Von Thomas Tuma, 07.02.2025
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Akt 1: Friedrich Merz
antwortet mit einem „Zustrombegrenzungsgesetz“, dessen fünf Punkte man
aber bei SPD und Grünen für schlimmer hält als die vorangegangene Tat.
Großes Drama im Bundestag. Lügen-Vorwürfe, Beleidigungen, Empörung.
Chaos. Weil nur die AfD für das Merz-Gesetz die Mehrheit beschaffen
will, wallen Zehntausende durch deutsche Innenstädte. Die Demos richten
sich nicht gegen die Blutbäder, sondern „gegen rechts“. An meinem
tieferen Verständnis dieser Logik arbeite ich noch. Mei, ist halt
Theater, gell?
Akt 2: Der von der FDP vorgetragene
Alternativ-„Migrationspakt der Mitte“ ist tot, bevor er die anderen
Parteien erreicht. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck antwortet auf
offener Bühne mit einem eigenen „Zehn-Punkte-Plan“. Der wiederum sieht
zwar keine Zurückweisungen an den Grenzen vor, überrascht aber mit dem
neuen Begriff einer „Vollstreckungsoffensive“, was weniger nach Habeck
als nach Henker klingt, aber auch nur so tut.
Akt 3: Die Grüne Jugend
wirft ihrem eigenen Kanzlerkandidaten daraufhin mal „Hass und Hetze“
vor, mal die „größte Hetzjagd“ gegen Migranten seit 1945, womit auch
Habeck nun unter Nazi-Verdacht steht. Das immerhin geht längst ganz
schnell im Land.
Akt 4: In einem weiteren
Zehn-Punkte-Plan der jungen Grünen (sie hätten vielleicht auf 15
aufstocken sollen?) taucht als Lösungsidee u.a. die „gerechte
Besteuerung von Milliardenvermögen“ auf. Klar, eine Vermögensteuer wird
alle Migrationsprobleme lösen. Islamistische Einzeltäter werden ad hoc
geläutert der Gewalt abschwören, Messer und Macheten bei ihren örtlichen
Polizeidienststellen abgeben und sich zu Pflegekräften oder
KI-Entwicklern umschulen lassen. Dass da vorher niemand drauf kam.
Einmal
schlurcht langsam Olaf Scholz über die Bühne und tut das, was er schon
seit vier Jahren variantenreich tut: Er schweigt. Dafür ruft ein
Angela-Merkel-Double mehrfach Merz zur Ordnung.
Akt 5: Das gesamte
Ensemble steht nun kathartisch verschwitzt vorn am Bühnenrand. Alle im
Streit mit allen. Und jetzt stellen Sie sich bitte kurz vor, wie
verheerend dieses Zwei-Wochen-Drama beim Publikum, den Wahlbürgen,
ankam! Und diese Parteien sollen nach dem 23. Februar irgendwie
gemeinsam die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt regieren?
Epilog: „Wir
stehen selbst enttäuscht und seh´n betroffen den Vorhang zu und alle
Fragen offen.“ Wusste schon Bertolt Brecht. Hinten in den Kulissen lacht
ein letztes Mal durchdringend eine Eisprinzessin, die Alice Weidel
ähnelt.
Wie haben Sie das Migrations-Drama der vergangenen Tage erlebt?
Schreiben Sie mir: feedback@focus-magazin.de
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