«Gleichzeitig», so sagt Masuch, «minimiert diese Vorgehensweise öffentliche Kritik, insbesondere in heiklen politischen Phasen wie unmittelbar vor einer Wahl, da keine endgültigen Personalentscheidungen getroffen werden, die möglicherweise als Begünstigung interpretiert werden könnten.» Heisst also: Zumindest auf dem Papier umgeht der Minister den Vorwurf, kurz vor Ende seiner Amtszeit vertrauten Mitarbeitern Spitzenjobs zugeschanzt zu haben.
Die Chancen stehen allerdings gut, dass die von Habeck eingesetzten Leiter auch nach einem Regierungswechsel ihre Jobs behalten. Denn die kommissarische Besetzung verschaffe den Beamten einen Erfahrungs- und Bewährungsvorsprung, der bei künftigen regulären Beförderungsverfahren entscheidend sein könne, sagt Masuch.
Das Ministerium verweist seinerseits darauf, dass die zehn Referatsleiter-Posten intern ausgeschrieben wurden. Formell, so stellt es das Ministerium also dar, sei damit alles sauber.
Opposition sieht Wahlkampfmanöver
Doch auch das hat seine Tücken: Die Verwaltung besitze durchaus «Gestaltungsspielräume», um den gewünschten Kandidaten auf einen Posten zu lotsen, erklärt Masuch.
«Beispielsweise können Ausschreibungsfristen sehr kurz gehalten werden, so dass sie kaum wahrgenommen werden können.» Oder aber das Anforderungsprofil könne – rechtswidrig – so spezifisch formuliert werden, dass es de facto auf eine bestimmte Person zugeschnitten sei.
Die CDU-Wirtschaftspolitikerin Klöckner wirft Habeck deshalb Trickserei vor. «Hier wurde selbst noch nach dem Ampel-Aus trickreich versucht, eigene Leute in Stellung zu bringen für den Fall der Opposition. Und das Vorgehen soll durch diesen Kniff verschleiert werden, um nicht auf Beförderungsfragen offen antworten zu müssen», sagte sie der NZZ. «So etwas macht man eigentlich nicht.»
Insgesamt 146 Beförderungen für Spitzenbeamte
Doch nicht nur Habeck, fast alle deutsche Ministerien haben sich gegenüber ihren Spitzenbeamten in den vergangenen Wochen noch einmal generös gezeigt. Insgesamt 146 Beförderungen wurden seit Oktober des vergangenen Jahres auf der Leitungsebene der Ministerien bewilligt, das ist das Ergebnis einer NZZ-Nachfrage bei den sechzehn Ministerien.
Abgefragt
wurden dabei Beförderungen in hochrangigen Positionen ab der
Besoldungsgruppe A16, die mit einem Grundgehalt von mindestens 6916 Euro
dotiert sind. Diese Gehaltsstufe gilt für Führungsämter in den
Ministerien wie Regierungsdirektoren, Abteilungsleiter im diplomatischen
Dienst oder eben, wie im Fall von Habeck, für Referatsleiter in
Bundesbehörden.
Spitzenreiter ist das Auswärtige Amt unter Habecks Parteifreundin Annalena Baerbock mit 38 Beförderungen – fast ein Viertel aller Aufstiege auf Leitungsebene. Auch das Entwicklungsministerium (26 Beförderungen) und das Gesundheitsministerium (27 Beförderungen) zeigen sich grosszügig, Letzteres macht allerdings keine konkreten Angaben über die Besoldungsgruppe. Das Arbeitsministerium folgt mit 18 Beförderungen.
Vergleichsweise zurückhaltend agierten hingegen das Verkehrs- und das Finanzministerium mit jeweils nur 3 Aufstiegen sowie das Justizministerium mit einer Beförderung. Alle drei Behörden wurden zuvor von Ministern der FDP geführt, die jedoch Ende 2024 aus der Bundesregierung ausgeschieden ist.
Habecks Wirtschaftsministerium selbst meldet 9 Beförderungen von Spitzenbeamten – plus die 10 kommissarisch besetzten Referatsleitungen, die noch zu regulären Beförderungen werden könnten.
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