kritisiert. „Ob bauchfreie Oberteile, Schlafanzughosen oder Miniröcke – alles geht”, hieß es dazu jüngst in einem „Wall Street Journal”-Bericht über die „neuen Gen Z-Regeln für angemessene Bürokleidung”: „Ich habe schon bauchfreie Tops im Büro gesehen und Leggings”, so die Analytikerin Rachel Goldstein. Die 24-Jährige meinte, ältere Gen Z-Vertreter hätten oft eine bessere Vorstellung von akzeptablen Outfits für die Arbeit als jüngere.
College-Lehrkraft von der Gen Z erschüttert

Auch amerikanische Hochschuldozenten stimmen der breiten Kritik an der jungen Generation zu: „Ich kann zwar nicht beurteilen, wie es am Arbeitsplatz aussieht, aber als College-Lehrkraft bin ich von der Gen Z erschüttert; ein totaler Mangel an Arbeitsmoral und Verantwortungsbewusstsein. Ich bin echt schockiert und kann mir nur vorstellen, wie sich das im Berufsleben äußert”, postete jüngst ein User auf der Plattform Reddit. „Das kann ich von meinem Arbeitsplatz nur bestätigen”, antwortete ein Nutzer. „Unglaublich, dass eine Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, so unfähig ist, selbst einfache Lösungen im Netz zu finden.”

Doch andere Arbeitgeber widersprechen: „Ich verstehe die ganze Kritik an Gen Z-Angestellten nicht”, sagte Scott Baradell gegenüber der „New York Post”. „Sie wollen eben nicht nur einen Job, sondern etwas bewirken – und das ist doch ein Riesenvorteil fürs Geschäft”, so der CEO einer Marketing-Firma aus Dallas. „Unternehmer, die sie meiden, verpassen das gesamte Talent der nächsten Generation.”
“Müssen Gen Z-Kräfte einstellen, wenn wir überleben wollen”, betont Firmengründerin

Die Firmengründerin Karla Trotman aus Pennsylvania stimmte ihm zu: Mit flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten sollte man den Wünschen der neuen Generation besser entgegenkommen, meinte sie. Denn: „Vor allem wir Hersteller müssen doch Gen Z-Kräfte einstellen, wenn wir überleben wollen.”

Als Karriereberater rät Huy Nguyen den jungen Angestellten: Eigeninitiative zeigen, gute Fragen stellen und um Feedback bitten. Er ermuntert: „Wenn ihr eine positive Einstellung habt, Deadlines einhaltet und auch mal freiwillig Projekte außerhalb eurer direkten Aufgaben angeht, dann bekommt ihr auch einen guten Ruf.”

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